Mit dem Bau der Erdgas-Hochdruckleitung „HDL 100 Puchkirchen – Haidach“ investiert die OÖ. Ferngas Netz GmbH in die Energiezukunft und setzt einen weiteren Schritt zur Stärkung der Versorgungssicherheit in unserem Land. Das Projekt setzt auch Beschäftigungsimpulse: Rund 170 Personen sind bei diesem Bauprojekt involviert – sei es bei der Planung oder beim Bau direkt vor Ort.
Rund 400.000 m³ Boden werden bewegt, um für 9.000 Tonnen Stahl Platz zu machen. Über 80 Geräte und Fahrzeuge – vom Schweißaggregat über das Hebegerät bis zum Bagger – sind im Einsatz. Die Bauarbeiten der 34 Kilometer langen Leitung sind voll im Gange, im Herbst soll die Leitung fertig sein. Bei voller Leistung kann die Erdgas- Hochdruckleitung 1,26 Millionen m³ Erdgas pro Stunde transportieren. Dies entspricht dem Jahresbedarf von rund 900 Einfamilienhäusern!
Die 34 Kilometer lange Erdgas-Hochdruckleitung mit der Bezeichnung „HDL 100 Puchkirchen – Haidach“ beginnt bei der Übergabestation der OÖ. Ferngas Netz GmbH beim Erdgas-Knoten Puchkirchen (Bezirk Vöcklabruck) und verläuft nach Fertigstellung bis nach Haidach (Straßwalchen) zum Erdgasspeicher der RAG (Rohöl Aufsuchungs AG). Dieses besondere Leitungsprojekt stellt eine durchgehende Verbindung der Erdgas-Leitung von Kronstorf an der nieder-/oberösterreichischen Landesgrenze in Richtung Westen über Puchkirchen bis nach Haidach (an der Landesgrenze zu Salzburg) dar. Weiters verläuft nach Fertigstellung des Leitungsprojekts ab Kühschinken auch eine Abzweigungsleitung bis nach Zagling (Salzburg) zu den Speichern 7fields, die derzeit ausgebaut werden.
Damit ist die HDL 100 inklusive ihrer Abzweigung nicht nur eine wichtige leistungsstarke Erdgastransportleitung, sondern schafft auch die Voraussetzung für weitere Anbindungen heimischer Speicheranlagen an das innerösterreichische Verteilernetz: als „Hauptschlagader“ zwischen den Speichern Puchkirchen, Haidach und 7fields. Auch Dr. Leo Windtner, OÖ. Ferngas-Aufsichtsratsvorsitzender und Energie AG-Generaldirektor, überzeugte sich vor Ort vom Baufortschritt: „In Hinblick auf die erneuerbaren Energien wird Gas die Brückentechnologie sein. Die neue Erdgas-Hochdruckleitung HDL 100 von Puchkirchen nach Haidach stärkt die Versorgungssicherheit und schafft die Voraussetzung dafür, dass der Energiebedarf auch in Zukunft gedeckt werden kann.“
KommR Ing. Dr. Johann Grünberger, Vorstandsvorsitzender der OÖ. Ferngas AG und Geschäftsführer der OÖ. Ferngas Netz GmbH, informierte bei der Besichtigung des Baufortschritts vor Ort: „In unserer über 56-jährigen Unternehmensgeschichte können wir bereits auf einige herausfordernde Leitungsbauprojekte zurückblicken. Die HDL 100 ist ein besonderes Projekt, da sie nicht nur eine Transportleitung ist, sondern mit ihrer Anbindung an die Speicher und das österreichische sowie europäische Gasnetz natürlich eine besonders wichtige Funktion im Sinne der Versorgungssicherheit erfüllt.“ Die Gesamtinvestitionskosten der HDL 100 betragen ca. 35 Millionen Euro. Bei diesem Projekt vertraut die OÖ. Ferngas Netz GmbH auf die bewährte Zusammenarbeit mit Planern und Baufirmen. Um die gewählte Leitungstrasse nach dem Leitungsbau ordnungsgemäß zu rekultivieren, sind beim Bau eine ökologische Bauaufsicht und eine bodenkundliche Baubegleitung miteinbezogen.
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Die Rohrleitungsbauphase ist voll im Gange
Nachdem im Vorfeld die behördlichen Genehmigungsverfahren abgeschlossen und mit den Grundeigentümern die Benützung der Grundstücke für den Bau und Betrieb der Leitung verhandelt wurden, konnte heuer die zweite Bauetappe gestartet werden. Unter Berücksichtigung der ökologischen Rahmenbedingungen und der Witterung erfolgten im Vorfeld diverse Arbeiten, wie der Bau von Betonfundamenten für Stationen entlang der geplanten Leitung sowie verschiedenste Trassenvorbereitungen.
Im Frühjahr startete die Humusabtragung, bis Mitte Juni war diese auf einer Strecke von 30 Kilometern bereits abgeschlossen. Parallel dazu erfolgten streckenweise die weiteren Arbeitsschritte: So wurden insgesamt bereits über 30.000 Laufmeter der einzelnen Stahlrohre mit je 18 Metern Länge an sieben Rohrlagerplätze entlang der Leitungstrasse ausgeliefert und von dort zum jeweiligen Bauabschnitt transportiert („Rohrausfuhr“).
Direkt auf der Leitungstrasse erfolgt der sogenannte Vorbau: Dabei werden die einzelnen Stahlrohre gebogen, innen oder außen zentriert und zusammengeschweißt. Dazu werden eigene Schweißzelte über den Rohrenden angebracht, unter denen zum Beispiel die Fallnaht geschweißt oder die Wurzelnaht geschliffen wird. Nach dem Isolieren der Schweißnähte wird der Rohrleitungsstrang in den ausgehobenen Rohrgraben abgesenkt. Danach wird der Graben wieder mit dem ausgehobenen Bodenmaterial verfüllt. Um die Umwelt zu schonen und mögliche Anrainer- und Verkehrsbelastungen auf ein Minimum zu reduzieren, kommt bei diesem Projekt auch die horizontale Bohrtechnik zum Einsatz.
Im Gegensatz zur offenen Bauweise (Grabenbohrung) wird dabei unterirdisch z.B. unter Straßen, Bahngleisen oder Flüssen hindurchgegraben, um diese zu queren. Im Fall des Bauprojekts HDL 100 wurde so auch die Bundesstraße B1 bereits zweimal gequert. Die Bauarbeiten für die Abzweigungsleitung von Kühschinken bis Zagling starten in den nächsten Tagen.
Bauarbeiten im Zeitplan
Trotz des ausgedehnten Winters 2012/13 und der Tatsache, dass die Baustelle der HDL 100 teilweise auch vom Juni-Hochwasser betroffen war, verzögern sich die Bauarbeiten nur geringfügig. Die Fertigstellung der Erdgasleitung inklusive Druckprobe soll wie geplant Ende September erfolgen. Danach stehen bis Jahresende die Rekultivierungsarbeiten und Wiederherstellungsmaßnahmen auf dem Programm. Schon beim Bau der Leitung sind eine ökologische Bauaufsicht und eine bodenkundliche Baubegleitung miteinbezogen, um den sorgsamen Umgang mit den Ressourcen Boden, Wasser und Landschaft zu gewährleisten und die Leitungstrasse nach dem Bau ordnungsgemäß zu rekultivieren: Nach den Grabenverfüllungsarbeiten wird der Unterboden dem ursprünglichen Niveau angepasst und das zwischengelagerte Humusabzugsmaterial auf den Unterboden aufgebracht und verteilt.
Voraussetzung für Speicheranbindung an österreichisches und europäisches Netz
Auftraggeber dieses Projekts ist die Austrian Gas Grid Management AG (AGGM), deren oberstes Ziel die Sicherstellung einer ununterbrochenen Gasversorgung ist. Eine langfristige Planung soll sicherstellen, dass eine ausreichende Infrastruktur zur Versorgung der Kunden rechtzeitig zur Verfügung steht. Die Erdgas-Hochdruckleitung HDL 100, inklusive ihrer Abzweigung, ist Teil dieser Langfristplanung und so konzipiert, dass sie sich in den Ausbau der nationalen und internationalen Erdgas-Infrastruktur einfügt.
Die neue Erdgas-Hochdruckleitung inklusive Abzweigungsleitung ermöglicht es, den Transport der geforderten Kapazitäten in den westlichen Teil Oberösterreichs und weiter nach Salzburg, sicherzustellen. Das Leitungsprojekt bedient außerdem den Erdgasknoten im bayrisch-österreichischen Raum und schafft die Verbindung zu den kapazitätsstarken Untertagespeichern der RAG. Dadurch erhöht sich die Versorgungssicherheit des österreichischen Zentralraumes.
Das Leitungsprojekt ist ein wesentlicher Bestandteil des österreichischen Gasnetzes. Nach der Umsetzung kann Erdgas über die Leitungen der EVN bzw. die Trans-Austria-Gasleitung bis zu den Untertagespeichern nach Puchkirchen bzw. den 7fields-Speichern sowie nach Salzburg transportiert werden.
Ausbau der Erdgas-Infrastruktur gewährleistet Versorgungssicherheit
Im internationalen Vergleich verfügt Österreich über sehr hohe Speicherkapazitäten für Erdgas. In den österreichischen Speichern können derzeit rund 85 Prozent des Jahresbedarfs von 8,4 Milliarden Kubikmetern auf Vorrat gelagert werden und die beiden Speicheranbieter RAG (Rohöl Aufsuchungs AG) und OMV Gas Storage GmbH bauen ihre Kapazitäten laufend aus: Im Moment verfügt die RAG inklusive der ersten Ausbaustufe 7fields und der zweiten Ausbaustufe Haidach und Aigelsbrunn über Kapazitäten von 5 Milliarden Kubikmeter Erdgas. Mit der zweite Ausbaustufe von 7fields wird die RAG ihre Kapazitäten bis 2014 auf 5,7 Milliarden Kubikmeter ausbauen.
Die OMV Gas Storage GmbH hatte im abgelaufenen Jahr mit Kapazitäten von knapp 2,4 Milliarden Kubikmetern ein Viertel des österreichischen Jahresbedarfes an Erdgas eingespeichert. Somit kann die Erdgaswirtschaft selbst extreme Bedarfsspitzen schnell und zuverlässig abdecken sowie Schwankungen bei den Erdgaslieferungen einfach ausgleichen.
Erdgas und seine Infrastruktur als Speicher und Transportmedium für erneuerbare Energie
Der Anteil erneuerbarer Energie im Energiemix steigt und steigt. Die regenerative Stromerzeugung unterliegt jedoch großen Schwankungen. Bei gutem Wind und viel Sonne wird oft mehr Strom produziert als benötigt. Bisher konnte Strom nur kurzfristig und in geringen Mengen gespeichert werden.
Der Schlüssel zum Erfolg für erneuerbare Energien liegt in der Energiespeicherung. Hier kommt die bestehende Gas-Infrastruktur ins Spiel – das Leitungsnetz samt Speicher. Denn mittels Power-To-Gas-Methode kann überschüssiger Strom aus Wind- und Sonnenkraft mittels Wasserelektrolyse in Gas (Wasserstoff oder Methan) umgewandelt und ins Gasnetz eingespeist werden. Das Gasnetz wird damit zu einem Energiespeicher, der den Erfolg der erneuerbaren Energie forciert.