Geschlechterverhältnisse in Philosophie, Literatur sowie in konkreten Lebensrealitäten sind unter dem Titel „Tarzan und Jane. Über Frauen und Männer” Thema der diesjährigen OÖ Kulturvermerke, die vom 18. bis 21. Oktober im Stadttheater Gmunden stattfinden werden.
Auf dem von Jutta Skokan, Silvana Steinbacher, Lutz Ellrich, Franz Schuh und Christian Steinbacher kuratierten Programm stehen Referate, Gespräche und Publikumsdiskussionen über den „Megatrend Feminismus“ (Anton Pelinka), Frauen mit türkeistämmigem Migrationshintergrund (Alev Çak?r), Gewalt in der Familie (Sonja Ablinger), Gleichstellung am Arbeitsplatz, Vereinbarkeit von Beruf und Familie (Kordula Schmidt), „Geschlechterverhältnisse im Neoliberalismus“ (Birgit Sauer), „Trümmerfrauen, Phantasmen über das Männliche und Weibliche“ (Renate Becker), „Neo-Narziss.
Ein Vortrag über Claude Cahun“ (Lisa Spalt), „Liebesutopie und Lebensrealität“ (Lisa Wolfson), „Eine Revue über Liebeskunst und Emanzipation. Von Ovid bis in die Gegenwart“ (Manfred Bauschulte), „Der posthum entlarvte Womanizer. Vortrag über Elias Canetti“ (Franz Schuh) u.v.m. Zu den ReferentInnen zählen ausserdem der Philosoph Knut Boeser, die Kulturpublizistin Marta Marková, die Germanistin, Essayistin und Literaturkritikerin Daniela Strigl, der Rechtsphilosoph Peter Strasser u.a. Die Eröffnungsrede wird der Drehbuchautor, Regisseur und Gründungspräsident der OÖ Kulturvermerke Andreas Gruber (“Tarzan und Jane. Zwei Filmfiguren”) halten.
Lesungen mit Elfriede Hammerl und Christian Steinbacher sowie Konzerte mit Franz Froschauer, Zini Kainrath von den Rounder Girls und Luise Pop beziehen sich ebenso auf den Themenkreis des Symposions. Ein Tagespass kostet € 12,-, ein Vier-Tagespass kostet € 25,-. Die Oberösterreichischen Kulturvermerke wurden 1993 von Jutta Skokan initiiert und finden seither jährlich statt.
Kurator Franz Schuh zum Thema:
Menschen kommen auf der Welt auf zweierlei Art vor: als Frauen und als Männer. Diese Differenz, die von Natur aus (jedenfalls von Geburt an) existiert, hat in verschiedenen Gesellschaften und zu verschiedenen Zeiten sowohl andere Interpretationen als auch eine jeweils andere Praxis gefunden, mit der Differenz umzugehen. In diesem Sinne gibt es keine “Natur”, die vorschriebe, was Frauen sind, was Männer sind und was sie tun sollen. Solche Fragen werden nicht zuletzt durch die Machtverhältnisse entschieden:
“Das Patriarchat” (inclusive diverser Buberlpartien) ist immer noch am Werk. Günther Anders, ein berühmter Philosoph, hat auf die Frage, was denn im 20. Jahrhundert, dem Jahrhundert der Gewalt, doch eine Errungenschaft war, geantwortet: “Die Frauenemanzipation.” Diese Emanzipation ist ebenso noch im Gange, nicht zuletzt auf sozialer und ökonomischer Ebene.
Die logische Maxime: “Gleiche Bezahlung für gleiche Arbeit” ist ja bei weitem nicht eingelöst. Auch bestimmte gesellschaftliche Positionen (zum Beispiel die Rektorate der Universitäten) sind überwiegend mit Männern besetzt. Frauen und Männer — das ist nicht zuletzt eine soziale Frage. Gegen die Emanzipation der Frauen ist in den letzten Jahren ein neuer Antifeminismus entstanden. Dessen Vertreter drehen den Spieß um: Männer geben an, sich von Frauen instrumentalisiert und ausgebeutet zu fühlen.
Die Differenz zwischen Mann und Frau gibt Anlass, sie aufzuheben, zum Beispiel in der Liebe. Aber sie ermöglicht auch privaten und ebenso politisierten Hass, der von beiden Seiten ausgehen kann. Die Oberösterreichischen Kulturvermerke 2012 versuchen streitbar und doch rational (gegen die irrationalen Bilder, zum Beispiel “Tarzan und Jane”) Konflikte und Synthesen von Männern und Frauen zu ergründen.