Das war zweifelsfrei ein Höhepunkt im heurigen Kultursommer-Programm was da die vielen Zuhörer im Schlosshofrund zu hören bekamen. Die A‑Cappella-Formation „Six Sells“ bestach nicht nur durch die perfekte Musikalität der sechs Vokalisten – jeder von ihnen ein Ausnahmesolist – sondern auch mit der legeren Art wie sie sich auf der Bühne präsentierten. Die Sänger sind allesamt ausgebildete Sänger, die bei verschiedenen Formationen mitmachen und daher große Routine auf die Bühne mitbringen. Diese wird sparsam beleuchtet, man verzichtet auf ablenkendes und störendes Scheinwerfergewitter und auf die anderswo zum Überdruss zu sehenden „Hüpfdohlen“.
Die ranken Sänger treten im gepflegten Outfit auf, bleiben auch bei rockigsten Nummern ganz „Sir“. So können sich die Künstler ganz ihrer Musikalität hingeben und kommen ihre Balladen, Eigenkompositionen und gelungenen Arrangements stets sachte und unaufgemotzt bei den von Piece zu Piece immer mehr begeisterten Zuhörern an. So kommt es früh zu einer Kumpanei zwischen den Bühnenakteuren und den Fans.
Dazu verhelfen auch die mit Charme und Esprit eingelagerten Zwischentexte, die sie mit heiter-ironisierender Wortwahl und gepflegten Gags rüberbringen, auf deplazierte Derbheiten und Frivolitäten verzichten, fallweise auch bei Interviews Zuhörerinnen einbinden ohne diese vorzuführen. Es ist aber auch wirklich beeindruckend mit welcher Präzision sie die rhythmischen Feinheiten und heiklen Harmonien umsetzen.
Sozusagen ein „Sechserpack wohlfühlender Gemeinsamkeit“. Rockige wechseln mit lyrischen Passagen die mit Inbrunst gesungen werden ohne aber die Sentimentalität zu strapazieren. „Six Sells“ bringt per Stimme eine ganze Band auf die Bühne: der Bass vibriert, die Luftgitarre reißt mit rasanten Riffs von den Sitzen, der Vokal-Drummer imitiert eine ganze Sektion Percussionisten.
Das ganze mündet schlussendlich stets in luxuriöse harmonische Befindlichkeit. So bekommt der Gesang eine musikalische Intensität die man selten hört. Meisterhaft ließ das Sextett die Farbigkeit eines Orchesters durchschimmern. Nicho Harras (quasi ein Freddie-Mercury-Double) oder Martin Hornig, der wegen seiner höchsten männlichen Stimmlage in der Szene auch als kleiner Bruder des ital. Kastratensängers Farinelli bezeichnet wird, lieferten wunderbare Solis.
Dass „Six Sells“ aber auch abseits der Ernsthaftigkeit ihrer Musik den Humor nicht vernachlässigen zeigten sie bei den vier enthusiastisch geforderten Draufgaben, mit denen sie in das Geisterreich der Gnomen entführten, eine witzig-flippige Ramona-Parodie bzw. „Küss die Hand schöne Frau“. Der Abend mit „Six Sells“: Eine vokal-musikalische Impfung gegen die Schwermut!
Fotos: Erwin Moser