„Die Landwirtschaft befindet sich im Wandel: Von 2007 bis 2013 wurde jeder 5. Bauernhof an eine Frau übergeben. Bereits jede 4. Investition hat eine Bäuerin getätigt. Diese Zahlen untermauern, welche Rolle Frauen heute am Agrarsektor spielen. Sie zeigen klar, dass wir Betriebsführerinnen und auf sie zugeschnittene Bildungsangebote brauchen. Das Agrarbildungszentrum Lambach geht hier mit gutem Beispiel voran“, betont Landesrat Max Hiegelsberger.
Die Bäuerin von heute: modern, vielseitig und gut ausgebildet
„Die Landwirtschaft von heute hat viele Gesichter. Ein wesentliches und nicht wegzudenkendes ist weiblich sowie modern, vielseitig und gut ausgebildet“, erklärt Hiegelsberger. „Die Rolle von Frauen am Bauernhof hat sich im Lauf der Zeit sehr stark gewandelt.“
Folgende Fakten spiegeln diese Veränderung wider:
- Rund 1/3 aller Bauernhöfe befindet sich heute in weiblicher Hand.
- Die Aufgaben der Frauen am Hof gehen weit über die angestammten Tätigkeiten hinaus. Die Führung des Haushalts ist genauso selbstverständlich wie der Umgang mit Tieren und Maschinen.
- Die Bäuerinnen müssen heute Managerinnen sein
- Immer mehr Frauen aus nichtbäuerlicher Herkunft heiraten in eine Landwirtschaft ein. Sie haben vielfach keine einschlägige Ausbildung.
- Der Großteil der landwirtschaftlichen Betriebe wird im Nebenerwerb geführt. Gerade auf diesen Betrieben müssen die Bäuerinnen viele Entscheidungen treffen.
„An diesen neuen Gegebenheiten muss sich auch die Ausbildung orientieren“, sagt der Landesrat. „Mit dem in dieser Form österreichweit einzigartigen Modell der Abendschule im ABZ Lambach sollen in erster Linie künftige Betriebsleiterinnen, aber auch Junglandwirte angesprochen werden“, ergänzt Landesschulinspektor Johann Plakolm. „Eine auf die Zielgruppe abgestimmte Stundentafel garantiert eine optimale Ausbildung“, so Direktor Franz Hochreiner.
Frauen in der Landwirtschaft mit vielfältigem Aufgaben- und Arbeitsspektrum
„Die Zahl der bäuerlichen Betriebsführerinnen ist in den vergangenen 40 Jahren deutlich gestiegen, dadurch hat sich auch das traditionelle Rollenbild von Frauen in der Landwirtschaft maßgeblich verändert“, erklärt Landesrat Hiegelsberger. „Die moderne Bäuerin ist Unternehmerin und betrachtet ihre Lebens- und Arbeitssituation heute wesentlich kritischer als früher. Sie sieht sich selbst in erster Linie als berufstätige Frau mit einem vielfältigen Aufgabenspektrum in Familie, Haushalt und Betrieb.“
Frauen führen 1/3 aller Bauernhöfe – die Details:
- 125.000 bäuerliche Betriebe in Österreich (die sich im EU-Fördersystem befinden)
- 65.000 Betriebe werden von Männern, 37.200 Betriebe von Frauen, 17.200 als Ehegemeinschaft
- OÖ: 42 Prozent Männerbetriebe, 30,4 Prozent Frauenbetriebe
Aber nicht nur am Hof selbst haben sich die Tätigkeitsfelder und Rahmenbedingungen geändert. Landwirtschaftliche Betriebe werden immer häufiger von Quereinsteigerinnen geführt, die zudem immer öfter in betriebliche Entscheidungsprozesse miteinbezogen werden.
Zukunftsweisender Versuch im Schuljahr 2016/17
„Das Lambacher Pilotprojekt ist zukunftsweisend“, betont Inspektor Plakolm. Nach dem Start im Schuljahr 2016/17 wird das Modell einer umfassenden Evaluierung unterzogen. Bei entsprechendem Erfolg ist eine Ausweitung auf andere Standorte mittelfristig denkbar.
„Die Ausbildung richtet sich in erster Linie an Frauen aus nichtbäuerlicher Herkunft, die in eine Landwirtschaft einheiraten und dort Betriebsleiteraufgaben wahrnehmen“, erklärt Direktor Hochreiner.
Voraussetzungen:
Frauen und Männer mit einer bereits abgeschlossenen Berufsausbildung oder einer abgeschlossenen mittleren oder höheren Schule; sonstige Personen ab dem 21. Lebensjahr.
Kosten, Umfang und Dauer:
- kostenlos (Lehrmittel- und Arbeitsmittelbeitrag)
- 500 Unterrichtseinheiten (Theorie und Praxis)
- aufgeteilt auf zwei Schuljahre
Abschluss:
-
Facharbeiter/in Landwirtschaft (nach erfolgreicher Ablegung der Prüfung)