Österreichs Wald, dessen nachhaltige Bewirtschaftung durch unsere Land- und Forstwirte aber auch die technologische Innovationsfreudigkeit unseres Sägewerks- und Holzbausektors können einen wesentlichen Beitrag zum Einkommen und zur Lebensqualität der Menschen im ländlichen Raum liefern. Besonders anschaulich kann man dies im Almtal unter Beweis stellen.
Deshalb besuchen 20 Regierungsexperten aus Albanien, Bosnien-Herzegowina, Kroatien, Kosovo, Mazedonien und Serbien während einer einwöchigen Studientour durch Bayern und Österreich für fast drei Tage die Marktgemeinde Scharnstein und das Almtal. Wir sind Weltmeister in der nachhaltigen Bewirtschaftung von Wäldern, so DI Martin Nöbauer, Abteilungsleiter im Lebensministerium.
Der Nutzen den wir aus unseren Wäldern ziehen ist vielfältig und wird oft auf den ersten Blick gar nicht gesehen. Sei es als ökologischer Baustoff, nachhaltige Energieressource oder als Garant für eine gleichmäßige Wasserspende für unsere Kleinwasserkraftwerke, erst durch unsere umsichtige und nachhaltige Bewirtschaftung dieses Waldes ist dies alles möglich.
Die ausländischen Regierungsexperten interessieren sich ganz besonders für die praktische Umsetzung einer nachhaltigen Wald- und Wasserbewirtschaftung und deren Auswirkungen für die Entwicklung des ländlichen Raums. Viele Regionen in ihren Heimatländern leiden unter Abwanderung und Entvölkerung mangels des Angebots von Arbeitsplätzen oder weil Naturkatastrophen ganze Dörfer zerstören. Wir sind nach Österreich gekommen um uns anhand von praktischen Beispielen Anregungen für zu Hause zu holen, so Katerina Spasovska, Projektmanagerin der für die genannten Länder zuständigen Entwicklungsagentur mit Sitz in Skopje, Mazedonien. Unser Ziel ist es, in ausgewählten, besonders von Abwanderung betroffenen, waldreichen Gebieten Pilotprojekte zur Schaffung lokaler Arbeitsplätze umzusetzen.
Dabei wollen wir ganz besonders auf die natürlichen Ressourcen Wald und Wasser setzen, da wir glauben, dass mit Holzbau, erneuerbarer Energie aus Biomasse, aber auch mit Kleinwasserkraft besonders schnell und effizient lokale Arbeitsplätze geschaffen werden können, so Frau Spasovska weiter. Im Almtal ist der Wald ein wichtiger Beschäftigungsfaktor. Knapp 40% aller Arbeitsplätze im Almtal hängen unmittelbar oder mittelbar vom Wald ab, wobei holzverarbeitende Betriebe und der Tourismus die meisten Arbeitsplätze schaffen. Darüber hinaus schöpft das Almtal fast 70% der benötigen elektrischen Energie aus der Alm.
Die Wichtigkeit dieser Naturpotentiale für das Almtal und seine Menschen ist Bürgermeister Rudolf Raffelsberger sehr bewusst. Wir freuen uns, dass das Almtal mittlerweile schon bis in Westbalkan bekannt ist und ausgewiesene Experten dieser Region sich bei uns Anregungen holen. Wir haben in Scharnstein und im Almtal in den letzten Jahren viel weiter gebracht, so z.B. haben wir mit den Solarthermieanlagen auf dem Dach von Kindergarten und Amtshaus völlig neue Wege beschritten. Unsere Gäste sind fasziniert von dieser Idee, so Rudolf Raffelsberger, BGM von Scharnstein.
Aber auch der Zusammenschluss der Almtalgemeinden zum unser mehrgemeindigen Tourismusverband Almtal hat große Aufmerksamkeit erregt, so BGM Raffelsberger weiter. Die vom Lebensministerium gemeinsam mit ANRICA organisierte Studientour der mehr als 20 Experten wird fast drei Tage lang das Almtal besuchen und dabei alle wesentlichen Aspekte einer erfolgreichen Entwicklung des ländlichen Raums beleuchten. Wir werden unseren Gästen zeigen, was unsere Wald- und Wasserressourcen für unser Almtal und für unsere Bürger leisten. Wir besuchen die Gemeindeverwaltung, unseren neuen Kindergarten und lassen uns von Wolf Systembau und K.u.F. Drack zeigen, wie mit unseren Wald- und Wasserressourcen lokale Arbeitsplätze geschaffen und gesichert werden können, so DI Markus Sommerauer, Obmann von ANRICA. Unsere Wildbach- und Lawinenverbauung wird unseren Gästen Beispiele für einen wirkungsvollen Schutz vor Naturgefahren in Grünau zeigen und Förster Fritz Wolf wird einen generellen Überblick über unsere Forstwirtschaft im Almtal geben.
Am Freitag werden wir dann gemeinsam mit unseren Gästen und dem Lebensministerium über die nächsten Schritte beraten, so Sommerauer weiter. Ziel der Initiative ist die Ausarbeitung und Umsetzung eines Programmes zur Entwicklung des ländlichen Raums in strukturschwachen Grenzregionen des Westbalkans. In einer Zusammenarbeit zwischen ANRICA, der örtlichen Entwicklungsagentur mit Sitz in Skopje, dem Lebensministerium und der deutschen Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ) sollen Pilotprojekte umgesetzt werden wobei ganz sicher Anregungen faus dem Almtal einfließen werden.berg am Attersee krönte den Ausbildungsabschluss.
ANRICA
Österreich hat im vergangenen Jahrzehnt auf Initiative des Lebensministeriums in einer einzigartigen Aktion einen breiten gesellschaftlichen Dialogprozess zur Erarbeitung eines Österreichischen Waldprogramms gestartet. Ein wesentliches Ergebnis dieses Prozesses ist die Aufforderung zur Übernahme einer internationalen Verantwortung Österreichs für den Schutz des Waldes durch eine nachhaltige und multifunktionelle Waldbewirtschaftung.
Dieser Aufforderung ist man mit der Gründung des Vereins ANRICA (Österreichische Agentur für Waldbewirtschaftung, Waldentwicklung und internationale Kooperation) im Jahre 2009 nachgekommen. ANRICA hat die Aufgabe, die Expertise österreichischer Institutionen und Unternehmen im Bereich ländlicher Entwicklung und nachhaltiger Waldbewirtschaftung in den Dienst der globalen Staatengemeinschaft zu stellen. Website: http://www.anrica.org