“Heute starten wir gemeinsam ein großartiges Projekt, mit dem wir beweisen wollen, dass öffentlicher schienengebundener Verkehr auch in ländlich/städtischen Regionen wie Gmunden samt Umlandgemeinden funktionieren kann. Die Durchführung der Traunseebahn von Vorchdorf bis Gmunden Hauptbahnhof ist ein Leuchtturm-Projekt für sanfte, umweltfreundliche und komfortable Mobilität”, freut sich Verkehrs-Landesrat Reinhold Entholzer.
LR Entholzer weiter: “Ich danke der Stadt Gmunden, die schon im Februar die Mitfinanzie-rung der Baukosten für das ‘missing link’ zwischen Franz-Josef-Platz und Seebahnhof be-schlossen hat. Auch der Oö. Landtag, dem ich sehr danke, hat vergangene Woche die Fi-nanzierung abgesichert. Somit hat sich eine große demokratische Mehrheit hinter dieses Projekt gestellt, das wir ab sofort mit Hochdruck verfolgen werden.”
Projektzeitplan steht:
“Für einen Politiker ist es immer riskant, konkrete Zeitpunkte zu nennen, wann ein Projekt fertig wird. Hier in Gmunden sind wir aber so gut vorbereitet, die Einreichplanung ist abgeschlossen, so dass wir ankündigen können, dass bei Fahrplanwechsel im Dezember 2017 die Strecke von Gmunden bis Vorchdorf durchgängig befahrbar sein wird”, informiert der Verkehrs-Landesrat.
Erste Etappe “Klosterplatz”
Der Projektzeitplan sieht vor, dass mit dem Bau der ersten Etappe, der Verlegung der Hal-testelle Seebahnhof samt Verlängerung bis zum Klosterplatz schon im Frühjahr 2014 begonnen wird. Teil dieser Etappe ist die gesamte Umgestaltung der Kreuzung Traunstein-/ Georgstraße und die Errichtung eines Mittelbahnsteiges Klosterplatz. Die Traunseebahn wird dann bis zum Klosterplatz im Regulärbetrieb fahren können, was für sich schon eine wesentliche verkehrliche Verbesserung bedeutet.
Grafiken: BHM Ingenieure
Zweite Etappe “Rathausplatz”
In den Jahren 2014/2015 soll die Etappe vom Franz-Josef- zum Rathausplatz errichtet werden. Die Herausforderung beim Bau dieser Etappe wird es sein, dass die wesentlichen Straßenverbindungen innerstädtisch immer aufrecht erhalten bleiben. Daher wird der Abschnitt selbst noch einmal in 3–4 Baulose unterteilt werden.
Dritte Etappe “Traunbrücke und Durchbindung”
Mit dem letzten Bauabschnitt, der in den Jahren 2016 und 2017 durchgeführt werden soll, wird die Traunseebahn endgültig bis zum Gmundner Hauptbahnhof führen.
Das Herzstück dieser Etappe ist jedenfalls die Neuerrichtung der Traunbrücke, deren Lebensdauer in rd. 20 Jahren ohnehin beendet gewesen wäre. Der Neubau ist aber insbe-sondere deshalb notwendig, weil die Fundamente der Brückenpfeiler noch aus dem Jahr 1901 stammen und aus Holzpiloten mit Steinschüttung bestehen. Die Tragkraft dieser Fundamente würde keinesfalls den höheren Lasten, die eine Straßenbahntrasse mit sich bringt, standhalten. Während des Brückenbaus soll der Individualverkehr (Auto‑, Fuß- und Radverkehr) mit nur einzelnen sehr kurzen Sperrzeiten fast durchgängig möglich sein. Dies wird durch eine Bauweise erreicht, wo immer nur eine Fahrbahnseite der Brücke abgetragen und dann neu gebaut wird.
Die Brücke wird seeseitig ausgebuchtet sein, um einerseits die halbseitige Bauweise ermöglichen zu können und andererseits den Straßen- und Trassenverlauf ohne Knicke sehr harmonisch zu gestalten.
Die neue Brücke soll eine attraktive Querung der Traun in der Innenstadt werden. Wo heute bei schönem Wetter Radfahrer und Fußgänger manchmal in Konflikt geraten, sollen großzügige Räume für die sanfte Mobilität geschaffen werden. Daraus ergibt sich, dass Fußgänger und Radfahrer gleich viel Platz bekommen, wie die StadtRegioTram und der Autoverkehr. Auf der Flußseite wird ein Windschutz angebracht, der den Fußgänger einen durchgängig geschützten Weg von den Arkadengängen entlang der Kammerhofgasse bis hinüber nach Traundorf ermöglicht.
Bauabwicklung – Projektmanagement
Die einzelnen Bauabschnitte werden mit der Stadt, den direkt betroffenen Anrainer und den Tourismusverantwortlichen zeitgerecht und in der Folge laufend abgestimmt werden. Eine gemeinsame Projektarbeitsgruppe aus Vertreter von Stadt Gmunden, Land Oberösterreich, Stern & Hafferl und den beauftragten Planer wird die Projektabwick-lung begleiten. Diese Steuerungsgruppe wird sich um alle Belange, die entlang der Strecke relevant werden, annehmen.
Neues, attraktives Fahrplanangebot — im Stundentakt zwischen Gmunden und Vorchdorf
Mit Inbetriebnahme der StadtRegioTram spätestens im Dezember 2017 soll auf der gesam-ten Strecke ein attraktives Taktangebot geschaffen werden. Der dichte Takt wird die prog-nostizierten Fahrgastzahlen einerseits heben und andererseits können die vielen Fahrgäste nur so transportiert werden. Die täglichen Betriebszeiten richten sich nach den Zugabfahrts-/ankunftszeiten am Bhf. Gmunden und in Vorchdorf. Grundprinzip der Fahrplanerstellung ist es, dass der Stundentakt zwischen Gmunden und Vorchdorf an beiden Enden einen Zuganschluss haben soll.
Fahrplan Wochentags:
Bereits um ca. 4:00 Uhr morgens wird gestartet. In der Morgenspitze sowie am Nachmittag fährt die Bahn dann im 15min-Takt innerstädtisch zwischen Bahnhof Gmunden und Engelhof bzw. im 30min-Takt bis Vorchdorf. In der Schwachlastzeit am Vormittag wird dieser Takt etwas reduziert. Ab 20.00 Uhr wird innerstädtisch ein 30min-Takt angeboten, der bis ca. 24 Uhr verkehren wird. Zwei Kurspaare werden nach/aus Vorchdorf verkehren.
Fahrplan an Samstagen:
Bis 19.30 Uhr wird ganztägig ein 20min-Takt innerstädtisch bis Engelhof bzw. ein Stunden-takt bis Vorchdorf angeboten. Ab ca. 20.00 Uhr ein 30min-Takt innerstädtisch und 2 Kurspaare nach/aus Vorchdorf.
Fahrplan an Sonn- und Feiertagen:
Am Vormittag ein 30min-Takt und am Nachmittag ein 20min-Takt innerstädtisch bzw. ganz-tags ein Stundentakt bis Vorchdorf. Ab ca. 20.00 Uhr ein 30min-Takt innerstädtisch, 1 Kurspaar nach/aus Vorchdorf.
Flankierende Maßnahmen im Angebots- und Infrastrukturbereich:
- Abstimmung der City- und Regionalbuslinien auf die StadtRegioTram
- Teilweise Einstellung/Änderung von Buslinien im Parallelbetrieb zur SRT
- Errichtung einer P&R‑Anlage am Bhf. Engelhof mit Busschleife
- Ausstattung der Haltestellen der SRT mit Fahrradabstellplätzen
- Modernisierung der letzten noch verbliebenen Haltestellen für den Einsatz der NF-Fahrzeuge. Errichtung von 2 neuen Ausweichstellen in Kirchham und Gschwandt.
- Erhalt der bisherigen Remise für den in Gmunden seit Jahren bewährten Sonderfahrbetrieb mit den historischen Fahrzeugen
- Parallel zur Errichtung der SRT soll auch der ÖBB-Bahnhof in Gmunden modernisiert und barrierefrei gestaltet werden. Es kommt dabei auch zu einer neuen Streckenführung der Straßenbahn, welche künftig direkt vor dem neuen Bahnhofsgebäude enden soll. Die umsteigenden Fahrgäste müssen dann die Straße nicht mehr queren.
Was ist eine StadtRegioTram?
Unter StadtRegioTram (SRT) versteht man die Verlängerung des vorhandenen städtischen Schienensystems in die Regionen bzw. umgekehrt, das umsteigefreie Hereinführen von Regional- und Lokalbahnen in die Innenstädte. Die StadtRegioTram fährt straßenbahn- bzw. lokalbahnähnlich, also mit dichteren Haltestellenabständen in den Siedlungsräumen und grundsätzlicher Bedienung aller Halte.
Zum Einsatz gelangen moderne Zweirichtungs-Niederflur-Garnituren, die zwar straßenbahnähnlich gestaltet, aber für den Überlandeinsatz optimiert sind. Die auf den Meterspurbahnen der Stern&Hafferl Verkehrs GmbH. zum Einsatz vorgesehenen Fahrzeuge weisen im Wesentlichen folgende Merkmale auf:
— Länge: ca. 32m; Breite: 2,4m
— Geschwindigkeiten von bis zu 70 km/h
— Niederflureinstiege
— Beförderungskapazität von bis zu 160 Fahrgästen (ca. 60 Sitzplätze)
— erhöhter Sitzkomfort, welcher sich an Lokalbahnfahrzeugen orientiert
— Fahrrad‑, Kinderwagen- und Rollstuhltransport möglich
Gegenwärtig werden elf solcher Fahrzeuge für die SRT Gmunden-Vorchdorf und die spurgleiche Lokalbahn Vöcklamarkt-Attersee ausgeschrieben. Der Ersteinsatz soll gegen Jahresende 2015 auf der Traunseebahn erfolgen, um die gegenwärtig dort leihweise eingesetzten Fahrzeuge aus Innsbruck zurückgeben zu können. Die Erneuerung des Fuhrparks in Gmunden ist für Sommer 2016 vorgesehen, als Letztes sollen die modernen Fahrzeuge bis Herbst 2016 dann auch auf der Attergaubahn zum Einsatz kommen.
Heinz Köppl, Bürgermeister der Stadt Gmunden:
“Das Projekt ‘StadtRegioTram Gmunden’ ist eine wesentliche gestalterische Weiterentwick-lung unserer Stadt, die Möglichkeit, den Verkehr in der Innenstadt einzudämmen bzw. bes-ser leiten zu können und sie schafft auch die Öffnung zu anderen Nachbargemeinden. Ich bin überzeugt, dass der öffentliche Verkehr in 10 – 15 Jahren wesentlich mehr Bedeutung haben wird als jetzt und dafür müssen wir schon heute die Grundlagen schaffen. Eine moderne, behindertengerechte Straßenbahn hilft aber gerade unserer Bevölkerung sehr we-sentlich, besser die Innenstadt zu erreichen und somit eine Verbesserung der Besucherfre-quenz zu schaffen und auch durch die bessere Erreichbarkeit der Schulen unsere Positionierung als Schulstandort zu unterstreichen.”
Ing. Günter Neumann, Geschäftsführer der Stern & Hafferl Verkehrs GmbH
“Ein Jahrhundertprojekt wird Wirklichkeit! Schon seit dem Bau der Lokalbahn Gmunden-Vorchdorf vor 101 Jahren war die Verbindung der beiden Strecken geplant. Mit der StadtRegioTram entsteht nun eine Bahn für die nächsten hundert Jahre. Für Stern & Hafferl als lokaler Betreiber heißt dies für noch mehr Kunden da zu sein und die Region noch besser miteinander zu vernetzen. Viele Gruppen werden davon profitieren: Schüler, die nicht mehr umsteigen müssen, Geschäftsleute, die sich über zusätzliche Kunden freuen, Bewohner entlang der Strecke, die über ein modernes Verkehrsmittel verfügen, Nachtschwärmer, die nach Veranstaltungen problemlos nach Hause kommen und nicht zuletzt der Tourismus, der damit ein einzigartiges Verkehrsnetz anbieten kann.
Schon jetzt sind mit den beiden Bahnen viele Arbeitsplätze direkt und indirekt verbunden. Durch die StadtRegioTram werden die bestehenden Arbeitsplätze gesichert und zusätzliche geschaffen.
Die Realisierung dieses Projektes ist für die Region und die große Stern & Hafferl-Familie ein weiterer wichtiger Meilenstein in Richtung Zukunft.”
salzi.tv | Salzkammergut Fernsehen
Wolfgang Sageder, Gmundner Mobilitäts-Stadtrat:
“Seit mehr als zehn Jahren habe ich mich in meiner Funktion als Mobilitätsstadtrat bemüht, das verkehrspolitische Großprojekt ‘StadtRegioTram’ im wahrsten Sinn des Wortes ‘auf Schiene’ zu bringen. Einerseits, weil ich von der regionalen Mobilitätsbedeutung einer durchgehenden Gleisachse überzeugt bin, andererseits weil die Verkehrssituation in der Gmundner Innenstadt einem zerstörerischen Ausmaß immer näher kommt. Vorausschau-ende Verkehrspolitik bedeutet für mich, jetzt die Weichen für die Jahre 2030+ zu stellen. Wie wichtig und richtig langfristige Planung ist, beweist beispielsweise der Verkehrsverbund Gmunden (Citybus + Straßenbahn), den ich am 1. September 1993, also vor ziemlich ge-nau 20 Jahren, durch den politischen Entscheidungsprozess bringen konnte und den sich heute die Mehrheit der Gmundner nicht mehr wegdenken will. Neben der StadtRegoTram und der Generalerneuerung des Bahnhofs als Leitthema wird es vor allem das Umfeld der Maßnahme sein, von dem die Gmundner Bevölkerung enorm profitieren kann. Erneuerte, anders gestaltete Plätze und Verkehrsräume, Raum und Wertigkeit für Fußgänger und Radfahrer.
Ab jetzt sind wir in einem neuen Projektstadium. Es gilt, gemeinsam vernünftige, moderne und zukunftssichere Lösungen zu finden. Es gilt, engen Kontakt mit der Bevölkerung, dem Tourismus und der Wirtschaft zu halten, um auf die oft berechtigten Sorgen und Anliegen der Menschen reagieren zu können. Und es ist der richtige Zeitpunkt, zu vielen Beteiligten ein herzliches Danke zu sagen. Für die umfassende Unterstützung von Landesrat Ing. Reinhold Entholzer und seinem Team von ganz besonderen Fachleuten. Für die hoch konstruktive Arbeit im Mobilitätsausschuss und Gemeinderat. Für die sachverständige Arbeit und Hilfe im Stadtamt. Und auch dafür, dass uns der Verein „Pro Gmundner Straßenbahn“ auch in schwierigen Zeiten immer den Rücken gestärkt hat.”
DI Otfried Knoll, Obmann Verein Pro Gmundner Straßenbahn
“Seit 25 Jahren kämpfen wir für den Erhalt, die Modernisierung und die Durchbindung der Gmundner Straßenbahn. In diesen Jahren ist es uns gelungen, hunderte Mitglieder für den Verein zu werben und auch eine gehörige Summe an finanziellen Mitteln und Mitgliedsbei-trägen zu sammeln. Schon in der Vergangenheit wurden so rund 50.000 Euro für die Bewerbung des – bald ehemals – kleinsten Straßenbahnbetriebes der Welt, die Ausrüstung der Fahrzeuge und Öffentlichkeitsarbeit mit Anschauungsobjekten, nämlich für Probebetriebe mit modernern Niederflur-Fahrzeugen, investiert.
Unsere Vereinsarbeit war sicherlich ein wesentlicher Baustein für dieses Projekt, denn wir haben mit intensiver Lobbyarbeit bei Bund, Land und Stadt ein positives Bild der Bahnen in der gesamten Traunseeregion zeichnen können. Für das Bauprojekt, das wir mit den erfreulichen Beschlüssen im Gmundner Gemeinderat und im Oö. Landtag, jetzt starten, werden wir einen 6‑stelligen Eurobetrag beisteuern. Dieser Betrag wird die gesamten Rücklagen des Vereins umfassen, denn jetzt ist die Zeit gekommen, entsprechend dem Vereinszweck, dieses wunderbare und visionäre Projekt mit allen vorhandenen Mitteln tatkräftig zu unterstützen.”