Vor 1,5 Jahren haben die 13 Gemeinden der Traunsteinregion im nördlichen Teil von Gmunden eine grundlegende Entscheidung getroffen: mit vollem Einsatz und gebündelten Kräften in Richtung erneuerbare Energiegewinnung und effizienten Energieeinsatz steuern! Die Klima- und Energiemodellregion bot den richtigen Rahmen für dieses ehrgeizige Ziel. Federführend bemühen sich in dieser Initiative seither der hiesige Regionalentwicklungsverein Traunstein und das Technologiezentrum Gmunden um eine regionale Verankerung wichtiger energiepolitischer Themen und Maßnahmen in der Region.
Von zahlreichen Insellösungen zu einem klaren Rahmen
Die Traunstein-Gemeinden setzten in den letzten Jahren immer wieder Akzente im Bereich der erneuerbaren Energien und der Energieeffizienz. Trotzdem erschließt die neue Formierung als Klima- und Energiemodellregion neue Wege und Ziele – einerseits durch den gezielten Austausch von Interessenten und Fachexperten am regionalen Energiesektor, bis hin zu neuen Finanzierungsmöglichkeiten von energierelevanten Maßnahmen.
Der Blick zurück eröffnet eine neue Weichenstellung für die Zukunft
Wie sieht der aktuelle Energieverbrauch aus? Wo liegen ungenützte Potenziale und natürliche Ressourcen im Bereich umweltschonender Energieerzeugung? Noch bevor sich die handelten Akteure mit diesen Fragen auseinandergesetzt haben, lag eines klar auf der Hand: betrachtet man die natürlichen Ressourcen der Region, stellt gerade die Kleinwasserkraft einen wichtigen Zweig der umweltschonenden Energieerzeugung vor Ort dar. Mit diesem Schwerpunkt ging es zuerst an die Erkundung der Ausgangssituation.
Über das Energieportal www.energiespargemeinde.at und in Zusammenarbeit mit den Energieversorgern sowie unter der Nutzung verschiedenster Datenbanken erfolgte die Erhebung der aktuellen Energiedaten in Haushalten, Gemeinden, Betrieben und im Bereich der Landwirtschaft. Auf dieser Basis kann ein klares Bild von Energieverbrauch und Erzeugung in der Traunsteinregion gezeichnet werden. Darauf aufbauend lassen sich auch die Potentiale verschiedenster Maßnahmen und deren Wirkung für die Zukunft einordnen.
Stellt man die in der Traunsteinregion erzeugten kWh (Stromerzeugung) und den Stromverbrauch gegenüber (exkl. Großverbraucher), kommen wir auf einen Eigenversorgungsgrad von gut 40%. Diese Leistung wird vor allem durch die Nutzung der Wasserkraft von Traun und Alm erreicht. Insgesamt gibt es fast 70 Wasserkraftwerke in der KEM Traunstein. Andere Energieträger sind hier im Vergleich noch kaum vertreten, wobei die Zahl der PV Anlagen stetig steigt, und hier in den nächsten Jahren mit zusätzlichen Erträgen zu rechnen ist. Das Nutzungspotential für Windkraftwerke in der KEM Traunstein ist lt. OÖ Windmasterplan auf nur wenige Flächen eingeschränkt.
Bekanntes Potential liegt auch in der Sanierung und im Bereich der Energieeffizienz, wie auch im Nutzerverhalten (zB.: ein Grad Raumtemperatur weniger senkt den Energieverbrauch um bis zu 6%.). Auch der technologische Fortschritt in der Beleuchtung wird uns durch die breite Einführung der LEDs eine deutliche Einsparung bringen.
Die Maßnahmen im Energiekonzept der KEM Traunstein
Auf Basis der Überlegungen der letzten 1,5 Jahre und der Auswertung der gesammelten Daten wurden nun die Maßnahmenpakete für die unmittelbar nächsten Arbeitsschritte in der KEM Traunstein festgelegt. Dies geschah in verschiedenen Arbeitssitzungen der regionalen Energiearbeitskreise und in enger Abstimmung und Diskussion mit den Gemeinden und den Strategien von TechnoZ Gmunden und Leaderregion Traunstein. Folgende Maßnahmen werden nun verfolgt:
- Verbesserungspotenziale im Bereich Kleinwasserkraft und Energieeffizienz heben
- Unterstützung der Gemeinden bzgl. Wasserrahmenrichtlinie
- Netzwerk Modellregion
- Ein Kleinwasserkraftwerk entsteht
- Regionale Beteiligungs- und Finanzierungsmodelle im Bereich erneuerbarer Energie
- Mobilitätsmanagement
- Erhöhung der regionalen Nutzung von erneuerbarer Energie (Photovoltaik,..)
Speziell hervorzuheben ist hier der Bereich Mobilitätsmanagement und ein 9‑stufiger Plan zur Verbesserung des Mobilitätsverhaltens, und damit der Arbeit an dem Bereich mit dem größten Einsparungspotential bzw dem größten regionalen Wertschöpfungsverlust. Dieses Maßnahmenbündel wird im kommenden Jahr von der regelmäßigen Berichterstattung zur Mobilitätsthematik, über gemeinsames Spritspartraining und Mobilitätsveranstaltungen bis zu Angeboten wie Schnuppertickets für den öffentlichen Verkehr in allen Gemeinden der Region umgesetzt.
Dies erscheint vor allem aufgrund der EU Klimaziele von enormer Bedeutung: hier werden bis 2050 76% Reduktion bzw. bis 2030 eine Reduktion um 26% der CO2 Emissionen im österreichischen Verkehrssektor festgelegt. Aktuell werden 91% des Energiebedarfs im Verkehr durch Erdöl gedeckt. Dass darin auch viel Geld gebunden ist, zeigt eine Berechnung der Spritkosten der Haushalte in der Traunsteinregion mit ca. 60 Mio Euro pro Jahr.
Zur Nutzung der Kleinwasserkraft wurden die Flüsse Laudach und Aurach bereits einer detaillierten Analyse unterzogen, die jetzt noch in Bezug auf ökonomischer und ökologischer Verwertbarkeit ausgewertet wird. Berücksichtigung muss hier auch noch der für OÖ gerade in Erstellung befindliche Wasserkraft Masterplan finden.
Ein weiteres, noch immer sehr aktuelles Thema ist die Nutzung der Sonnenenergie und der weitere Ausbau der PV Anlagen in der KEM Traunstein. Die Gemeinden haben hier bereits im letzten Jahr begonnen, verstärkt auch PV Anlagen auf öffentlichen Gebäuden zu forcieren und somit vorbildhaft auf diese Technologie zu setzen. Dies wird auch im laufenden Jahr weiter verfolgt. D.h. es sind zu den 60kWp (Anlagen in Vorchdorf, Scharnstein und im TechnoZ Gmunden) des letzten Jahres bereits die nächsten 60kWp für heuer in Planung.
Die österreichischen Klima- und Energiemodellregionen
Aktuell leben bereits 2 Mio. Menschen in 875 Gemeinden in einer der insgesamt 84 Modellregionen. Im Rahmen des Programms werden gezielt Maßnahmen gesetzt, damit die Regionen die Chancen, die aus der Umstellung ihres Energiesystems entstehen, in Erfolge umwandeln können: mit innovativen Projekten sollen die Klima- und Energiemodellregionen vor Ort sowohl wichtige green jobs als auch Einkommen und regionale Wertschöpfung sichern und schaffen und somit zu mehr Lebensqualität beitragen. Die Gemeinden sind Motoren für die Trendwende im Energiesektor und werden durch dieses Programm dabei unterstützt, die Zukunft im Bezug auf das Triple‑E(Erneuerbare Energien, Energieeffizienz und Energiesparen) mitzugestalten.
Aktuelles Highlight — VS KIRCHHAM für den Österr. Klimaschutzpreis Junior nominiert
Als “WetterChecker — KlimaRetter” setzten alle 80 Schüler/innen der Volksschule Kirchham in Oberösterreich nicht nur selbst eine Fülle von Maßnahmen — von der regionalen Jause bis hin zu Raumluftmessungen oder Papierschöpfen aus Altpapier. Die “KlimaRetter” nehmen auch — etwa mit einer gemeindeweiten Fragebogenaktion — den ganzen Ort mit auf den Weg, wobei sie natürlich nicht mit dem “Elterntaxi”, sondern zu Fuß oder mit dem Rad unterwegs waren.
Aus allen eingereichten Projekten wurden nun vier nominiert. Diese Projekte werden von 18. bis 21. Juni im ORF-Servicemagazin „Konkret“ (Mo-Fr, 18.30 Uhr, ORF 2) vorgestellt. Am Freitag, dem 22. Juni, wird es spannend: Die Zuseher/Innen sind aufgerufen, von 18:30 bis 20.00 Uhr die SiegerInnen telefonisch zu wählen. Da sollten wir Kirchham entsprechend unterstützen.