Das Salzkammergut kann man jetzt auf geführten Pilgerreisen erwandern. Ausgehend vom Kloster Traunkirchen führen zwei Routen nach Hallstatt und nach St. Gilgen. Die Geschichte dieser alten Geheimwege durch das Salzkammergut wurde erst vor kurzem wiederentdeckt. In der Zeit der Gegenreformation schmuggelten die Gläubigen auf diesen versteckten Pfaden Luther-Bibeln aus dem Raum Regensburg bis nach Kärnten.
Abseits von international bekannten Pilgerwegen kann man bei diesen mehrtägigen Wanderungen die Energie und die Mystik der Region erfahren. Der spirituelle Kern dieser Selbstfindungsreisen erhält durch die Umgebung des Salzkammergutes eine völlig neue Dimension.
Mit zwei organisierten Pilgerreisen lässt die Ferienregion Traunsee-Salzkammergut die Geschichte alter Bibel-Schmugglerwege auferstehen. Die erste Reise führt von 27. Juni bis 1. Juli vom Kloster Traunkirchen bis zum Europakloster Gut Aich nach Winkl bei St. Gilgen. In den fünf Tagen pilgern die Teilnehmer vom Traunsee nach Bad Ischl und von dort weiter nach St. Wolfgang.
Die Gemeinde am Wolfgangsee war im Mittelalter einer der bedeutendsten Wallfahrtsorte Europas. Begleitet von zwei ausgebildeten Pilgerbegleiterinnen erfahren die Pilger die Schönheit der Natur und gewinnen ganz neue Erkenntnisse. Die zweite Wanderung startet am 26. September ebenfalls in Traunkirchen.
Über Bad Ischl und die Goiserer Hütte in 1600 Metern Höhe wandern die Pilger nach Hallstatt. Dieser Teil der Pilgerroute führt direkt am „Weg des Buches“, einer alten Schmugglerroute, die durch ganz Österreich führt. An den Glücksplätzen des Salzkammergutes vorbei wandern die Teilnehmer auf diesen Pfaden und nehmen so ihre ganz persönlichen Erfahrungen und Eindrücke mit. In einfachen Unterkünften und Hüttenlagern können die Pilger die Mystik rund um die Bibelschmuggler spüren.
Die Geheimpfade des Salzkammergutes
Das im 16. Jahrhundert zu fast 90 Prozent protestantische Österreich wurde nach 1600 unter der Regentschaft der Habsburger rekatholisiert. Speziell in der Region Dachstein-Salzkammergut entwickelte sich unter dem Widerstand gegen diese Zwangsmaßnahme der sogenannte „Geheimprotestantismus“. Die Protestanten des Salzkammergutes mussten ihren Glauben im Geheimen ausüben.
Deshalb schmuggelten Gläubige im Zuge des Salzhandels Luther-Bibeln aus Deutschland in die Region um teilweise in hochgelegenen Höhlen daraus zu predigen. Einer dieser versteckten Orte ist die „Kalmoskirche“. Diese Höhle liegt auf fast 1600 Meter Seehöhe und befindet sich ganz in der Nähe der Goiserer Hütte, welche auch Station der Pilgerroute Traunkirchen – Hallstatt ist. Die Geschichte dieser Geheimpfade wurde erst vor kurzem wiederentdeckt und wird nun zu neuem Leben erweckt.
Letztendlich hatten die Protestanten Erfolg. Noch heute bekennen sich die Einwohner der Region Dachstein-Salzkammergut mehrheitlich zum Evangelischen Glauben nach Augsburger Bekenntnis. Immer wieder tauchen auch dieser Tage noch alte Bibeln auf, die in den Gemäuern und Gebälken alter Häuser im Salzkammergut über Jahrhunderte geschickt versteckt wurden.