Ingrid Svara feierte am 13.07.2016 ihren 75igsten Geburtstag. Die Vöcklabruckerin ist damit die älteste Person mit Down-Syndrom in Österreich. Auch wenn sich die Lebenserwartung von Menschen mit Down-Syndrom in den letzten Jahren stark erhöht hat, ist Ingrid Svara lt. unseren Recherchen mit ihren 75 Jahren die älteste Österreicherin mit Down-Syndrom. Diese Gegebenheit schreibt Friedrich Grundner, Cousin und Sachwalter von Ingrid Svara, zwei Faktoren zu: „Zum einen tragen die Gene ihren Teil bei, Ingrid’s Mutter wurde 95 Jahre alt. Zum anderen spielt aber die gute Betreuung im Lebenshilfe Wohnhaus eine große Rolle in der Lebensdauer und vor allem in der Lebensqualität meiner Cousine“. Die Ärzte hatten ihm stets eine Lebenserwartung von maximal 60 Jahren prognostiziert.
Ingrid Svara als „Bussi-Bär“ des Wohnhauses Vöcklabruck
„Ricki“ wird Ingrid Svara von ihren Betreuern und Mitbewohnern im Wohnhaus Vöcklabruck liebevoll genannt. Heute kann die an Altzheimer erkrankte Klientin der Lebenshilfe Oberösterreich selbst kein Gespräch mehr führen und benötigt eine 24-Stunden-Betreuung. Das war aber nicht immer so: „Bis vor drei Jahren war Ricki sehr selbständig“, berichtet Sabine Schlosser, die Ingrid Svara bereits seit fast einem Jahrzehnt im Lebenshilfe Wohnhaus betreut. „Sie ist ein geselliger Mensch, der in der Gemeinschaft aktiv mitlebte solange es ihre Gesundheit zuließ.“ Gerne erinnert sich Sabine Schlosser an die aktiveren Tage von Ingrid Svara: „Ganz nach ihrer Lieblings-Comicfigur, dem „Bussi-Bär“, verteilte sie gerne und oft Zärtlichkeiten an die Menschen in ihrer Umgebung. Das waren besonders schöne Zeiten mit ihr“.

Umgang mit Minderheiten als Indikator für die soziale Reife einer Gesellschaft
Obwohl Ingrid Svara heute nicht mehr allen ihren Hobbies nachgehen kann, führt sie nach wie vor ein qualitatives Leben, ist Friedrich Grundner überzeugt. Mit Einschränkungen im Alter haben sich schließlich alle Menschen abzufinden. Wo man bei einem 24-Stunden Betreuungsbedarf einsparen soll, ist für Friedrich Grundner schwer nachvollziehbar. „Die soziale Reife eines Volkes erkennt man daran, wie es mit Kindern, alten Menschen und Behinderten umgeht“, meint Friedrich Grundner, der sich wünscht, dass die Diskussionen über Budgeteinsparungen in der Behindertenhilfe beendet werden. „Ricki hätte es nicht besser treffen können, als sie 1985 einen Platz in der Lebenshilfe bekam“, ist Friedrich Grundner überzeugt. „Ihr ist es noch nie so gut gegangen wie in den letzten dreißig Jahren in der Lebenshilfe. Hier bekommt sie eine Betreuung, die ihrer Situation gerecht wird und sich ihren sich ändernden Bedürfnissen anpasst.“
Zur Biografie von Ingrid Svara:
Ingrid Svara ist am 13. Juli 1941 geboren und lebte mit ihrer Mutter unter bescheidenen Verhältnissen in einer 2‑Zimmer-Wohnung in Bad Hall. Am 11. Juli 1985 zog die damals 43jährige Ingrid Svara in das Lebenshilfe-Wohnhaus in der Rennerstraße in Vöcklabruck und begann gleichzeitig, in der Werkstätte Vöcklabruck zu arbeiten. Im Jahr 2007 zog die Klientin der Lebenshilfe Oberösterreich in das damals neu gebaute Wohnhaus in der Sportplatzstraße in Vöcklabruck um. Ingrid Svara war bis 1996 in der Werkstätte aktiv, danach wechselte sie in die Seniorengruppe, wo der ruhigere Alltag ihren derzeitigen Bedürfnissen besser entspricht. In der Lebenshilfe hat es Ingrid Svara auf Anhieb gut gefallen. Als geselliger und feinfühliger Mensch fühlte sie sich in der Gruppe wohl und war bei ihren Mitbewohnern beliebt. Neben der Arbeit in der Werkstätte erfüllten sie ihre Hobbies, Musik hören und zeichnen. Sie war nicht auf den Mund gefallen und sagte klipp und klar, was sie wollte und was ihr nicht passte. Eine ihrer besonderen Vorlieben ist das „Kaffeehaus-Gehen“. Voller Vorfreude machte sie sich immer schon zeitig reisefertig und saß erwartungsvoll mit ihrer Tasche in der Hand bereit, um loszustarten.
Foto: Lebenshilfe Oberösterreich