Kahnbeinbrüche sind bei weitem nicht so häufig wie Speichenbrüche in Handgelenksnähe. Sie treten aber regelmäßig auf und sind gefürchtet, da sie im Röntgen oftmals schwer zu erkennen sind und die Behandlung komplex ist. Die Abteilung für Unfallchirurgie am Salzkammergut-Klinikum Bad Ischl verfügt im Bereich der Handchirurgie über eine hohe Expertise, sodass diese Brüche hier optimal versorgt werden können.
Das Kahnbein gehört zu den Handwurzelknochen und liegt daumenseitig im Handgelenk. Es ist für die Mechanik des Handgelenks ein sehr wichtiger Knochen und leider von Natur aus nur wenig durchblutet. Dadurch heilen Kahnbeinbrüche sehr schlecht. Es bildet sich häufig ein so genanntes Falschgelenk, eine „Pseudoarthrose“. Dies hat zur Folge, dass die Handgelenksmechanik nicht mehr stimmt und sich im Laufe der Jahre schwere Abnützungen entwickeln.
„Kahnbeinbrüche treten einerseits auf, wenn man sich das Handgelenk stark verdreht, beispielsweise wenn es „einem eine schwere Bohrmaschine fängt“. Andererseits können schon relativ banale Stürze zu Kahnbeinbrüchen führen, zum Beispiel wenn man auf Glatteis ausrutscht und sich mit der Hand abstützt“, erklärt Prim.a Dr.in Johanna Berger, Leiterin der Abteilung für Unfallchirurgie am Salzkammergut-Klinikum Bad Ischl.
Häufig verursachen Kahnbeinbrüche nur wenig Schmerzen, sodass die Betroffenen gar nicht zum Arzt gehen und erst Jahre später mit einem völlig zerstörten Handgelenk mit massiven Schmerzen und eingeschränkter Beweglichkeit erstmals Hilfe suchen.
Gefährlich ist auch, dass Kahnbeinbrüche anfangs oft nicht verschoben und im Röntgen kaum oder gar nicht zu sehen sind, was immer wieder dazu führt, dass sie übersehen und als Handgelenkszerrung falsch behandelt werden.
„Weil die Durchblutung des Kahnbeins so gering ist, musste man früher, als die Behandlung von Kahnbeinbrüchen in der Regel konservativ erfolgte, oft für 12 Wochen oder länger einen Gips tragen. Trotzdem heilte ein Teil der Brüche nicht und man musste oft mehrfach operieren“, erklärt die Expertin.
„Erst als spezielle Schrauben auf den Markt kamen, verbesserten sich die Behandlungsmöglichkeiten deutlich. Es gibt jetzt Schrauben, mit denen man – über einen minimalen Schnitt eingebracht – Brüche indirekt einrichten und unter Druck setzen kann, wodurch sie wesentlich besser heilen. In vielen Fällen kann man den Betroffenen dadurch eine lange Gipsruhigstellung ersparen und damit den Arbeitsplatz retten.“
Hat sich bereits ein Falschgelenk, also eine Pseudoarthrose entwickelt, ist es ausgesprochen wichtig, Durchblutung in das Kahnbein zu bringen. Hier haben neue Methoden, bei denen ein Stück Knochen oder ein Knochenstück mit Knorpel aus dem Knie in das Handgelenk verpflanz werden, die Behandlung regelrecht revolutioniert. Die verpflanzten Stücke werden unter dem Mikroskop direkt an den Blutkreislauf angeschlossen und führen dadurch rasch zu einer Ausheilung.
„Diese Methoden sind aufwändig und bedürfen einer speziellen Expertise, sind aber richtig angewandt äußerst erfolgreich. Wir führen solche Operationen jetzt schon seit mehreren Jahren am Standort Bad Ischl regelmäßig durch und konnten damit vielen Betroffenen helfen“, sagt Prim.a Berger.
Trotz dieser Verbesserungen sollte das Ziel immer die sofortige Diagnose und konsequente primäre Behandlung von Kahnbeinbrüchen sein. Vor allem gehören auch banale Zerrungen und Verstauchungen des Handgelenks stets konsequent abgeklärt.