Einsätze unter Wasser stellen die Einsatztaucher der Feuerwehren vor besondere Herausforderungen: Die Feuerwehrmänner sind nicht nur mental und physisch größten Herausforderungen ausgesetzt. Auch die Anforderungen an die Ausrüstung sind gerade bei Suchen in großen Tiefen ganz besondere.
Die Geräte zur Suche nach verunfallten Personen oder gesunkenen Objekten wurden jetzt auf den neuesten Stand der Technik gebracht: “Ab jetzt unterstützen Sonarortung, eine hochauflösende Unterwasserkamera und eine fernsteuerbarer Tauchroboter den effizienten Taucheinsatz. Mit Investitionen von mehr als 110.000 Euro wird den speziellen Anforderungen Rechnung getragen. Im Mittelpunkt steht dabei die absolute Sicherheit der Einsatzkräfte”, so Feuerwehr-Landesrat Max Hiegelsberger und Landes-Feuerwehrkommandant Dr. Wolfgang Kronsteiner.
Hightech für die Sicherheit: Moderne Suchausrüstung für Tauchstützpunkt 4, Bezirk Vöcklabruck
„Bei Tauchunfällen gibt es für Erstrettungsversuche nur ein ganz kurzes Zeitfenster zur Lebensrettung. Vielfach enden Tauchunfälle daher in oft langwierigen und für alle Beteiligten sehr belastenden Bergungsmaßnahmen,“ sagt Landes-Feuerwehrkommandant Dr. Wolfgang Kronsteiner. Unter diesen Voraussetzungen steht die Sicherheit der für die Bergung eingesetzten Feuerwehrtaucher an oberster Stelle.
Eine Suche mit Tauchern findet daher ausschließlich bis zu einer Tiefe von maximal 40 Metern statt: „Das ist die behördlich vorgegebene, maximale Einsatztauchtiefe, aus der im Ernstfall ein Selbstrettungsversuch für den Einsatztaucher noch möglich ist“, erklärt Kronsteiner. Suchen jenseits der 40 Meter werden ausschließlich mit technischer Unterstützung durchgeführt – „Wie bei jedem Feuerwehreinsatz hat auch hier die Sicherheit oberste Priorität. Es darf zu keiner zusätzlichen Gefährdung der Einsatzkräfte kommen“, sagt Hiegelsberger. Deshalb hat der Landes-Feuerwehrverband mit Unterstützung des Landes OÖ die komplette Suchausrüstung erneuert und auf den letzten Stand der Technik gebracht.
salzi.aktuell — Nachrichten vom 02.10.2013
Angeschafft wurden:
- eine hochauflösende Unterwasserkamera, die hinter einem Feuerwehrboot über den abzusuchenden Gewässerbereich gezogen wird und einem vorgegebenen Suchraster folgend eine visuelle Kontrolle des Gewässergrundes erlaubt,
- ein Sonargerät, dass beim „Überflug“ in der gewünschten Referenztiefe ein detailliertes Grundprofil erstellt, auf dem sich Objekte und gegebenenfalls Subjekte am Gewässergrund erkennen lassen,
- ein Tauchroboter, der mit Schwarzweiß- und Farbkameras ausgestattet ist und dessen Greifarm sich vom Feuerwehrboot aus fernsteuern lässt. Mit diesen neuen technischen Hilfsmitteln lassen sich Sucheinsätze unter Wasser künftig wesentlich effizienter durchführen.
Enormer Aufwand für Suchaktionen unter Wasser
Anders als an Land gestaltet sich die Suche unter Wasser wesentlich schwieriger. Neben den besonderen Herausforderungen für die Sicherheit der Einsatzkräfte spielen die Orientierung und die Möglichkeiten der systematischen Suche eine besondere Rolle. Unter Wasser stehen anders als an Land keine Referenzpunkte (zB GPS), die eine lückenlose und systematische Suche ermöglichen, zur Verfügung.
Nur mit Hilfsrastern an der Wasseroberfläche (Leinenverbindung vom Land zum Kameraboot) kann erfolgreich gesucht werden. Darüber hinaus braucht es eine möglichst ruhige und wellenlose Wasseroberfläche, um einen raschen Sucherfolg zu ermöglichen. Störfaktoren wie andere Wasserfahrzeuge, Schwimmer oder Taucher sind ebenso zu vermeiden. Unter diesen Rahmenbedingungen werden Suchaktionen der Feuerwehr in der Regel in den Abend- und Nachtstunden durchgeführt. Der Suchbereich wird in dieser Zeit wegen der Seil‑, Lenk- und Führungseinrichtungen zum Sperrgebiet erklärt.
Im Uferbereich und bis zur maximalen Einsatztauchtiefe von 40 Metern suchen die Einsatztaucher nach einem den jeweiligen Gegebenheiten angepassten Suchschema. An einer Leine verbunden, suchen sie den Gewässergrund lückenlos ab. Dieses Verfahren ist hoch effizient, bringt typischerweise raschen Einsatzerfolg, erfordert aber eine große Zahl von Tauchern. Bis zu zehn Feuerwehrtaucher bilden eine Suchkette. Oft müssen mehrere Ketten überlappend eingesetzt werden.
Einsatzzahlen des Oö. Feuerwehr-Tauchdienstes: 2012: 49 Taucheinsätze mit 500 Einsatzstunden aktueller Stand 2013: 56 Taucheinsätze mit 1.600 Einsatzstunden
Moderne Technik für Suche in großen Tiefen
Die Suche jenseits der 40-Meter-Grenze erfolgt nach dem gleichen Suchschema. Mit der neuen Hightech-Ausrüstung wird das Suchgebiet schrittweise eingeengt. • Zuerst wird mit dem Sonargerät ein detailliertes Gewässergrundprofil erstellt. Damit wird es möglich, die Topographie abzubilden und am Seegrund liegende Objekte und Körper auszumachen. Dazu wird das Sonargerät ins Schlepptau genommen und hinter einem Feuerwehrboot hergezogenen. Basierend auf den Sonardaten kann das Suchgebiet für die Schleppkamerasuche bestmöglich eingegrenzt werden.
- Wurden auf Basis dieser Überblicksuntersuchung erste Objekte oder Subjekte lokalisiert, werden sie in einem nächsten Schritt mit dem Tauchroboter zielgenau angefahren und begutachtet.
- Ist eine Vorsuche mit dem Sonar bzw. Roboter nicht möglich oder nicht sinnvoll, kommt die neugebaute Schleppkamera zum Einsatz. Mit ihr wird der Seegrund in einem vorgegebenen Suchgebiet systematisch Meter für Meter abgesucht.
- Die Kamera liefert hochauflösende, bewegte Farbbilder, die auf Monitoren im Boot und in der Einsatzzentrale an Land mitverfolgt und analysiert werden. Dies garantiert auch die permanente Beobachtungsmöglichkeit durch die Behörde bzw. Polizei. Das Bildmaterial wird entsprechend gespeichert und steht so für die weitere behördliche Aufarbeitung zur Verfügung.
- War die Suche und Ortung am Seegrund erfolgreich, kann mit dem fernsteuerbaren Tauchroboter die Fundstelle angefahren werden. Nach Begutachtung und Dokumentation der Lage startet der schwierigste Teil des Unterwassereinsatzes, die Bergung. Die Situation ist von Fall zu Fall anders bzw. verändert sich oft auch im Laufe des Einsatzes, weshalb die Aktionen immer wieder neu geplant werden müssen. Ein ständiges Einstellen auf neue Situationen, die Umsetzung konsequenter Suchsystematik – auch wenn es oft höchst mühsam und langwierig ist — und das Beherrschen der Technik fordern die Einsatzkräfte.
Die mit einem Kostenaufwand von mehr als 110.000 Euro angeschafften Geräte sind teilweise Unikate und wurden von Technikern in den Reihen der Feuerwehrtaucher zum Großteil selbst entwickelt und gefertigt. Die Schleppkamera mit einem halbkreisförmigen, frei steuerbaren Bewegungsraum samt technischem Equipment ist ein solches Unikat. Thomas Schwarzäugl, ein exzellenter Robotik-Techniker aus den Reihen der Feuerwehrtaucher, entwickelte und fertigte diese Kamera in seinem Unternehmen HMS-Mechatronik.
Kameraden des Tauchstützpunktes‑4 im Bezirk Vöcklabruck unterstützten ihn dabei mit viel Engagement und Entwicklergeist. „Wir sind der Meinung, dass die finanziellen Mittel und unzähligen Stunden der technologischen Entwicklung zum Schutz der Einsatzkräfte und für eine raschest mögliche Suche und Bergung richtig eingesetzt sind“, so Kronsteiner. Auch Hiegelsberger wertet die Anschaffung als großen Gewinn für die Sicherheit der Einsatzkräfte: “Man kann den Einsatzkräften gar nicht genug für ihre selbstlose und vor allem hervorragende Arbeit danken. Geräte, die ein Mindestmaß an Sicherheit für die Feuerwehrtaucher gewährleisten können, sind jeden Euro Wert” so Hiegelsberger, der die Sicherheit der Einsatzkräfte in den Vordergrund stellt: “Jeder Euro ist hier gut investiert.”
Das System Tauchstützpunkte im oö. Feuerwehrwesen
Der Tauchdienst im Feuerwehrbereich besteht bereits seit 55 Jahren. Er hat sich ständig weiterentwickelt und immer wieder Technik, Taktik und Ausbildung den Erfordernissen angepasst. Das Einsatzgebiet der Feuerwehrtaucher erstreckt sich auf alle oö. Gewässer und führt sie zum Teil auch über die Grenzen. Da sowohl die Vorbereitung als auch die Durchführung der Such- und Bergeaktionen Tage, oftmals gar Wochen in Anspruch nehmen, wird von der Exekutive auf den personell starken und erfahrenen Apparat des Feuerwehrwesens zurückgegriffen. Die Feuerwehr kann solche Einsätze jederzeit starten und mit der nötigen Konsequenz, Nachhaltigkeit und Professionalität abwickeln.
In den sechs oö. Taucherstützpunkten sind rund 250 Einsatztaucher der oö. Feuerwehren zusammengefasst. Im Einsatzfall werden sie von den Sicherheitsbehörden mit den Such- und Bergeaufgaben beauftragt. Die Feuerwehrtaucher müssen sich regelmäßig weiterbilden. Alle zwei Jahre unterziehen sie sich verpflichtend Ausbildungen durch das Landes-Feuerwehrkommando. Nach erfolgreicher Ausbildung können sie wieder in den Rettungs‑, Such- und Bergeeinsatz unter Wasser gehen. Spezielle Ausbildung benötigt auch der Umgang mit den neuen Geräten, hier sind Erfahrung, gutes Auffassungsvermögen, Konzentration und Ausdauer sowie technisches Wissen wesentliche Faktoren für den Einsatz.
Neben diesen Einsätzen spielen sie eine große Rolle im Katastropheneinsatz und unterstützen Ausbildungsveranstaltungen wie die Zillenbewerbe bzw. übernehmen Sicherungsdienste.
Fotos: LFK