Bessere Bedingungen kann sich ein Veranstalter nicht wünschen: ein ausverkauftes Haus, ein Orchester in Höchstform und eine geradezu tropisch anmutende Sommernacht, gespiegelt von der Schwüle der Rodrigo-Klänge. HallstattClassics, das neue Musik- und Literaturfestival in Hallstatt, hat einen bravourösen Start hingelegt. Die zahlreichen Besucher des Eröffnungskonzertes am 27. Juli wurden reichlich belohnt.
Im ersten Teil gab die Sinfonietta da Camera unter ihrem langjährigen Leiter Peter WesenAuer das berühmte Gitarrenkonzert von Joaquin Rodrigo, Solistin war Heike Matthiesen aus Deutschland. Ein Raunen ging durch die Menge, als die ersten Takte des zweiten Satzes erklangen und viele eine Melodie wiedererkannten, die sie zuvor nicht zuordnen konnten. Als dann das Orchester mächtig anschwoll, fühlte man sich wie in Spanien — die Hitze lag förmlich in der Luft. Heike Matthiesen bedankte sich für den großzügigen Applaus mit Francisco Tárregas „Recuerdos de la Alhambra“ als Zugabe.
In der zweiten Hälfte des Konzerts durfte man Beethovens Siebte Symphonie in einer kraftvollen und zugleich sensiblen Interpretation hören. Peter WesenAuer führte die Sinfonietta zunächst bestimmt durch die ersten gewichtigen Takte, die schließlich ihren Rhythmus im mitreißenden Vivace fanden, wobei er besonders auf ausgeprägte Ritardandi Wert legte. Der feierliche Charakter des Alegretto des zweiten Satzes zauberte mit dem Crescendo eine Gänsehaut auf die Zuhörer. Besonders der Schlusssatz ließ das Haus erbeben; nicht von ungefähr kommt Carl Maria von Webers Bemerkung dazu, Beethoven wäre nun endlich reif fürs Irrenhaus.
Insgesamt überzeugte die Darbietung durch Präzision und Gefühl, wobei niemals die Gesamtstruktur im Pathos verloren ging. Die Evangelische Kirche in Hallstatt erwies sich einmal mehr als potenter Veranstaltungsort. Zwar strapazieren die Holzbänke Gesäß- und Rückenmuskulatur ein wenig, doch nirgendwo sonst sitzt der Zuschauer so nahe am Orchester.
Das macht auch den besonderen Reiz von HallstattClassics aus: Nur eine Armlänge entfernt spielen inspirierte Musikerinnen und Musiker mit Herzblut und Können, nicht weil sie müssen, sondern weil sie dürfen und es für sich und ihr Publikum wollen.Man darf auf den nächsten Höhepunkt der Veranstaltungsreihe gespannt sein: Am 10. August lädt Hallstatt zu einer Wagner-Verdi-Gala mit dem deutschen Bassbariton Ulf Dirk Mädler ein. Karten unter www.hallstattclassics.com oder 0043 660 27 22 146 bzw. bei der Tourismusinformation Hallstatt.