Die AK ist ein starker Partner für seine Mitglieder. Das bestätigt erneut die Bilanz 2012. Schwerpunkt war auch für die AK Gmunden die persönliche Beratung der Mitglieder in arbeits- und sozialrechtlichen Fragen. Tausende Arbeitnehmer aus dem Bezirk haben im Vorjahr Rat und Hilfe gesucht.
Das Jahr 2012 im Bezirk Gmunden
Im Bezirk Gmunden hat die Arbeiterkammer rund 37.600 Mitglieder. Diese Arbeitnehmer sind sowohl in kleinen und mittleren Handels- und Ge-werbebetrieben als auch größeren Industriebetrieben beschäftigt. Die Arbeitslosenzahlen im Bezirk sind seit dem krisenbedingten Rekordjahr 2009 zwei Jahre lang gesunken, im Vorjahr aber leider wieder deutlich ange-stiegen und zwar um 9,5 Prozent.
35 Insolvenzen im Bezirk
Die Arbeitslosenquote betrug im Jahresdurchschnitt 2012 4,5 Prozent, das ist genau der gleiche Wert wie die durchschnittliche Arbeitslosenquote in Oberösterreich. Inklusive Schulungsteilnehmern und Lehrstellensuchenden waren im Jahresdurchschnitt 2012 2463 Personen arbeitsuchend gemeldet. Insgesamt mussten im Bezirk Gmunden 35 Unternehmen mit Beschäftigten Insolvenz anmelden. Von diesen Insolvenzen waren 282 Arbeitnehmer betroffen.
9263 Rechtsberatungen
In 8147 Fällen haben sich AK-Mitglieder 2012 mit arbeits- und sozialrechtlichen Fragen an die Arbeiterkammer Gmunden gewandt. Vor allem die telefo-nische Rechtsberatung hat sich wieder bestens bewährt. Dem Großteil der 4953 Anrufer wurde sofort geholfen. Zu einem persönlichen Beratungsgespräch sind im Vorjahr 3049 Arbeitnehmer in die Bezirksstelle Gmunden gekommen.
Die meisten Fragen wurden zur Beendigung von Arbeitsverhältnissen und den damit verbundenen Ansprüchen gestellt. Auch Lohn und Gehalt, Arbeitszeit, Urlaub, Lehrverhält-nisse und Altersteilzeit waren häufige Themen.
Der regionalen Zweiteilung des Bezirkes entsprechend bietet die AK Gmun-den einen wöchentlichen Sprechtag auch im Herzen des Salzkammerguts, in Bad Ischl, an. Mehr als vier Millionen Euro Vertretungserfolg Bei vielen Arbeitsrechtsproblemen kam zur Beratung die Vertretung. Durch außergerichtliche Interventionen wurden im Vorjahr 404.128 Euro an vorenthaltenem Entgelt eingebracht. In zahlreichen Fällen musste die AK Gmunden wieder bis vor das Arbeits- und Sozialgericht gehen, damit die Betroffenen ihr Geld erhielten.
777.401 Euro wurden auf diesem Weg erkämpft. Dabei ging es hauptsächlich um offene Löhne und Gehälter, aber auch um Sonderzahlungen, Überstundenentgelte und Abfertigungsansprüche. Die Summe der durch Rechtshilfe und ‑vertretung erstrittenen Beträge ist mehr als ein Viertel höher als im Vorjahr. Hinzu kommen die Beträge, die bei Insolvenzvertretungen für Arbeitnehmer aus dem Bezirk durchgesetzt wurden: 2012 machte dies 2.834.490 Euro aus. Damit hat die AK Gmunden im Vorjahr für ihre Mitglieder Zahlungen von insgesamt 4.016.019 Euro erreichen können.
Die überwiegende Mehrheit der Fälle betrafen Ungereimtheiten mit der End-abrechnung nach Beendigung eines Dienstverhältnisses. Fehlende Lohnbestandteile, Überstundenzuschläge, anteilige Sonderzahlungen und Abferti-gungen mussten in vielen Fällen von der AK nachgefordert werden. Auch mit der verspäteten Bezahlung von Löhnen und Gehältern hatten Arbeitnehmer im Vorjahr zu kämpfen. Oft wurden die Ansprüche erst nach Intervention durch die AK abgerechnet und beglichen.
Aber auch das außergerichtliche Einschreiten der AK genügt nicht immer:
Manche Unternehmen bleiben trotzdem alles schuldig. Dann müssen die Ansprüche beim Arbeits- und Sozialgericht eingeklagt werden. Und selbst nach einem rechtskräftigen Urteil ist keineswegs sicher, dass bezahlt wird. In einigen Fällen kommen die Arbeitnehmer nur zu ihrem Geld, wenn die AK ein Exekutionsverfahren ankündigt oder einleitet.
Beispiele aus der Vertretungspraxis
Immer häufiger werden leider die Fälle, in denen Arbeitgeber versuchen, durch die Kündigung erkrankter Mitarbeiter Kosten auf die Sozialversicherungen abzuwälzen. Nicht selten versuchen sie, diese Kündigungen sogar rückwirkend auszusprechen. Eine Tankstellenmitarbeiterin aus dem Bezirk Gmunden erhielt im Kranken-stand eine Mitteilung von der Gebietskrankenkasse, wonach sie bereits vor zwei Wochen von der Sozialversicherung abgemeldet worden war. Als Beendigungsgrund hatte der Arbeitgeber „ungerechtfertigten vorzeitigen Austritt“ angegeben.
Die Frau war aber niemals aus dem Arbeitsverhältnis ausgetreten und wandte sich daher an die Arbeiterkammer Gmunden um Hilfe. Weil alle Interventionen erfolglos blieben, musste die AK vor Gericht gehen und alle offenen Ansprüche der Frau einklagen, die sie bei einer regulären Kündigung durch den Arbeitgeber gehabt hätte. Obwohl die Rechtslage zugunsten der Arbeitnehmerin eindeutig war, ging der Unternehmer sogar in die zweite Instanz, wo er abermals verlor. Erst dann zahlte er der Frau endlich die ausstehenden 2600 Euro nach.
Regional- und Interessenpolitik
Neben der Wahrung der Interessen der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer des Bezirkes Gmunden in arbeits- und sozialrechtlichen Belangen kümmert sich das Team der AK Gmunden auch um die regionalpolitischen Interessen der Bevölkerung des Bezirkes. So ist die AK-Bezirksstelle Mitglied des „Run-den Tisches zum Weltkulturerbe des Landes OÖ“ sowie des „Runden Tisches der Sozialpartner des Bezirkes Gmunden“. Die Bezirksstelle Gmunden wirkt darüber hinaus in zahlreichen Projekten mit dem Regionalmanagement Vöcklabruck und Gmunden mit und übernimmt auch Agenden in den beiden Leader-Vereinen, die im Interesse der Arbeitnehmer liegen.
Das von der AK-Bezirksstelle gegründete Jugendnetzwerk Salzkammergut hat auch im Jahr 2012 zahlreiche Impulse in Sachen Jugendbeschäftigung gesetzt. Mittlerweile besteht das Jugendnetzwerk aus mehr als 70 Partnern aus sozialen Einrichtungen, Schulen, regionalpolitischen Verantwortlichen, Sozialpartnern, Behördenvertretern und Betrieben. Ziel des Netzwerkes ist es, Jugendliche, allen voran jene mit Einschränkungen jedweder Art, in ihrem Recht auf Arbeit und Ausbildung in der Region zu unterstützen.
Vielen Jugendlichen mit Problemen beim Start ins Berufsleben konnten überdies durch persönliches Engagement von Aktivisten des Jugendnetzwerkes Lehrstellen in renommierten Betrieben des Bezirkes vermittelt werden.
Das Interesse und die Bereitschaft so vieler Organisationen aus der Region, gemeinsam gegen Jugendarbeitslosigkeit zu kämpfen, ist einzigartig. Aus der intensiven Kooperation sind bereits mehrere erfolgreiche Projekte für das Salzkammergut entstanden. Eines davon ist das Kompetenzzentrum Jugend-netzwerk Salzkammergut. Dieses versteht sich als Drehscheibe für alle Fragen am Übergang von der Schule zum Berufsleben. Zentrale Aufgabe ist die Organisation von Arbeitsbesprechungen und Netz-werktagungen, um aktuelle Fragestellungen zur regionalen Jugendbeschäftigung zu diskutieren und gemeinsam an Problemlösungen zu arbeiten.
Arbeitsmarktpolitik für Junge und Ältere
Eine zentrale Forderung der AK ist es, den Anteil der Jugendlichen ohne Berufsausbildung auf zumindest unter zehn Prozent zu senken. Dafür sind Inves-titionen ins Bildungssystem und mehr individuelle Förderung in der Schule nötig. Am Übergang ins Arbeitsleben muss jeder junge Mensch ein Recht auf einen Ausbildungsplatz haben.
Die Arbeitsfähigkeit älterer Beschäftigter muss verstärkt gefördert werden, damit sie ihren Beruf gesund und motiviert bis zur Pension ausüben können. Das zeigt auch der Österreichische Arbeitsklima Index. Besorgnis erregend ist der Umstand, dass sich rund ein Drittel der Beschäftigten außerstande sieht, in der derzeitigen Arbeit bis 60 bzw. 65 durchzuhalten.