Umweltbewusstsein, Nachhaltigkeit, digitaler Fußabdruck. Trendige Schlagwörter, die eines gemeinsam haben: Sie werfen Probleme unserer westlichen Lebensweise auf. Im Kern geht es jeweils darum, dass wir in irgendeiner Weise Spuren hinterlassen, viele Spuren. Sei es Müll, CO2-Abgase, unsere privaten Daten im Internet.
Spuren, die bleiben, selbst wenn wir schon wieder weg sind. Diese Themen werden zwar sattsam in den Medien behandelt, doch gleichzeitig wirken sie diffus, wenig verständlich oder einfach irrelevant. Grund genug den Faden aufzugreifen und für die Jugendarbeit zu nutzen.
Das Jugendzentrum Bad Ischl hat ein EU-Projekt geplant, das unter dem Motto „Without traces? On footprints in Austrian Nature and the World Wide Web“ Jugendliche erlebnispädagogisch mit dem Komplex der ökologischen und digitalen Spuren vertraut machen wollte. Im Rahmen des außerschulischen Programms „Jugend in Aktion“ lud das YOUZ vom 15. bis 22. September neben jungen Bad Ischler/innen, Jugendliche aus Brescia (Italien) und Izmit (Türkei) zum internationalen Austausch nach Ischl ein.
Die Projektidee basierte auf der Verknüpfung von zwei pädagogischen Ebenen: Informieren und Erleben. Ersteres beinhaltete z.B. einen Workshop mit Michael Schwingshackl zu Fragen des ökologischen Fußabdrucks und eines nachhaltigen Lebensstils.
Nicht nur hier zeigte sich in austro-italo-türkischen Diskussion, dass die ökonomischen Zwänge und das gesellschaftliche Bewusstsein in den jeweiligen Ländern große Unterschiede aufweisen. Eine Exkursion in das Linzer Ars Electronica Center bot sich an, um Hintergründe über den fraglichen Umgang der sozialen Netzwerke à la Facebook mit den Daten der Nutzer zu erfahren.
Die zweite Ebene, jene des Erlebens, nahm das Projektteam besonders wörtlich. Die Jugendlichen machten sich auf in die Natur, um die Erfahrung zu machen, was es heißt ressourcenarm zu leben, d.h. möglichst wenig Spuren zu hinterlassen. Und bei der Gelegenheit übten sie sich auch im Spurenlesen am Waldboden, einer Kulturtechnik, die heute nicht mehr allzu gefragt ist. Für diese Herausforderung war das naturpädagogische Lerncamp „Yukon“ von Günter Preisch genau die richtige Adresse.
Der 2‑tägige Aufenthalt in Bad Goisern stand unter der Devise Reduktion auf das Wesentliche. Gekocht wurde über offenem Feuer, das ohne Streichholz und Feuerzeug entfacht werden musste. Geschlafen wurde in einfachen Kojen eines imposanten Holzpfahlbaus. Den Verzicht auf das Mobiltelefon überstanden alle unbeschädigt.
Wie in den vergangenen fünf EU-Projekten des Jugendzentrums Bad Ischl bereicherten Kreativ-Workshops das Programm. In den Bereichen Land Art, Theater und Foto/Film suchten die Jugendlichen nach Formen, ihr Thema öffentlich präsentierbar zu machen. Resultat war eine am Ischler Wochenmarkt aufgeführte Performance, eine Ausstellung, sowie ein Film, der mittlerweile auf youtube seinen Zweck erfüllt.
Nachhaltig war das nunmehr sechste von der EU finanzierte Projekt des YOUZ letztlich auch in dem Sinne, dass junge Bad Ischler neue Freundschaften geknüpft haben, die — der sogenannten Euro-Krise zum Trotz — ein Fenster nach Europa aufmachen.