Schlimmer als befürchtet ist die anhaltende Gefahr eines weiteren Felssturzes auf die Mairalm-Forststraße. Am Freitag vergangener Woche hatte sich bekanntlich ein Felsblock von der Größe eines Klein-LKW und mit einem Gewicht von 1500 Tonnen aus der Südflanke des Traunsteins gelöst und war auf die Forststraße gekollert. Diese war umgehend gesperrt worden.
Bei einem weiteren Lokalaugenschein heute, Montag, Vormittag, zogen die Stadtgemeinde – vertreten durch Sicherheitsreferentin Vizebürgermeisterin Beate Enzmann und Tourismusreferent Vizebürgermeister DI Wolfgang Schlair — und die Österreichischen Bundesforste – vertreten durch den Leiter des Forstbetriebes Traun&Innviertel, DI Andreas Gruber, und Revierleiter Ing. Stefan Mössler — den Gmundner Geologen Dr. Günter Moser und den Landesgeologen DI Dr. Harald Wimmer zu Rate.
Dabei zeigte sich, dass es kleinere Nachbrüche gegeben hatte und dass über der Abbruchstelle ein weiterer, noch größerer, teils überhängender Felsblock in der Größe eines Schiffscontainers auf der selben schiefen Ebene liegt und auf dieser abrutschen könnte. Noch ein Stück weiter oben liegt ein extrem lockerer, nicht mehr mit dem Untergrundfels verbundener Block von der Größe eines Kleinwagens. Stürzten diese aus der Wand , wären die Folgen bei Weitem schlimmer, weil der Fall tiefer und die Wucht des Aufpralls ungleich höher und ein Zerbersten in mehrere Blöcke anzunehmen wäre.
3D-Scan mit Spezialdrohne und Felssturz-Simulation
Wie locker der Block und das Gestein ringsherum sind und wie weit ein neuerlicher Felssturz reichen könnte, müssen weitere Untersuchungen zeigen. Schritt Nr. 1 wird ein 3D-Scan jenes Geländes sein, das 50 bis 100 m links und rechts der Abbruchstelle und bis 150 m über die Forststraße hinaufreicht. Für diesen Scan wird eine Spezialdrohne eingesetzt werden. Mit dem so gewonnenen 3D-Modell lässt sich dann eine Felssturz-Simulation rechnen. Der Computer zeigt dabei, wohin und wie weit die Blöcke kollern werden und welche Größen sie haben werden. Bis die Simulation vorliegt, werden – so Dr. Moser – rund zwei Wochen vergehen.
Genügt ein Sichern des Geländes oder muss die Straße verlegt werden?
Diese entscheidende Frage kann erst nach Vorliegen der Simulation beantwortet werden. Im günstigsten Fall wird es genügen, brüchiges Material aus der Wand zu schlagen, die großen Blöcke als Barrieren liegen zu lassen, die Böschung zu sichern, eventuell einen Damm aufzuschütten und das Bachbett so weit zu räumen, dass es wieder einen Starkregen ableiten kann. Reicht das nicht aus, wird eine Verlegung der Forststraße hinauf auf die gegenüberliegende Böschung notwendig werden.
Zur Mairalm und zum Traunstein-Einstieg nur über die „Scharte“
Für alle Bergsteiger ist der Felssturz eine arge Beeinträchtigung. Sie erreichen den Traunstein-Einstieg beim Kaisertisch und die Forststraße nach Karbach nur noch über den Laudachsee und die steile „Scharte“. Für die Bewirtschafter der Mairalm hat das Unglück existenzielle Konsequenzen, nämlich ab sofort einen Totalausfall beim Bergtourismus. Die Gaststätte wird nur noch bis Ende August offen gehalten werden.
Die Felssturz-Stelle ist gesperrt. Es gibt keine Umgehungsmöglichkeit. Es besteht Lebensgefahr.
Fotos: ÖBf