Auf Einladung des Rotary Clubs Bad Ischl referierte Dr. Gerald Anthes zum Thema „Geothermie“ in Bad Ischl. Dabei ließ der Geologe, der seit vielen Jahren in Strobl lebt, mit einer interessanten Berechnung aufhorchen: Würde man die Temperatur des Wolfgangsees nur um ein Grad absenken, könnte man damit sämtliche Wolfgangseegemeinden mit Wärme-Energie versorgen.
“Alle 44 Tage ist der Inhalt des Wolfgangsees an Erdöl aufgebraucht”
Wie Dr. Anthes erklärte, werden derzeit über 80 Prozent des weltweiten Energiebedarfs durch Erdöl, Erdgas und Kohle gedeckt. Der globale Erdölverbrauch habe beispielsweise im Jahr 2015 15 Millionen Kubikmeter pro Tag betragen. Dieser jährliche Gesamtverbrauch entspreche dem 8,2‑fachen Volumen des Wolfgangsees, rechnete Anthes vor — oder anders ausgedrückt: Alle 44 Tage ist der Inhalt des Wolfgangsees (an Erdöl) aufgebraucht. Aufgrund der Endlichkeit dieser Ressource hat der Geologe, dessen Schwerpunkt unter anderem auf dem Gebiet der Geothermie liegt, eine klare Forderung: „Wir müssen das Erdöl verlassen, bevor es uns verlässt.“
Geothermie als regenerative Energieform
Und Geothermie sei dabei eine regenerative Energieform, deren Potential stark ausbaufähig ist. „99 Prozent der Erde ist heißer als 1000 C° — und 99 Prozent vom Rest ist noch immer heißer als 100 C°“, beschreibt Anthes diese „unerschöpfliche Energiequelle“. Vor allem die oberflächennahe Geothermie bis etwa 300 Meter Tiefe sei technisch bereits sehr gut beherrschbar — mittels Flächenkollektoren, Tiefenbohrungen, Energiekörben oder auch Grundwasser-Wärmepumpen.
Seewasser-Wärmepumpen im Salzkammergut
Als weitere Möglichkeit (gerade im Salzkammergut) strich Anthes sogenannte Seewasser-Wärmepumpen hervor. „Allein der Wolfgangsee hat ein enormes Energiepotential: Würde man das Wasser hier nur um ein Grad abkühlen, könnte man damit alle Wolfgangseegemeinden mit Wärme-Energie versorgen.“ Eventuelle negative Auswirkungen auf die Umwelt bezweifelt Anthes. Gerade in städtischen Bereichen werde eine Steigerung der Grundwasser-Temperatur beobachtet, deshalb sei eine Kühlung sogar positiv. Zudem würde die Temperatur im Wolfgangsee ab einer Tiefe von 20 Metern immer 3,9 Grad betragen — und die meisten der Seewasser-Wärmepumpen würden ohnehin ‘darunter’ eingesetzt. „Wenn man es schafft, nur so viel zu entnehmen, wie sich auch regenerieren kann, wäre diese Energieform meiner Meinung nach sehr wohl zu nutzen“, meinte Anthes.