Am 13. Juni eröffneten Bürgermeister DI Schimpl und DI Schiffer (die.wildbach) den neuen Bachabschnitt des Riedelbaches in der Marktgemeinde Vorchdorf. die.wildbach ist der Ansprechpartner für den Schutz vor Naturgefahren. Seit den schweren Hochwässern 2002 und 2005 setzte die.wildbach zahlreiche wichtige Schutzprojekte für die Bevölkerung des Almtals um. Beim Projekt Riedelbach stand neben dem Schutzcharakter auch der ökologische Aspekt im Vordergrund.
Bachverlauf geändert
Der Unterlauf des Riedelbaches wurde als gerader, künstlicher Bachverlauf vom Menschen angelegt. Dadurch lag er höher als das umgebende Umland und führte immer wieder zu Überflutungen und Schotterablegerungen. Immer wieder waren umfangreiche Geschiebe-Räumungen durch die.wildbach erforderlich.
Im Riedelbach besteht ein noch intaktes Vorkommen des heimischen Steinkrebses. Die Krebspest, welche durch den Signalkrebs eingeschleppt wird, gefährdet diese Krebsbestände.
Neue Lösung sichert Steinkrebspopulation im Riedelbach
Der Grundeigentümer Michael Praschma, die Naturschutzabteilung des Landes OÖ und die.wildbach suchten eine gemeinsame, nachhaltige Lösung für den Riedelbach. Die Aufgabenstellung war, Überflutungen und Verschotterungen zu verhindern und die Steinkrebspopulation vor der tödlichen Krebspest bestmöglich zu schützen. Die Lösung: Ein neuer, naturnaher Gerinnelauf wurde durch die.wildbach in der Tiefenlinie des Geländes parallel zum bestehenden Riedelbach in Trockenbauweise angelegt.
Steinkrebse erhielten eine neue Heimat
Die Schüler der neben dem Gerinne beheimatete Privatschule Moos sowie einer Klasse des Gymnasiums Gmunden mit Bilologieprofessor Mag. Gottfried Wurm fingen am 13. Juni die Krebse aus dem Kunstgerinne und übersiedelten sie einerseits in den neuen naturnahen Gerinneabschnitt des Riedelbaches, andererseits in den bestehenden Oberlauf des Riedelbaches, um von dort eine natürliche Sukzession zu ermöglichen. Dabei erhielten zahlreiche Steinkrebse eine neue Heimat.
Fotos: salzi.at & die.wildbach
Der aus Amerika eingewanderten Signalkrebs ist Überträger der Krebspest. Diese ist für unsere heimischen Flusskrebse binnen kurzer Zeit tödlich. Durch geeignete Maßnahmen wird im neuen Gewässerabschnitt des Riedelbaches sichergestellt, dass der Signalkrebs nicht einwandern kann. Dadurch sind die Steinkrebse in ihrem neuen Domizil vor der Krebspest geschützt.
Dazu DI Dr. Wolfram Bitterlich als Projektverantwortlicher und Sektionsökologe der Wildbach- und Lawinenverbauung Oberösterreich: „Neben unserem Schutzauftrag legen wir bei der Umsetzung unserer Projekte größten Wert auf ökologische Zusammenhänge und naturnahe Ausgestaltungen. Als Sektionsökologe freut es mich, hier ein Vorzeigeprojekt umsetzen zu können, das uns viele Erfahrungen für weitere Projekte gewinnen ließ.“
Aufgrund des besonderen Charakters dieses Projektes der Wildbach- und Lawinenverbauung wird es auch von der Naturschutzabteilung des Landes OÖ maßgeblich finanziell unterstützt. LR Dr. Manfred Haimbuchner bat kurzfristig, sein Fernbleiben bei der Eröffnung zu entschuldigen.
Das Technische Büro für Gewässerökologie Blattfisch, vertreten durch DI Clemens Gumpinger und das Technisches Büro für Biologie von Mag. Werner Weißmair begleiten dieses Projekt.
Regionalstudie Almtal
Das Hochwasser 2002 – dessen Jahrestag sich heuer zum zehnten Mal nähert – hat schwere Schäden in ganz Österreich hinterlassen. Schwere Hochwässer gab es auch in den Folgejahren (2005/2006, 2009 etc.) Durch zahlreiche Sofortmaßnahmen konnte die.wildbach umfangreiche Folgeschäden der Hochwässer verhindern.
Die Hochwässer zeigen die Verwundbarkeit unseres Lebensraumes durch Naturkatastrophen. Im Almtal waren die Schäden besonders groß. Hier zeigt sich ein großer Bedarf an Schutzmaßnahmen. HR DI Wolfgang Gasperl, Sektionsleiter der Wildbach- und Lawinenverbauung Oberösterreich, ließ aufgrund dieser großen Gefährdungssituation die Regionalstudie Almtal erstellen. Diese Regionalstudie zeigt für das gesamte Almtal mit den Gemeinden Grünau, Scharnstein und Vorchdorf den Schutzbedarf auf. Die Regionalstudie befindet sich kurz vor Ihrer Fertigstellung.
Rund 15 Mio. € sollen in den kommenden 20 Jahren zum Schutz der Bevölkerung und Infrastruktur im Almtal investiert werden. Ein Prioritätenreihung mit Kostenschätzung zeigt, wo, welche Maßnahmen in welcher Reihenfolge umgesetzt werden müssen, um im Katastrophenfall gerüstet zu sein. Eine eigene Kosten-Nutzen-Rechnung stellt dabei sicher, dass der Nutzen aus den Schutzprojekten größer als die dafür aufgewendeten Kosten für die Schutzmaßnahmen ist.
Dazu DI Michael Schiffer als Leiter der Gebietsbauleitung Salzkammergut der Wildbach- und Lawinenverbauung: „Die Regionalstudie Almtal zeigt einen großen Schutzbedarf auf. Ich hoffe, dass die Schutzmaßnahmen trotz Wirtschaftskrise zügig umgesetzt werden können, bevor beim nächsten Katastrophenereignis schwere Schäden, ja, vielleicht sogar Menschenleben zu beklagen sind.“