Das Erscheinungsbild der Kulturlandschaft des Inneren Salzkammergutes wird, wie wohl kaum in einem anderen Teil von Oberösterreich, durch die jahrhundertealte kleinbäuerliche Landbewirtschaftung geprägt. Die Bewirtschaftung der landwirtschaftlichen Flächen im Talboden und die immer für die Betriebe wirtschaftlich bedeutenden Almen sowie die Haltung meist nur weniger Tiere wie Kühe, Schafe und Ziegen haben nie gereicht, um aus der Landwirtschaft ein ausreichendes Familieneinkommen zu erwirtschaften.
Das Arbeiten in den Salinen und in der Waldwirtschaft sicherte über Jahrhunderte die Existenz der Familien. Heute arbeiten Bauern in verschiedensten außerlandwirtschaftlichen Wirtschaftsbereichen in der Gemeinde und Region. Gesellschaftliche Entwicklungen und ihre Auswirkungen auf die Strukturen in der Landwirtschaft sind auch im Inneren Salzkammergut erkennbar.
Die Erhaltung der Kulturlandschaft ist in der Region Inneres Salzkammergut – einer UNESCO Weltkulturerberegion– stark gefährdet. Viele der hauptsächlich im Nebenerwerb geführten bäuerlichen Betriebe könnten auf Grund der Kleinststrukturen die Bewirtschaftung mittelfristig reduzieren oder einstellen. Damit ist auch die Bewirtschaftung und Pflege der Landschaft, die ein Nebenprodukt der aktiven Landwirtschaft ist, gefährdet. Mit dem Rückgang der Viehhaltung wird immer weniger Grünland bewirtschaftet. Im Zuge der Nutzungsaufgabe droht eine Verbuschung und Verwaldung des Siedlungsraumes sowie ein Verfallen der Almflächen.
Die Erlebbarkeit einer Kulturlandschaft mit historischen Identifikationsmerkmalen würde merkbar verloren gehen. Aufgrund dieser erkannten Problematik wurde vom Regionalentwicklungsverein Inneres Salzkammergut vor einigen Jahren das Projekt “Kulturlandschaftssicherung Inneres Salzkammergut — Modernes Landmanagement “ gestartet.
Die Gemeinde Gosau ist Mitglied im Regionalentwicklungsverein Inneres Salzkammergut (REGIS). Dieser besteht aus neun Gemeinden der LEADER Region Inneres Salzkammergut. Projektziel ist es, die Kulturlandschaft auch durch die Sicherung der Landwirtschaft zu erhalten. Die Abteilung Ländliche Neuordnung beim Amt der Oö. Landesregierung begleitet als Projektpartner fachlich das REGIS-Projekt “Kulturlandschaftssicherung Salzkammergut”. Untersucht wird die Situation der Landwirtschaft in den Gemeinden des Salzkammergutes. Ziel der Strukturanalyse ist, die derzeitige Lage der landwirtschaftlichen Betriebe in den Gemeinden des Salzkammergutes sowie Entwicklungsszenarien zur Entwicklung der Kulturlandschaft aufzuzeigen.
Zur Beschaffung von aktuellen Strukturdaten wurde flächendeckend eine Befragung der landw. Betriebe in den jeweiligen Gemeinden durchgeführt. Für die Gemeinden Ebensee und Bad Goisern sind die Strukturanalysen bereits abgeschlossen und unter großer Beteiligung der Bevölkerung präsentiert worden. Die Befragung der für das Projekt äußerst aufgeschlossenen Betriebsführer der landwirtschaftlichen Betriebe mit mehr als 2 ha Nutzfläche erfolgte in der Gemeinde Gosau im Sommer 2011.
In den Gemeinden Hallstatt und Obertraun werden die Erhebungen in Kooperation mit einem Projekt von Raumplanungsstudenten der Technischen Universität Wien im Monat April durchgeführt. Die Auswertungen zur Situation der Landwirtschaft werden in die wissenschaftliche Aufarbeitung der Bedeutung der Kulturerbelandschaft für die UNESCO ‑Gemeinden des Inneren Salzkammergutes einfließen.
Das Ergebnis der Agrarstrukturanalyse Gemeinde Gosau wird am Mittwoch, den 18. April 2012 um 19.30 Uhr im Kulturzentrum Gosau der Gemeindebevölkerung von Dipl.Ing. Dr. Martin Kastner (Abt. Ländliche Neuordnung – Oö. Landesregierung) präsentiert werden. Szenarien zur Entwicklung der Kulturlandschaft mit Auswirkungen auf den Siedlungsraum Gosau wurden insbesondere im Rahmen der Diplomarbeit von Julia Prammer an der Universität für Bodenkultur (Institut für Raumplanung und Ländliche Neuordnung) erarbeitet.
Univ. Dozent Dr. Karl Buchgraber, in der Region bekannter Grünlandexperte am Lehr- und Forschungszentrum Raumberg-Gumpenstein, wird Wege zu einem “modernen Landmanagement” aufzeigen. Die Projektabwicklung erfolgte in enger Zusammenarbeit mit der Ortsbauernschaft, der Bezirksbauernkammer Gmunden und der Gemeinde. Erkenntnisse aus dem Projekt werden auch in die Ergebnisse des AGENDA 21 – Prozesses der Gemeinde Gosau einfließen.