Hinreißend schöne grazile Frauen, die direkt aus dem Serail des Kalifen zu kommen schienen, gehüllt in knappe, bunte Kleider aus duften Stoffen, mit edlem Geschmeide verziert, dazu anmutige, graziöse Bewegungen zur stimulierenden Musik einer Percussiongruppe. Ein märchengleiches Bild aus dem Orient – schöner und eindrucksvoller noch als es in „Tausendundeiner Nacht“ beschrieben wird.
Das konnten die vielen Besucher beim Tanzabend „“Der Zauber des Orients“ der heurigen Kultursommerreihe erleben und quittierten den bunten, zweistündigen Tanzreigen mit tosendem Beifall. Gestaltet wurde der mitreißende Abend von Tänzerinnen des „Orientexpress“ (Birgit Carow, Christine Holzinger, Johanna Linschinger, Jutta Klein, Michaela Hödl, Mariannae Schöffbänker, Daniela Nussdorfer).
Fotos: Erwin Moser
Die „Primaballerina“ dieses Abends war aber Sanora Auinger-Wiesinger, die mit ihrer großen aparten Erscheinung mit ihren Solodarbietungen dem Abend besondere Akzente setzte. In der Musikgruppe wirkten mit vornehmer Zurückhaltung aber rhythmischer Perfektion Edith Winkler, Maria Abraham-Mühleder, Claus Faber (Percussion), Petra Tiefenthaller (Klarinette) und Peter Knollmüller (Bass). Einen besonders sympathischen Eindruck machte Ursula Laudacher („Ursophon“), die mit ihren morgenländischen Märchen den Tänzerinnen Atempausen verschaffte, die Zuhörer aber mit ihrer klaren, bedächtigen, doch akzentuierten Sprache in Bann zu ziehen wusste.
Eine bewundernswerte Gedächtnisleistung zeigte „Scheherasade“ bei ihren langen, frei und ohne Verhaspler oder „Hänger“ vorgetragenen Texten die sie kompatibel mit Mimik und Gestik unterstrich. Die blumenreich ausschmückende und detailverliebte Sprache des Orients wurde so zum Gefährt, um das stressfreie bukolische Lebensgefühl sowie die Liebessehnsucht im Sultanspalast anschaulich spüren zu lassen.
Mit den subtilen Klängen auf der Caisa erzeugte sie vollkommen harmonischen Zusammenklang, der ihre Zuhörer mitnahm in eine eigene Gefühlswelt. Die innovative Regie bzw. Inszenierung der Tanzsequenzen war von allererster Güte, ließ erkennen, dass es beim „Orientexpress“ nicht zuvorderst um die Darstellung lasziver weiblicher Reize sondern um die Vermittlung originaler orientalischer Tanzkultur geht.
Es ist schon beeindruckend, wenn Sanora in einem güldenen, falterähnlichen, reich plissierten Umhang über die Bühne schwebt, so Spannung und Erwartung erzeugt, um schließlich in einen exzessiven, tranceartigen Tanz zu verfallen. Ein ebensolches Glanzstück war der Tanz mit dem Shamadan auf dem Haupt der Tänzerin, die damit auch ihre Körperbeherrschung in den quirligen Tanzszenen bewies und dabei eine kongruente Begleitung durch ihre Tanzcompanie erfuhr.
Eine moderne Schleierchoreographie, der Stocktanz aus ägyptischer Folklore — und immer das gewinnende aber keineswegs stereotype Lächeln in den edlen Gesichtern — obwohl den Frauen konditionell sicherlich alles abverlangt wurde. Ein Abend, der lange noch nachhallte und (geheime) Gedanken in sphärische Regionen entführte …