Im Auftrag der Stadtgemeinde ist in den letzten Monaten ein Gedenkstein für die politischen KZ- und Gefängnisopfer restauriert worden, der im November 1946 errichtet wurde. Er steht im katholischen Teil des Stadtfriedhofes in der ersten Reihe des linken Blocks nach dem Haupteingang und trägt die Nummer 7/8.

Auf der Tafel sind die Namen von 18 Bürgerinnen und Bürgern eingemeißelt, die in Konzentrationslagern und Gefängnissen ermordet wurden. Sie stammen aus Gmunden und aus den Umlandgemeinden Ohlsdorf, Pinsdorf, Laakirchen und Steyrermühl.
„Gedenkjahr 2018 bedeutet vor allem auch, jener Menschen zu gedenken, die hier bei uns den unglaublichen Mut hatten, dem Terror- und Mörderregime der Nazis die Stirn zu bieten und die dabei sogar ihr Leben geopfert haben. Das Andenken an sie hoch zu halten, ermutigt uns bis heute dazu, Zivilcourage zu zeigen, wenn wir rassistische oder totalitäre Entwicklungen erkennen. Die Restaurierung dieses Gedenksteins halte ich deshalb für sehr bedeutsam und unerlässlich“, sagt Bürgermeister Stefan Krapf.
Foto: Stadtgemeinde
Erläuterungen des Gmundner Historikers Mag. Holger Höllwerth aus seinem Buch „Gmunden 1918 bis 1945“
Ganz exakte Zahlen und Daten über die politischen Opfer des Nazi-Regimes und Widerstandskämpfer aus Gmunden gibt es nicht. Als gesichert gilt, dass insgesamt zehn Gmundner/-innen von diesen ihr Leben verloren: Im KZ kamen folgende Gmundner Mitglieder der vor der Annexion Österreichs gebildeten linksgerichteten Volksfront-Gruppe / ehemals KPÖ als Widerstandskämpfer um: Johann Großmeier, Leopold Hessenberger, Josef Leitner, Gustav Mayer, Josef Pesendorfer und Heinrich Stadler.
Bei einem Luftangriff auf Linz starben im Frauengefängnis Kaplanhof die ebenfalls zu dieser Gruppe gehörenden Franziska Kurz und Hilda Hohenberger. Nicht zu dieser politischen Gruppe gehörten die folgenden auch 1944/45 ermordeten Gegnerinnen des NS-Systems, die Gmunden zugeordnet werden: Franziska Radax und Amalia Baumann. Franziska Radax soll eine Legitimistin/Monarchistin gewesen sein. Amalia Baumann wurde – nach Aussage einer Verwandten – zu Unrecht vernadert. Sie war eigentlich politisch inaktiv. Zu den Opfern des NS-Regimes zählen eigentlich auch die getöteten Juden. Die finden auf dem Stein keine Berücksichtigung. Die Aufstellung des Denkmals wird auf dem Monument damit begründet, dass dieses für kommende Geschlechter als Mahnung dienen soll, nie den Pfad der Menschlichkeit zu verlassen.
Auf dem Stein stehen die Namen von 18 vom NS-Regime ermordeten Menschen:
Johann Großmeier † 1944, Leopold Hessenberger † 1945, Heinrich Stadler † 1945, Josef Pesendorfer † 1945, Josef Leitner † 1945, Franziska Radax † 1945, Hilda Hohenberger † 1945, Amalia Baumann † 1945, Franziska Kurz † 1945, Heliane Hecht † 1944, Johann Auinger † 1945, Ignaz Bachmayr* † 1940, Adam Blank † 1945, Josef Neubacher † 1945, Franz Mascha † 1945, Michael Jelemicky* † 1945, Johann Sammer* † 1945 und Gustav Mayer* † 1945.
Die Aussage auf dem Monument, der zu Folge alle genannten Opfer Gmundner/-innen waren, stimmt nicht ganz, denn etliche stammen aus Nachbarorten: Unter den aufgelisteten Toten befinden sich sechs KZ-Opfer, die nachweislich aus dem Raum Laakirchen-Steyrermühl-Ohlsdorf-Pinsdorf stammen. Verlässlich zuordnen kann man zu Ohlsdorf Johann Auinger, zu Pinsdorf/Ohlsdorf Josef Neubacher; Adam Blank, Michael Jelemicky. Franz Mascha und Johann Sammer kommen aus der lokalen Volksfront Steyrermühl-Laakirchen. Alle diese haben aber mit der linken Volksfrontgruppe aus Gmunden mehr oder minder eng zusammengearbeitet.
Einen Sonderfall stellt die auch auf dem Gedenkstein aufscheinende Heliane (Lilly) Hecht dar. Sie wohnte in Linz, war Jüdin und wurde 1944 im KZ Ausschwitz getötet. Ihr Mann Fritz Hecht ist 1945 nach Gmunden übersiedelt und hat hier 1946 eine Schuhfabrik gegründet. Er hat wohl darauf Wert gelegt, dass seine getötete Gemahlin als Opfer des NS-Regimes in seiner jetzigen Heimatstadt verewigt wird.
P.S.: Was die Schreibung der Namen anbelangt, gibt es einige Ungereimtheiten zwischen dem Gedenkstein und der Namensliste im 4. Band der Piringer-Chronik in dem Beitrag „Gmundner KZ-Opfer“ S. 358: Neben Bachmayr findet man in den Quellen auch Bachmaier und Bachmayer; das Gmundner Meldeamt konnte den Autoren in diesem Fall nicht weiterhelfen. (Wahrscheinlich ist er kein „echter“ Gmundner.) Die Schreibung des Namens Jelemicky bereitet besondere Schwierigkeiten: neben der Version auf dem Gedenkstein taucht bei Piringer die Variante Gebrnizky auf; in der Broschüre „Gmunden 1938“ verwendet Marchetti die Version Jelimitzky. Herr Sommer heißt nachweislich Sammer. Das KZ-Opfer Gustav Meyer schreibt sich im Gegensatz zum Denkmal Mayer mit „ay“.