Weyregg am Attersee – 3. Juli, 2019. – Am 18. Juni präsentierten Bürgermeister Klaus Gerzer und der Mondseer Bauträger Wohnzone das Wohnbauprojekt „Kirchendorf“ in Weyregg. Geplant sind drei Apartmenthäuser mit 19 Wohnungen und 24 Tiefgaragenplätze. Die BürgerInnen laufen Sturm – allen voran die Initiative „Rettet das Kirchendorf“ (www.rettetdaskirchendorf.at): Es gebe kein Verkehrskonzept. Erforderliche Risikoanalysen bzw. Gutachten für Bodenbeschaffenheit, Grundwasser und Baustellen-belastung fehlen. Zwei Gebäude, eines davon noch bewohnt und aus dem 15. Jahrhundert, sollen für den „überdimensionierten und ästhetisch unpassenden“ Neubau abgerissen werden. Der historische Ortskern rund um die denkmalgeschützte Kirche werde auf immer zerstört.
Nach der Projektpräsentation im voll besetzten Pfarrsaal durch Stefan Frauenlob, Mitglied im Planungsstab des Mondseer Bauträgers Wohnzone gab es geballten Widerstand seitens der BürgerInnen. Altbürgermeister Günther Bracher mahnte eingangs, es gebe keine Verkehrslösung für die schmalen und kurvigen Gassen im Kirchendorf. Selbst nach einer geplanten Verbreiterung auf maximal mögliche 3,30 Meter handle es sich immer noch um „Flaschenhälse mit Haarnadelkurven“, problematisch für das zu erwartende Verkehrsaufkommen. Auch sei die Beschaffenheit der Dorfgassen, sowohl der Unterbau als auch das teilweise verlegte Kopfsteinpflaster, ungeeignet für den tonnenschweren LKW-Verkehr in der Bauphase.
Große Besorgnis löst vor allem die geplante Tiefgarage aus: die erforderlichen Maßnahmen zur Baugrubensicherung „machen das Abbrechen von Teilen der Gasse wahrscheinlich“, bescheinigt ein von der Initiative „Rettet das Kirchendorf“ in Auftrag gegebenes geotechnisches Gutachten. Damit wäre die einzige Zufahrt zur höher gelegenen „Noricum-Siedlung“ unterbrochen. Eine Garantie, dass die Gasse während der gesamten Bauzeit für Anrainer und etwaige Einsatzfahrzeuge befahrbar bleibt, wollte Bürgermeister Gerzer nicht abgeben. Auch Nachfragen, wieso die Gemeinde das Projekt trotz erheblicher Kosten für Erweiterung und Instandhaltung von Straße und Kanal unterstütze, ließ der Gemeindevorsteher unbeantwortet.
Während der von der Gemeinde als Gestaltungsbeirat hinzugezogene Welser Architekt Heinz Plöderl von einer „zukunftsträchtigen Verdichtung des Ortskerns“ sprach, halten die BürgerInnen den Wohnkomplex für die dörfliche Struktur an dieser Stelle für überdimensioniert und für das historische Zentrum ästhetisch unpassend.
„Er spiegelt in keinster Weise die Charakteristik der Bebauung der Nachbarschaft wider, so Nikolas Bracher, Organisator der Bürgerinitiative „Rettet das Kirchendorf“, und unter den WeyreggerInnen verstärkt sich der Eindruck, die Gemeinde versuche, das Projekt im Sinne des Bauträgers zu beschleunigen.“ Anstatt notwendige Risikoanalysen und Gutachten für Bodenbeschaffenheit, Grundwasser, Verkehr und Baustellenbelastung zu veranlassen, werde versucht vorgeschriebene Verfahrensschritte zu umgehen. „Seit Bekanntwerden des Projektes im Jahr 2018 ignoriert die Gemeinde alle Einwände der EinwohnerInnen“, so Bracher weiter. Durch schweres Baugerät bzw. Felsfräsarbeiten und hunderter LKW-Fahrten seien beträchtliche Schäden an den direkt neben der Baugrube befindlichen Häusern zu erwarten, „die Statik der Nachbarhäuser und der denkmalgeschützten Kirche ist gefährdet.“ Mittlerweile drängt auch die Diözese Linz auf eine Stellungnahme seitens der Gemeinde.
„Durch den Abriss der beiden Gebäude, eines davon aus dem 15. Jahrhundert, werde das Kirchendorf, seit Jahrhunderten Schauplatz von Prozessionen und traditionellen dörflichen Feierlichkeiten, auf immer zerstört“, so eine Anrainerin, „darüber hinaus werden die hydrogeologischen Besonderheiten des Bauareals missachtet, wasserführende Schichten, ein hoher Grundwasserspiegel und Quellen bleiben unberücksichtigt – die wasserrechtliche Situation ist ungeklärt.“
Die BürgerInnen monierten auch, dass mit diesem Projekt keine leistbaren Wohnungen für junge Familien, sondern nur Anlageobjekte für Vermögende geschaffen würden. Weitere Zweitwohnsitze seien im Ortszentrum nicht erwünscht – diese führten nicht zur gewünschten Belebung des Ortskerns. Eine solche wäre jedoch mit dem ursprünglichen Sanierungskonzept möglich geworden, das Gemeindevertretern im Jahr 2018 vorgestellt wurde: Erhalt des historischen Baubestands und harmonische Neubebauung. „Ein Nahversorger, ein Café und eine Vinothek hätten dem historischen Ortskern neuen Charme verliehen“, so Nikolas Bracher. www.rettetdaskirchendorf.at