Rund ein Prozent der Bevölkerung erkrankt im Laufe des Lebens an Schizophrenie, einer psychischen Erkrankung, die die Betroffenen nicht mehr zwischen Wirklichkeit und Fantasie unterscheiden lässt.
Sie hören Stimmen und nehmen Dinge wahr, die nicht real sind. Für die Angehörigen ist die Diagnose ein Schock. „Schulungen können ihnen im Umgang mit schizophrenen Familienmitgliedern helfen“, sagt der diplomierte psychiatrische Gesundheits- und Krankenpfleger Adolf Binder, der die Psychoedukation am Landes-Krankenhaus Vöcklabruck gründete und leitet.
Die Abteilung für Psychiatrie am LKH Vöcklabruck betreut jährlich rund 250 Patienten, die an Erkrankungen des schizophrenen Formenkreises leiden. Viele dieser chronisch erkrankten Menschen werden zu Hause versorgt. Um sie bei der täglichen Arbeit zu unterstützen, bietet das LKH Vöcklabruck eine Psychoedukation für Angehörige an. „Wir informieren sie über den richtigen Umgang mit den Erkrankten, vermitteln Fertigkeiten und Betreuungsansätze und geben Tipps zur Bewältigung der gemeinsamen Lebenssituation“, erklärt Adolf Binder. Die Erkrankung verändert das Verhalten und das Wesen eines geliebten Menschen, der immer mehr zum Fremden wird.
Die Eltern von Anna P. aus Vöcklabruck haben diese Erfahrung machen müssen. „Während der Pubertät ist sie uns gegenüber immer auflehnender geworden und hat zunehmend damit begonnen, mit sich selbst zu reden. Wir haben das auf die schwierige Zeit, die Jugendliche in diesem Alter durchmachen, geschoben“, sagt die Mutter der 35-Jährigen. Erst einige Jahre später konnte die sichere Diagnose „Schizophrenie“ gestellt werden. „Uns hat das wie ein Schlag getroffen, seither können wir unser Leben nicht mehr so gestalten wie wir uns das vorgestellt haben“, erklären die Eltern, die sich nicht trauen, die bei ihnen wohnhafte Tochter länger als einen Tag alleine zu Hause zu lassen.
„Wenn es ihr schlecht geht kann es sein, dass sie bei Minusgraden alle Fenster weit aufmacht oder den Küchenherd einschaltet und weggeht. Oft liegt sie den ganzen Tag antriebslos im Bett, in der Nacht steht sie auf und geht weg und wir wissen nicht, ob sie jemals wiederkommt“, schildert der Vater die ständigen Ängste um die Tochter. Besonders schlimm ist es für die Eltern, wenn sie von Anna des Öfteren beschimpft werden.
„Sie behauptet dann, dass wir mit ihrer besten Freundin unter einer Decke stecken und ihr gemeinsam etwas antun wollen. Das Abtriften in eine völlig irreale und für uns nicht nachvollziehbare Welt ist eine besondere Belastung für uns“, erklärt die Mutter.
Die am LKH Vöcklabruck angebotene Psychoedukation kann den Angehörigen im Umgang mit solchen Situationen helfen. Die Schulungsreihe beginnt am Donnerstag, 7. März. Folgetermine sind der 14. und 21. März jeweils von 18:30 bis 21:30 Uhr.
Eine Anmeldung ist bis spätestens 5. März unter 05 055471–26562 (Montag bis Freitag von 9 bis 15 Uhr) oder per Mail an adolf.binder@gespag.at erforderlich. Die Kurse finden im Ausbildungszentrum des LKH Vöcklabruck statt. Die Teilnahme ist kostenlos.