LINZ/OBERÖSTERREICH. Die momentane Ausnahmesituation ist eine Herausforderung, die viele Bereiche des Lebens betrifft. Für Menschen mit körperlichen Einschränkungen stellt sie jedoch eine noch größere Aufgabe dar, als es der normale Alltag für sie ohnehin schon bedeutet. Was RollstuhlfahrerInnen, aber auch Menschen mit Seh- und Hörbeeinträchtigung jetzt besonders beachten sollten, weiß Dr. Andreas Jurik von der FH Gesundheitsberufe OÖ.
Jeder Weg außerhalb des Hauses ist mit Vorbereitungen und Aufwand verbunden: Menschen, die in ihrer Mobilität eingeschränkt sind, sind an diese Umstände gewöhnt. Dr. Andreas Jurik, Lehrender am Studiengang Gesundheits- und Krankenpflege, benützt als Betroffener – er hat eine Querschnittslähmung – einen Rollstuhl und kennt die Schwierigkeiten: „Menschen, die jetzt trotz körperlicher Einschränkungen Wege zum Einkaufen oder zum Arzt selbstständig durchführen, sollten die Abläufe vorher genau durchdenken und mögliche Gefahrensituationen analysieren. Viele Dinge, die normalerweise einwandfrei funktionieren, sind derzeit nicht oder nur eingeschränkt möglich. Beispielsweise sind viele Behindertentoiletten nicht zugänglich, weil öffentliche Einrichtungen und Einkaufszentren gesperrt sind. Auch Treppenlifte sind deshalb nur teilweise in Betrieb.“ Er empfiehlt, für notwendige Besorgungen auf die Unterstützung von Familie oder FreundInnen zurückzugreifen.
Hygienemaßnahmen für den Rollstuhl
Auch weil viele RollstuhlfahrerInnen Probleme mit der Atmung haben und sich die vorgegebene Distanz zu anderen Menschen nicht immer wahren lässt, plädiert er für erhöhtes Risikobewusstsein. Dazu gehört auch die verstärkte Reinigung jener Flächen des Rollstuhls,
die mit der Hand berührt werden. Hand- bzw. Bremsgriffe und Greifreifen sollten bei der Ankunft zu Hause sofort gründlich mit haushaltsüblichem Reiniger abgewischt und nachgetrocknet werden.
Besondere Umsicht gilt auch, wenn eine Rollstuhlfahrerin oder ein Rollstuhlfahrer an Covid-19 erkrankt ist. „Je nachdem, wie viel Hilfestellung nötig ist, kann körperliche Nähe nicht vermieden werden. Pflegende Angehörige sollten sich des Ansteckungsrisikos bewusst sein und präventive Maßnahmen ergreifen, etwa sorgfältige Handhygiene und das Tragen eines Nasen-Mund-Schutzes“, so der Experte.
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