Rund 40 Personen waren zur Stelle, als VisionGmunden vergangenen Freitagmittag bis Samstagabend zum „Ideenraum“ in der Wirtschaftskammer Gmunden lud, um gemeinsam verbindliche Szenarien für die Zukunft zu entwickeln. Dass die hellen Seminarräume nach den umliegenden Bergen benannt sind, war für die Veranstaltung durchaus passend: einer anstrengenden Wanderung nicht unähnlich, verlangte der Workshop einiges an Kondition und Willensstärke ab. Am Ende wurden die Mühen der engagierten TeilnehmerInnen jedoch mit einem vielversprechenden Ausblick auf eine spannende Projektlandschaft belohnt.
Hatte zuvor VisionGmunden im Rahmen dreier „Thementage“ Ideen und visionäre Impulse aus den Bereichen Verkehr, Tourismus und Innovation nach Gmunden gebracht, waren es am vergangenen Wochenende die GmundnerInnen selbst, deren Wissen und Kompetenz für eine bessere Zukunft der Stadt gefragt waren. In stets wechselnden Team-Konstellationen wählten sie aus einem beinah unüberschaubar großen Pool guter Ideen die besten aus und arbeiteten diese Schritt für Schritt zu realisierbaren Projektvorhaben um.
Zeichnend, schreibend, diskutierend saßen Persönlichkeiten aus dem wirtschaftlichen wie sozialen Leben Gmundens am Tisch mit VertreterInnen der Politik (aller Farben), Anliegen Junger trafen auf jene der SeniorInnen, „Urgesteine“ ließen sich mit „Zugereisten“ ein — ein bunter Haufen, wie ihn Gmunden wohl nicht alle Tage sieht.
Von mangelnden Wir-Gefühl und Gemeinschaftssinn – während der Thementage von vielen beklagt — war jedenfalls nichts zu merken. Ganz im Gegenteil: beeindruckend war für fast alle Beteiligten, wie sich aus vielen kleinen Ideen Einzelner in kooperativen Arbeitsschritten ein gemeinsames Anliegen formen kann, das begeistert und zur weiteren Ausarbeitung drängt. Sieben solcher Vorhaben brachte die äußerst konstruktiv arbeitende Gruppe in dieser Weise aufs Papier, wo es jedoch in Zukunft auf keinen Fall bleiben soll.
Um zu gewährleisten, dass die Projektideen verlässlich weiter entwickelt und bald auch umgesetzt werden können, wurden zugleich Kernteams festgelegt, die sich für die Weiterführung engagieren. Auch sogenannte IdeenhüterInnen wurden ausgewählt, die das Gedeihen und Wirklich-Werden der Visionen künftig schützen und überwachen werden. Die Projekte betreffen verschiedene Bereiche von Wirtschaft bis Kultur, von Umwelt bis Gesellschaft.
Hier kurz im Überblick:
- ‘Auf zum Gmundner G’schäft’: ein Shop-in-Shop Konzept in einem Leerstand in zentraler Lage, bei dem sich die Gmundner Wirtschaft unter einem Dach mit einem Querschnitt an Exzellenz-Produkten präsentieren kann. Verknüpft ist das Projekt mit einer Strategie zur 100% komfortablen und barrierefreien Erschließung für FußgängerInnen aus allen Richtungen.
- ‘Do is mei Platzl-Naturstadt Gmunden’: Den öffentlichen Raum verstärkt als Lebensraum zu gestalten, ist Anliegen dieser Gruppe. Die Schaffung belebter, echter Treffpunkte in der Stadt und am See gehört genau so dazu wie das Anlegen von Gemeinschaftsgärten, die die Natur wieder direkter erfahrbar machen aber auch dem gemeinschaftlichen Leben neuen Antrieb geben.
- ‘Einbahnregelung Innenstadt Gmunden’: beim Verkehr scheiden sich seit jeher die Geister. Nicht anders im „Ideenraum“ — allerdings geistreich in beiden Fällen. Diese Lösung schlägt durch die Innenstadt von West nach Ost freie Fahrt vor, während die andere Richtung den Öffis und RadlerInnen vorbehalten bleibt. Ampeln braucht es dafür nicht mehr, die Ostumfahrung umso mehr.
- ‘Event am See’: das Projekt greift die Idee einer „Seebühne“ auf und interpretiert dieses Thema als realisierbare Leichtarchitektur am Wasser, die als mobiler Schwimmkörper den Standort wechseln und deren Konstruktion mit den Aufgaben wachsen kann. Verknüpft mit einer Bar wird dies ein Treffpunkt und Veranstaltungsort für warme Tage und wahrscheinlich ziemlich heiße Nächte.
- ‘Jugendherberge’: bereits in den knapp 40 Arbeitsgesprächen der Projektgruppe VisionGmunden ein Dauerbrenner, hat die Idee einer leistbaren Bleibe für junge und jung gebliebene Reisende nun eine engagierte Ideenhüterin erhalten. Gebäude gäbe es genug, die für eine solche Nutzung denkbar wären — ab jetzt wird jedenfalls nicht mehr nur gedacht sondern auch gemacht.
- ‘Kunst-Cluster „Montmartre von Gmunden“’: das Gewerbe der künstlerischen Art von Schauwerkstätten über Dienstleister aus dem Bereich creative industries bis zu Galerien, Ateliers und Kleinkunst-Treffs wird von dieser Projektgruppe umworben. Durch gekonnte Vernetzung einer entstehenden Szene Leben in die leerstehenden Objekte und damit in die Innenstadt zu bringen, ist erklärtes Ziel.
- ‘Shared Space und Regio Tram’: Das zweite Vorhaben zum Verkehr setzt sich das gleichberechtigte Miteinander aller VerkehrsteilnehmerInnen im Bereich der Kernstadt zum Ziel — “shared space“. Zu beginnen ist mit einem partizipativen Planungsprozess, der die unterschiedlichen Anforderungen miteinbezieht. Da wäre es schade, die Tramverbindung außer Acht zu lassen. Sie findet in dem Vorschlag Platz und bringt die Schnellverbindung Zentrum und Region auf Schiene.