Wer seinen Job verliert und keinen Bildungsabschluss oder eine Berufsausbildung hat, hat es auch im späteren Leben wesentlich schwerer, wieder eine Arbeit zu finden. Das bestätigen aktuelle Arbeitsmarktstatistiken und internationale Studien. Und der Trend wird sich angesichts der demografischen Veränderungen noch verstärken.
Hier entgegen zu wirken, ist seit sieben Jahren das erklärte Ziel des Jugendnetzwerkes Salzkammergut. Regionale Akteuren treffen sich in regelmäßigen Abständen, um gemeinsam den Übergang Schule/Arbeitswelt im Sinne der Jugendlichen bestmöglich zu gestalten. Im Projekt „Kompetenzzentrum Jugendnetzwerk Salzkammergut“ wurde die Zusammenarbeitsstruktur in den letzten beiden Jahren professionalisiert. Ab Herbst werden die Projektergebnisse nachhaltig umgesetzt.
Gemeinsames Ziel: bessere Chancen und mehr Perspektiven für die Jugendlichen am Arbeitsmarkt. Bis zum Jahr 2015 soll der Anteil der Jugendlichen ohne Ausbildung unter 10 Prozent gesenkt werden. So das ambitionierte strategische Ziel im oberösterreichischen Pakt für Arbeit und Qualifizierung.
Dass dieses annähernd erreicht werden kann, dafür braucht es gemeinsame Anstrengungen aller Akteure am Arbeitsmarkt — auch auf regionaler Ebene. Die AK-Bezirksstelle Gmunden setzte dazu gemeinsam mit der Volkshilfe Arbeitswelt GmbH in den letzten zwei Jahren das Projekt „Kompetenzzentrum Jugendnetzwerk Salzkammergut“ um und entwickelten neben einer regionalen Koordinationsstelle und einem Patensystem auch Casemanagement-Know-how für die Region.
salzi.aktuell — Nachrichten vom 21.8.2013
Die Erfahrungen und Ergebnisse können jetzt in die Umsetzung von Jugendcoaching einfließen. Die beiden Case Managerinnen Krystyna Stockhammer und Sabine Kerschbaum von der Volkshilfe Arbeitswelt GmbH arbeiteten mit und für 21 Jugendliche, die durch schwierige Umstände vom bestehenden Hilfssystem nicht (mehr) erreicht wurden bzw. keinen Zugang zum Unterstützungssystem fanden. Vertrauens- und Beziehungsarbeit, ein ganzheitlicher Blick, die Einbeziehung der Familien und des sozialen Umfeldes des jungen Menschen, Konzentration auf die individuellen Bedürfnisse und viele Zeitressourcen standen im Zentrum ihrer engagierten Arbeit.
Dabei wurden für die Jugendlichen neue Wege eröffnet, damit sie das für sie beste Angebot auch nutzen konnten. „Erstmals ist es möglich geworden, ohne länger Genehmigungsverfahren und behördlicher Aufträge für Jugendliche tätig zu werden, “ freut sich Walter Rechenmacher, Lehrer im ZIB Hagenmühle und langjähriger Netzwerkpartner in der Region über diese Entwicklung.
Das vorhandene Versorgungssystem (Vereine, Projekte, Ämter, usw.) wurde optimal genützt, um Hilfestellungen für die betroffenen Jugendlichen zu leisten. Ermöglich wurde diese Unterstützung durch regelmäßige Sitzungen eines Case Management-Expertenteams. Dieses ist zentraler Info- und Ideenpool, in dem Erfahrungen und Wissen ausgetauscht werden und Kooperationen geschlossen werden können.
„Um eine derartige Vernetzung etablieren und Case Management mit dieser herausfordernden Zielgruppe durchzuführen erfordert unkonventionelles und innovatives Denken, Flexibilität, große Kommunikationsfähigkeit und ehrliches Interesse,“ fasst Ursula Engelhardt, Berufsausbildungsassistentin vom Jugend am Werk und selbst Teilnehmerin des Expertenteams, die Arbeit der Case Managerinnen, zusammen. Das Casemanagement-Expertenteam wird sich auch weiterhin treffen und ist Teil der Vernetzung in der regionalen Koordinationsstelle am Übergang von der Schule in die Arbeitswelt, die durch das Projekt etabliert werden konnte.
Diese wird zur Freude von AK-Bezirksstellenleiter Martin Kamrat und Projektleiterin Barbara Bart ab September Teil des oberösterreichischen Kooperationsprojektes von AKOÖ und Bundesso-zialamt „netzwerk.jugend.beschäftigung“ sein. „Unsere Aufgabe ist es, die regionale Entwick-lung gut weiter zu begleiten und verstärkten Austausch und Transfer auf die Landesebene möglich zu machen“, so Kamrat.
„Jugendliche die Schulungen abbrechen und sich dann nicht mehr beim AMS melden, haben oft eine sehr große Lücke in ihrem Lebenslauf“, weiß AMS-Chefin Jacqueline Beyer. Sie ist von den positiven Auswirkungen der Vernetzungsarbeit überzeugt und engagiert sich seit vielen Jahren im Jugendnetzwerk.
„Durch das Casemanagement wird eine umfassende Be-treuung und Begleitung gewährleistet“, betont sie. „Der unbürokratische und stetige Austausch mit Krystina Stockhammer und Sabine Kerschbaum und dem großen Experten/-innen-Netzwerk ermöglicht schnelle und innovative Lösungen im Sinne der Jugendlichen. Durch dieses Zusammenspiel, können für die Jugendlichen neue Wege gefunden und die ersten erfolgreichen Schritte in die Arbeitswelt ermöglicht werden“.
Die Mitgliedschaft im Expertenteam hat für das AMS Gmunden auch den Mehrwert, Schu-lungsangebote besser konzipieren zu können, da ein sehr guter Überblick über die bereits vorhandenen Angebote vorhanden ist und auch Kooperationen gemacht werden können. „Wenn alles, was im eigenen Rahmen möglich ist, für einen Jugendlichen schon probiert wurde und nicht erfolgreich war, stellt das Case Management noch ein letztes Sicherheitsnetz dar“, sagte Ewald Prochiner, Sozialpädagoge vom Verein Mopäd, über die Wichtigkeit des Case Management Projektes.
Daten und Fakten
Das Jugendnetzwerk Salzkammergut koordiniert Angebote am Übergang von der schule in die Arbeitswelt
Um Klarheit und Transparenz in der Fülle der Angebotslandschaft am Übergang von der Schule in die Arbeitswelt herzustellen, lädt die AK-Bezirksstelle Gmunden seit sieben Jahren immer wieder zum Informationsaustausch aller Angebot an der Schnittstelle Schu-le/Arbeitswelt ein.
„Angebote gibt es viele und sehr gute. Das, was wir hier vor Ort konkret tun können, ist, immer wieder alle zusammen zu holen, Transparenz herzustellen, Informati-onsflüsse möglich zu machen und den Trägern und Arbeitsmarktakteuren eine Plattform zum Austausch und gemeinsamen Wissensaufbau zu bieten“, begründet Dr. Martin Kamrat das Engagement.
Um Abstimmung, Aufbau von ge-meinsamen Wissen und Transparenz geht es dabei. Nutzen soll das allen den Jugendlichen in der Region. Dazu gibt es jetzt auch das Oberösterreich weite Kooperationsprojekt „netz-werk.jugend.beschäftigung“ von AKOÖ und Bundessozialamt. Mit einer oberösterreichischen Koordinationsstelle am Übergang von der Schule in die Arbeitswelt sollen Transparenz ge-schaffen und in Zukunft Doppelgleisigkeiten besser vermieden werden können.
Die regionalen Jugendnetzwerke, auch jenes in Gmunden, sind in die Oberösterreich weite Vernetzung eingebunden. Dadurch kann der Infofluss aus den Regionen sichergestellt und die Expertise und das Wissen der Regionen in die oberösterreichische Arbeitsmarktentwicklung im Ju-gendbereich einfließen.