Im Salzkammergut haben sich die Sozialpartner formiert und riefen nun einen neuen Award aus. Mit der SALIERA sollen Betriebe, die sich Jugendlichen mit besonderen Bedürfnissen annehmen und ihnen eine neue Chance in der Arbeitswelt bieten, ausgezeichnet werden.
Dazu haben sich die Bezirkshauptmannschaft, die Arbeiterkammer, das Arbeitsmarktservice, die Landwirtschaftskammer, der ÖGB und die Wirtschaftskammer als Vertreter des Jugendkompetenzzentrums zusammen geschlossen und zeichnen zukünftig gemeinsam Betriebe im Salzkammergut für ihre wertschätzende Haltung gegenüber Jugendlichen mit besonderen Bedürfnissen aus.
Kleinunternehmen bis 20 Mitarbeiter, private Unternehmungen mit mehr als 20 Mitarbeiter und öffentliche Unternehmungen, die in ihrem Betrieb Initiativen setzten um Jugendliche bestmöglich zu integrieren können sich noch bis 30. September 2012 beim Jugendkompetenzzentrum Salzkammergut bewerben.
Ziel dieser gemeinsamen Initiative ist es einerseits Betriebe für ihr besonders Engagement bezüglich Jugendlicher mit besonderen Bedürfnissen zu belohnen und gleichzeitig anderen Betrieben Mut zu machen, den Beispielen zu folgen und voneinander zu lernen. Das Anmeldeformular wird den Betrieben von der Wirtschaftskammer Gmunden und den öffentlichen Unternehmungen von der Bezirkshauptmannschaft Gmunden in den nächsten Tagen zugeschickt.
Das Anmeldeformular und weitere Informationen zum Nachlesen sind unter www.arbeiterkammer.at downloadbar. Bewerbungen können von Unternehmensleitungen, Personalverantwortlichen und/oder Betriebsräten eingereicht werden. Begleitend zur Bewerbung erhalten die Bewerber die Möglichkeit, ihre Initiativen in den regionalen Printmedien zu präsentieren. Die Preisverleihung in den drei Kategorien findet im November 2012 im Rahmen eines offiziellen Festaktes statt. Die „Siegerbetriebe“ erhalten eine von den Jugendwerkstätten gestaltet Metallplastik, die SALIERA. (italienisch Salz- oder Pfefferfass).
Was sind Jugendliche mit besonderen Bedürfnissen?
Dabei handelt es sich um Jugendliche die nicht körperlich oder geistig behindert sind und daher unter das behinderten Einstellgesetz fallen. Vielmehr fehlen den Jugendlichen die klassichen “Soft-Skills”. Regelmäßiges zuspätkommen, lernschwächen oder der gute Umgangston fehlen! Viele Unternehmer sehen aber dennoch viel Potential bei diesen Jugendlichen, erarbeiten mit ihnen beispielsweise spezielle Trainingseinheiten und führen den Jugendlichen so in die Arbeitswelt ein.
Mag. Alois Lanz, Bezirkshauptmann Gmunden:
Verantwortung für unsere Gesellschaft tragen wir alle, ob als Privatpersonen, als Ehrenamtliche, als Unternehmen, als Politiker oder als öffentliche Institution. Wie stark unsere Beiträge für das Wohl der Gesellschaft sind, hängt davon ab, wie intensiv wir die Verantwortung wahrnehmen. Besondere Anerkennung gebührt denen, die mehr tun, als das Übliche.
Mag. Dr. Martin Kamrat LL.M, Arbeiterkammer Gmunden:
Es ist uns als Jugendnetzwerk Salzkammergut und im Besonderen auch mir ein großes Anliegen, Jugendliche die es in ihrem Leben und somit auch in der Arbeitswelt nicht einfach haben, gemeinsam bestmöglich zu unterstützen. Es gibt zahlreiche Betriebe, die Jugendlichen eine gerechte Chance auf eine Ausbildung geben und durchaus mehr als nur einen Ausbildungsplatz bieten. Wir wollen mit dem Unternehmensaward SALIERA diese Betriebe vor den Vorhang holen um dies aufzuzeigen und anderen Betrieben und vor allem Jugendlichen Mut zu machen. Denn alle Jugendlichen haben ein Recht auf Ausbildung!
Jacqueline Beyer, Arbeitsmarktservice Gmunden:
Betriebe berichten dem Arbeitsmarktservice, dass das Niveau der Lehrlinge sinkt. Dem steht allerdings gegenüber, dass die Anforderungen der Betriebe an die Lehrlinge durch zunehmende Technisierung steigt. Somit ergibt sich die Trendwende, dass die ehemals „guten“ Lehrlinge weiterbildende höhere Schulen besuchen und Jugendliche, die früher Hilfsarbeiten nach der Pflichtschule verrichteten, dem heutigen Lehrstellenmarkt zur Verfügung stehen. Umso wichtiger ist es, in Zusammenarbeit mit den Sozialpartnern diese Trendwende für Jugendliche und auch für Betriebe so transparent wie möglich zu gestalten und Berührungsängste zu beseitigen – Das AMS nimmt seine Rolle als Drehscheibe sehr ernst, unsere Kernkompetenz – „Wir kennen beide Seiten – wir unterstützen beide Seiten“. Das Engagement für Menschen mit besonderen Bedürfnissen verdient größte Anerkennung.
DI Dr. Ursula Bramberger-Bronner, Landwirtschaftskammer Gmunden:
Das Engagement für Menschen mit besonderen Bedürfnissen verdient größte Anerkennung. Ziel muss es sein, dass Menschen mit besonderen Bedürfnissen selbstverständlich integriert sind. Ihre Unterstützung sollte kein gesondertes Thema mehr sein, das besonders hervorzuheben ist. besonders hervor zu heben ist.
Wolfgang Schandl, ÖGB Gmunden
Die Ausbildungs- und Berufschancen für Jugendliche sind uns als ÖGB ein sehr großes Anliegen. Wenn es um die Verbesserung der Situation von gesellschaftlich benachteiligten Menschen in unserer Region geht, unterstützen wir alle Maßnahmen die dazu beitragen. Der Unternehmensaward für das Engagement um Jugendliche mit besonderen Bedürfnissen ist eine solche Maßnahme die einer besonderen Unterstützung bedarf!
Robert Oberfrank, Wirtschaftskammer Gmunden
Der Umgang mit Menschen mit Beeinträchtigungen zeigt deutlich den Entwicklungsgrad einer Gesellschaft. In Österreich haben wir eine hochentwickelte Gesellschaft und es ist daher unsere Verpflichtung, jedem Menschen seinen Platz einzuräumen. Die Unternehmer, aber auch viele öffentliche Einrichtungen, leisten hier ihren Beitrag, um Menschen mit Benachteiligungen einen Arbeitsplatz und somit Sinn für Leben zu bieten. Die WKO Gmunden freut sich darüber, dass nun Betriebe, die sich in diesem sozialen Bereich über das normale Ausmaß hinweg engagieren, eine besondere Auszeichnung erhalten.
Das Jugendkompetenzzentrum Salzkammergut
Das Jugendnetzwerk Salzkammergut ist im Jahr 2007 von der AK-Bezirksstelle Gmunden gegründet worden. Es ist eine Vereinigung von regionalen Akteuren zur Unterstützung von Jugendlichen am Übergang Schule Berufs- und Arbeitsleben. Mittlerweile ist das Jugendnetzwerk auf 70 Partner aus sozialen Einrichtungen, Schulen, regionalpolitischen Verantwortlichen, Sozialpartner, Behördenvertreter und Betrieben angewachsen.
Ziel des Netzwerkes ist es, Jugendliche, allen voran jene mit Einschränkungen jedweder Art, in ihrem Recht auf Arbeit und Ausbildung in der Region zu unterstützen. Das Kompetenzzentrum Jugendnetzwerk Salzkammergut versteht sich als Drehscheibe für alle Fragen am Übergang Schule und Berufs- u. Arbeitsleben. Im Mittelpunkt steht der/die Jugendliche mit seinen/ihren Bedürfnissen.
Das Kompetenzzentrum ist aus dem Jugendnetzwerk Salzkammergut heraus entstanden. Es ist eine Weiterentwicklung um die bestehenden Zusammenarbeitsstrukturen zu nutzen und zu optimieren.
Ziel ist es:
- Informationen zu bündeln,
- Netzwerke und Kooperationen zu koordinieren,
- Servicestelle für Jugendliche, Eltern, Schulen, Einrichtungen und Betriebe zu sein
- und längerfristige Betreuung für Jugendliche in Form von Case Management anzubieten.
Regelmäßiger Erfahrungsaustausch, Vernetzung, rasche Reaktion auf aktuelle Anforderungen:
Zentrale Aufgabe ist die Organisation von Arbeitsbesprechungen und Netzwerktagungen um aktuelle Fragestellungen zur regionalen Jugendbeschäftigung zu diskutieren und gemeinsam an Problemlösungen zu arbeiten. Zur Zeit ist eine Broschüre in Arbeit, um die vielfältige Angebotslandschaft in der Region transparent darzustellen. Erscheinungstermin ist Mai 2012.
Intensive Betreuung von Jugendlichen in besonders schwierigen Lebenssituationen durch Case Management:
Ergänzend und als Unterstützung für die bestehende Angebotslandschaft betreut Frau Stockhammer, Volkshilfe Arbeitswelt GmbH, Jugendliche intensiv und längerfristig.
Viele Jugendliche haben bereits mehrere Maßnahmen durchlaufen (Projektkarriere) und laufen Gefahr aus den bestehenden Strukturen „rauszufallen“. Ziel der Case Management Betreuung ist, diese Jugendliche zu stabilisieren, für sie ein passendes Betreuungsangebot zu finden, die Familie zu betreuen, interinstitutionelle Absprachen und Koordination zu tätigen. Derzeit sind 8 Jugendliche in Betreuung. Die Zusammenarbeit beruht auf Freiwilligkeit.
Bündelung der Betreuungsangebote im Case Management – Expertenteam:
Die Auswahl, welche Jugendliche Unterstützung bekommen erfolgt durch das AMS, die Jugendwohlfahrt und das Case Management-Expertenteam (Vereinigung aller sozialen Einrichtungen im Salzkammergut, die Jugendliche betreuen). Ziel des Expertenteams ist es anhand der bisherigen Schul- und Berufsbiografie der Jugendlichen die Lücken des Betreuungsangebotes zu erkennen und entsprechende Handlungsoptionen zu erarbeiten. Diese können von den einzelnen Anbietern aufgegriffen und in bestehende Angebote integriert bzw. neu entwickelt werden. Darüber hinaus stellt das Expertenteam ein Forum zum Erfahrungsaustausch dar.
Meldesystem, Auffangnetz für ausgrenzungsgefährdete Jugendliche:
Um ausgrenzungsgefährdete Jugendliche am Übergang Schule Beruf nicht zu verlieren, vereinbarte der Bezirksschulrat, Herr Robert Thalhammer, mit den Schulen, dass die Schulen im Bezirk mit Einverständnis der Eltern eine diesbezügliche Meldung an das Jugendkompetenzzentrum machen. Die gemeldeten Jugendlichen werden vom Jugendkompetenzzentrum erfasst und ihr Verbleib bzw. ihre Tätigkeit wird entsprechend dokumentiert.
Angebot für Betriebe:
Für die regionalen Ausbildungsbetriebe ist ein spezielles Angebot geplant. In Zusammenarbeit mit einem Experten bzw. Expertin ist die Entwicklung und Implementierung eines sogenannten Patensystems vorgesehen. Dabei unterstützen erfahrene Lehrlinge ihre jungen Kollegen/-innen beim Berufseinstieg und bei der Arbeit im Betrieb. Begleitendes Coaching für die Paten sowie für die Personalverantwortlichen und Workshops mit dem Schwerpunkt auf soziale Kompetenzen runden das Angebot ab.
Finanzierung und Projektzeitraum:
Finanziert wird das Projekt über das Land OÖ aus Mitteln des BMASK und des ESF. Projektpartner bei der Umsetzung sind das Jugendnetzwerk, die Arbeiterkammer OÖ und die Volkshilfe OÖ. Die Projektdauer ist bis Herbst 2013. Eine Fortführung ist angedacht.