Die “g’sunde Watschn”, sexueller Missbrauch, seelisches Leid – Gewalt gegen Kinder und Jugendliche hat viele Gesichter. Egal, in welcher Form es zu einer Gewaltanwendung kommt, die betroffenen Kinder brauchen bestmögliche Unterstützung. Da Gewalt oftmals erst im Zuge eines Spitalsaufenthaltes als solche erkannt wird, sind speziell hier eine hohe Sensibilität, eine gute interdisziplinäre Zusammenarbeit und ein koordiniertes Vorgehen unumgänglich.
Um das zu gewährleisten wurde im Salzkammergut Klinikum Vöcklabruck bereits Mitte der 1990er-Jahre eine Kinderschutzgruppe etabliert. Mittlerweile sind derartige Gruppen im Krankenanstaltengesetz verankert. Im SK Vöcklabruck setzt sich die Kinderschutzgruppe aus folgenden Teammitgliedern zusammen: KinderärztInnen, GynäkologInnen, Pflegekräfte der Kinderstation, PsychologInnen, SozialarbeiterInnen und Kinder- und JugendpsychiaterInnen.
Ihre Aufgabe ist die Früherkennung von Gewalt an Kindern oder deren Vernachlässigung und eine familienzentrierte, fächerübergreifende Behandlung in enger Zusammenarbeit mit der Kinder- und Jugendhilfe. In Vöcklabruck werden im Anlassfall anonymisierte HelferInnenkonferenzen einberufen, die in dieser Form in Oberösterreich einzigartig sind.

„Die Erfahrung der vergangenen Jahre zeigt, dass sich die Formen der Gewalt verändern, die Zahlen jedoch gleich bleiben bzw. aufgrund der vermehrten Sensibilisierung steigen. Neben der körperlichen und sexuellen Gewalt sind es vor allem Fälle von Mobbing und Cybermobbing, denen Kinder ausgesetzt sind“, schildert Prim. Dr. Dieter Furthner, Leiter der Abteilung für Kinder- und Jugendheilkunde am SK Vöcklabruck. „Um den Kindern und ihren Familien möglichst umfassend helfen zu können, sind wir mit vielen externen Einrichtungen sehr gut vernetzt. Das reicht von der Polizei über Kinderschutzzentren und Frauenhäuser bis hin zum niedergelassenen Bereich. Zur Kontaktpflege finden seit 2011 zwei Mal jährlich Vernetzungstreffen statt, die sehr gut besucht sind.“
„Um niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten, aber auch Pädagoginnen und Pädagogen an Schulen und Kindergärten eine Hilfestellung beim Umgang mit Gewalt gegen Kinder zu geben und ihnen Ansprechpartnerinnen und ‑partner aufzuzeigen, wurde im Rahmen dieser Vernetzungstreffen ein Folder erstellt, der diesen Personen als Leitfaden dienen soll“, ergänzt Sozialarbeiterin Maria Groß-Fitzinger.
Foto: OÖG