Tauchlehrer Andreas Six hat kürzlich einen seltenen Fund gemacht. Er fand vor Weyregg einen Einbaum im Attersee. Geht es nach dem Kuratorium Pfahlbauten, stammt dieses urtümliche Wasserfahrzeug aus der Zeit um 1550.
Zu fast allen Zeiten wurden an den Ufern der alpinen Seen Einbäume gefertigt. Diese einfachen Boote, die ihren Namen ihrer Erzeugung aus einem einzigen Baumstamm verdanken, waren also weit verbreitet. Während man rund um die Alpen bereits zahlreiche archäologische Reste davon in Seen und Mooren fand, sind in Oberösterreich bislang nur selten solche Funde gemacht worden.
Tauchlehrer Six: „Mein erster Eindruck war schon, dass das ein Boot sein könnte“
Dass der neue Einbaum unter Wasser lokalisiert werden konnte, ist dem Tauchschulinhaber und Tauchlehrer Andreas Six zu verdanken. Dieser fand die Reste des Bootes bei Unterwasserarbeiten in der Nähe der Pfahlbau-Siedlung von Weyregg II, die kürzlich durch das Oberösterreichische Landesmuseum und das Kuratorium Pfahlbauten unterwasser-archäologisch untersucht wurde. „Mein erster Eindruck war zwar schon, dass das ein Boot sein könnte“, berichtet Six, der die Tauchschule Nautilus in Weyregg betreibt, aber ganz sicher sei er nicht gewesen.
Six erzählte befreundetem Experten davon
Den Unterwasserarchäologen Henrik Pohl, einen guter Freund, habe er dann gefragt, ob so ein Einbaum schon einmal bei ihnen im See gefunden worden sei. „Als Henrik mir erzählte, dass so was bei uns noch nie gefunden wurde, dachte ich mir: Na, dann wird es nix sein“. Glücklicherweise haben sich die beiden dann aber doch zu einem gemeinsamen Tauchgang verabredet und das gute Stück unter Wasser auch wiedergefunden.
„Ich hatte vor wenigen Jahren einen Artikel über Einbäume geschrieben und war daher natürlich besonders gespannt, was mich unter Wasser erwartet“, berichtet Henrik Pohl, der für das Kuratorium Pfahlbauten die UNESCO-Pfahlbauten in Oberösterreich betreut. Von dem ehemals wohl sechs bis acht Meter langen Boot sind laut Pohl noch etwa 3m erhalten. Die Breite beläuft sich auf 80cm.
Naturwissenschaftliche Analyse ergab Datierung um das Jahr 1550 n. Chr
„Es war schon unter Wasser zu erkennen, dass der Einbaum vermutlich nicht prähistorisch ist, sondern wahrscheinlich eher ins späte Mittelalter oder in die frühe Neuzeit datiert, aber wir wollten sicher gehen“, erklärt Pohl. Darum veranlasste das Kuratorium Pfahlbauten eine naturwissenschaftliche Analyse, welche nun eine Datierung um das Jahr 1550 n. Chr. belegte. Auch wenn der Einbaum nicht so alt ist, wie von manchen erhofft, so bleibt er doch der erste unterwasserarchäologische Fund eines Einbaums in Oberösterreich.
Hintergrundinformation
Das Kuratorium Pfahlbauten betreut den österreichischen Teil des internationalen UNESCO-Welterbes „Prähistorische Pfahlbauten um die Alpen“. Das Site Management in Oberösterreich überwacht die zum UNESCO-Welterbe gehörenden Siedlungen mit einem jährlichen Monitoring und überprüft sporadisch auch den Erhaltungszustand der nicht zum Welterbe gehörenden Siedlungen. In den Jahren 2016 und 2017 hat das Kuratorium Pfahlbauten gemeinsam mit dem Oberösterreichischen Landesmuseum im Rahmen des Forschungsprojektes „Zeitensprung“ die Pfahlbausiedlung von Weyregg II unterwasserarchäologisch untersucht.
Andreas Six ist Betreiber der am Ufer des Attersees gelegenen Tauchschule Nautilus in Weyregg, die seit 1989 besteht. Die Tauchbasis verfügt über einen Tauchshop und bietet ein umfangreiches Kursprogramm an. Nautilus hat das Forschungsprojekt „Zeitensprung“ u.a. durch das Befüllen von Tauchflaschen intensiv unterstützt.
Quelle: Kuratorium Pfahlbauten / Fotos: Six & Kuratorium Pfahlbauten