Die Abwässer der UNESCO-Welterberegion Hallstatt-Dachstein-Salzkammergut (Inneres Salzkammergut mit den Gemeinden Bad Goisern, Hallstatt, Obertraun, Gosau) werden in der Kläranlage in Bad Goisern gereinigt. Die Kanalisation reicht bis in die Schigebiete Dachstein-West und Krippenstein (2.100m), um die in der Region typischen Karstwässer und Quellen vor Verunreinigung zu schützen.
Kanal und Kläranlage
Mit Ende des Jahres 2011 konnte der Vollausbau der Kanalisation im Inneren Salzkammergut verkündet werden. Durch den letzten vollendeten Bauabschnitt werden nun rund 99% der Einwohner, Gäste und Betriebe die Abwässer umweltschonend und effektiv über die Kanalisation entsorgt. Die Gesamtkosten für die rund 200 km Kanalanlagen beliefen sich in den letzten 40 Jahren auf etwa 200 Mio. € (2,75 Mrd. öS). Diese Kosten wurden mit durchschnittlich 55% von Bund und Land OÖ gefördert.
Anfang der Siebziger Jahre konnte aufgrund der Überdüngung (z.B. Phosphate aus Waschmitteln) das Baden im Hallstättersee ein äußerst zweifelhaftes Vergnügen sein. Der biologische Zusammenbruch des Sees war nur durch langfristige Maßnahmen zu verhindern. Zu dieser Zeit hat der Kanalbau in Bad Goisern unter Bgm. Hermann Engleitner begonnen, welcher auch erster Obmann des RHV Hallstättersee im Jahr 1974 wurde. Den größten Baufortschritt gab es in den 80er und 90er Jahren unter Obmann Bgm. Reinhard Winterauer ebenfalls aus Bad Goisern.
In dieser Zeit wurden unter anderem die Seeleitungen nach Hallstatt und Obertraun, sowie die Ableitung Gosau errichtet. Unter Obmann Gerd Klawonn erfolgte von 2001–2003 der Ausbau der Kläranlage und dem aktuellen Obmann Werner Oitzinger wurde die Ehre zuteil, den regionalen „Erst-Kanalbau“ offiziell abzuschließen. Die Kanalisation reicht von der Anzenaumühle als nördlichsten und tiefsten Punkt bis in die Schigebiete Dachstein-West in Gosau bzw. Krippenstein in Obertraun. Die Bergstation ist somit das am höchsten liegende Bauobjekt, welches an eine öffentliche Kanalisation in Oberösterreich angeschlossen ist. Neben den Kanalrohren der unterschiedlichsten Dimensionen und Materialien sorgen noch 56 Pumpwerke für eine sichere Weiterleitung der Abwässer.
Um die Synergien zwischen Ökologie und Ökonomie optimal zu nützen wurde vom Verband im Jahr 2004 ein erster Bauabschnitt zur Energieoptimierung gestartet. Als klares Ziel setzte man sich eine signifikante Einsparung der jährlichen Stromkosten und durch Nutzung der vorhandenen Primärenergieträger (Sonne und Biogas) sollte der Betrieb der ARA effizienter werden. Nach Abschluss dieses Bauabschnittes wurden weitere Projekte beim RHV umgesetzt, wobei diese Technologien teilweise erstmalig in Österreich auf Kläranlagen angewandt wurden.
Lastmanagement
In einem ersten Schritt wurde bereits seit dem Jahr 2000 durch ein entsprechendes Lastmanagement eine jährliche Stromeinsparung von ca. 70.000 kWh erreicht.
Photovoltaikanlagen
Im Juni 2005 wurde eine Photovoltaikanlage mit einer Leistung von 17,6 kWp mit einem Jahresertrag von rund 1.100 kWh/kWp in Betrieb genommen. Die optimale Südausrichtung des Betriebsgebäudes der Kläranlage bietet in Kombination mit den wenigen Nebeltagen im Inneren Salzkammergut die idealen Voraussetzungen für die Erzeugung von elektrischem Strom aus Sonnenlicht.
Aufgrund der guten Erfahrungen mit der bestehenden Anlage wurde im Herbst 2007 eine dem Sonnenstand nachgeführte PV-Anlage (9,4 kWp) mit einem Jahresertrag von etwa 1.240 kWh/kWp errichtet, wobei der hier produzierte Strom an die OEMaG zum gestützten Einspeisetarif verkauft wird. Erwähnt werden sollte, dass die Projekte PV und Mikrogasturbinen des RHV Hallstättersee ein Umdenken der Förderstellen für die Siedlungswasserwirtschaft bewirkt haben und eine Fördermöglichkeit für Anlagen zur Erzeugung von Energie aus erneuerbaren Energieträgern in der Wasserwirtschaft geschaffen wurde.
Mikroturbinen – erstmalig in Österreich
Aufgrund der Prozessführung der Kläranlage fallen im Faulturm täglich ca. 500 – 700 m³ Biogas an. Bis Dezember 2005 wurde dieses lediglich zur Beheizung des Faulturmes und der Gebäude genutzt bzw. abgefackelt. Um den Wirkungsgrad der Gasverwertung steigern zu können wird seit Jänner 2006 das Faulgas mittels zweier Mikroturbinen in elektrische Energie und Wärme umgewandelt.
Der anfallende Strom wird für die Eigenenergieversorgung herangezogen. Die von den Turbinen produzierte Wärmeenergie ist über einen Abgaswärmetauscher in das Wärmenetz der Kläranlage integriert und wird zur Beheizung der Betriebsanlagen verwendet. In einem weiteren Anpassungsschritt wurden die Mikroturbinen mit einer Faulgas/Erdgasmischung adaptiert um die Effizienz der Anlage weiter zu verbessern. Aufgrund der positiven Erfahrungen des RHV Hallstättersee wurden mittlerweile rund 60 weitere Anlagen in Österreich und dem benachbarten Ausland errichtet.
Solarstraßenbeleuchtung
Um die Sichtbarkeit der Zufahrtsstraße zur ARA und somit auch die Verkehrssicherheit für Zufahrende zu erhöhen wurden im Mai 2009 zwei Photovoltaikstraßenlampen aufgestellt. Solarthermie 2010 wurde eine Solarthermieanlage mit einer Leistung von ca. 20kW in Betrieb genommen. Die von der Sonne produzierte Wärme wird zur Gänze in das Heizsystem der Kläranlage eingespeist und reduziert auf diesem Weg den Einsatz von Erdgas und folglich auch die Betriebskosten des RHV.
E‑Mobilität
Mit Unterstützung durch Lieferanten konnten im Jahr 2010 zwei E–Roller angekauft werden. Diese werden den Bewohnern der Verbandsgemeinden zum Austesten kostenlos zur Verfügung gestellt, sowie vom RHV als Dienstfahrzeug auf Kurzstrecken genutzt.
Umweltmanagementhandbuch nach EMAS
Im Jahr 2011 wurde mit dem Aufbau eines Umweltmanagementhandbuches in Anlehnung an EMAS begonnen. Die Fertigstellung ist für das heurige Jahr geplant. Dieses Handbuch soll hinkünftig als “Betriebsanleitung” für den Verband im Bereich der Umweltdienstleistungen dienen.
Unterstützung der Gemeinden in Umwelt- und Klimaangelegenheiten
Von GF Schenner wurde im Auftrag des RHV die Ausbildung zum kommunalen Klimabeauftragten absolviert. Die Abschlussarbeit trägt den Titel “ENERGIEREGION INNERES SALZKAMMERGUT — Gegenwart und Entwicklungsmöglichkeiten in der UNESCO Welterberegion Hallstatt Dachstein/Salzkammergut” und stellt eine Grundlage für die Zusammenarbeit der Mitgliedsgemeinden im Umwelt- und Klimaschutz dar.
Im Anschluss wurde in den Satzungen verankert, dass der RHV, im Rahmen seiner Möglichkeiten, die Mitgliedsgemeinden in Agenden des allgemeinen Klima- und Umweltschutz unterstützt. So wurden in den letzten Jahren unter anderem die Einführung des Goiserer Umweltbusses, diverse Aktionen zur Europ. Mobilitätswoche und Vorträge abgewickelt und aktuell die Umsetzung des EGEM-Projektes in Gosau begleitet.
Öffentlichkeitsarbeit
Die für jedermann sichtbaren Photovoltaikanlagen und die Mikroturbinen brachten es mit sich, dass sich verstärkt Einheimische und Interessierte mit den Themen Abwasserreinigung und Ökostrom auseinandersetzen, weshalb auch besonderer Wert auf den Internetauftritt unter www.rhv.at gelegt wird bzw. laufend Vorträge an Kindergärten und Schulen gehalten werden. Laufend finden sich auch Interessierte und Fachpublikum zu den verschiedenen Projekten auf der ARA ein. So konnten bereits mehrfach Fachexkursionen aus Südkorea, Deutschland und Italien begrüßt werden.
Welterbe Umwelttag
Aus der Idee von RHV Geschäftsführer Hansjörg Schenner vor 11 Jahren einen Tag der offenen Tür bei der Kläranlage zu veranstalten, hat sich mittlerweile der Welterbe Umwelttag (eher Welterbe Umwelttage) entwickelt. An den Standorten ARA und Biomasse-Heizwerk wird unter anderem die Möglichkeit geboten EBikes zu testen bzw. aktuelle Elektrofahrzeuge in Natura zu sehen.
Die Anwesenheit des Bezirksabfallverbandes und der Energie AG als regionaler Stromerzeuger rundeten das Programm ab. Zusätzlich werden auch Vortragsveranstaltungen für Erwachsene und Schüler zum Thema Umwelt- und Klimaschutz organisiert. Alleine im Jahr 2011 konnten an 4 Tagen mehr als 500 Kinder, Schüler und Erwachsene begrüßt werden.