Einen fulminanten Schlussakkord lieferte das „Ballaststofforchester“ bei seinem vom Publikum frenetisch umjubelten Auftritt beim Kultursommer im Schloss Ebenzweier. Es war ein zweistündiger, flott abgewickelter Hörgenuss des hochkarätigen Orchesters und der ebenso aparten wie stimmpotenten Sängerin Eva Hinterreithner und den „Drei Tenören“ Helmut Zeilner und Daniel Strasser (zu denen sich noch ein Musiker mit starkem schauspielerischem Talent gesellte).
Für den Bandleader Egon Achatz, der die Musiker mit lockerer Hand führte und ihnen viel gestalterischen Freiraum bei ihren Soloauftritten einräumte, sie zeitweilig auch alleine lässt, war es beinahe ein „Heimspiel“, stammt er doch aus der Nachbargemeinde Pinsdorf. Ins Schwelgen kamen die knapp 300 Zuhörer bei den noch immer aktuellen Hits der zwanziger und dreißiger Jahre, von denen einer:
Fotos: Erwin Moser
„Kann denn Liebe Sünde sein“ dem Abend das variantenreich abgearbeitete Motto gab. Die Orchester besteht aus Ausnahmemusikern die in dieser Art Musik förmlich aufgehen und bei ihren solistischen Alleingängen ihre großen Momente haben. Knapp einhundert Titel hat die Band im Repertoire, allesamt in bestechenden, oft auch witzigen Arrangements der Sonderklasse, die den damaligen Zeitgeist widerspiegeln. Saxophonisten (alternierend auch mit der Klarinette), markante Akzente setzende, strahlende Trompeten, ein Posaunist, ein dezent begleitender Pianist, dem die Melodien und Rhythmen so ganz selbstverständlich aus den Fingern perlen, ein Geiger, der ein seelenvolles Solo vortrug, Posaune, Kontrabass und Gitarre sowie Schlagzeug sind die instrumentalen Darsteller.
Sie begleiten die Vokalisten sehr behutsam, haben aber auch für eindrucksvolle Steigerungen noch genügend Reserven. Die unverhohlene Spielfreude und der dezente Humor des Bandleaders sowie der Musiker sprangen schnell auf das ohnehin animierte Publikum über. „Veronika, der Lenz ist da“, „Ich fahr mit meiner Klara in die Sahara“, „Frauen brauchen immer einen Hausfreund“, „O Donna Clara“ oder ein süffisant vorgetragenes „Kann denn Liebe Sünde sein“ haben nichts von ihrer Wirksamkeit eingebüßt, sind nach wie vor Ohrwürmer.
Die espritvollen, witzigen, hintergründigen, lustvolle Lebensbereiche dezent andeutende Texte sind ein Widerpart gegen die sonst aufdringliche elektronische Totalverblödung, der man heute bei Radio und TV und großen Musikevents ausgesetzt ist. Ein Eyescatcher auf der Bühne war zweifelsfrei Eva Hinterreithner, deren Wandlungsfähigkeit von Lied zu Lied sich dem Genre anpasste. Erst nach vier Zugaben durften sich die verschwitzen Musiker und Vokalisten verabschieden. Es war ein erlebenswerter Ausklang des Kultursommers 2012!
Für dessen Arrangeurin, Kulturamtsleiterin Margit Schartmüller (… „Herz und Hirn“ — O‑Ton Bürgermeister), gab es neben viel Applaus auch ein Blumengebinde zum Dank für ihren permanenten Einsatz und dafür dass sie den „KuSo“ mit heuer zehn Angeboten zu ihrem ureigensten persönlichen Anliegen gemacht und ihn zu regionalem Ansehen geführt hat.