Ferdinand Reisenbichler erhielt für seinen Einsatz und sein Engagement als langjähriger Leiter der Kunstwerkstatt Gmunden der Lebenshilfe Oberösterreich das Kulturehrenzeichen des Landes in Silber. Landeshauptmann Mag. Thomas Stelzer überreicht Reisenbichler die Auszeichnung.
Ferdinand Reisenbichler hat in den vergangenen 30 Jahren die Kunstwerkstatt der Lebenshilfe-Werkstätte Gmunden aufgebaut und diese „mit seiner Professionalität und seiner überaus toleranten Haltung als eine über die Landesgrenzen bekannte Institution für inklusive Kulturarbeit etablieren können“, würdigte Landeshauptmann Mag. Thomas Stelzer das Wirken von Reisenbichler.
„Sein künstlerisches Know-how, seine Wahrnehmung und kreative Umsetzung aktueller Themen und sein beispielloser Umgang mit den Künstler* der Lebenshilfe OÖ zeichnen Ferdinand Reisenbichler als künstlerischen und kulturellen Allrounder aus. Zahlreiche Einzel- und Gruppenausstellungen sowie solche mit Künstler*innen der Lebenshilfe OÖ im In- und Ausland umreißen sein vielfältiges Wirken“, so Stelzer.
1987 begann Ferdinand Reisenbichler in der Lebenshilfe-Werkstätte Gmunden in der Seidenmalgruppe zu arbeiten. Da der Markt übersättigt war und es für Seidenprodukte keine Kundschaft mehr gab, beschloss man sich neu zu orientieren. Es entstand die Kunstwerkstaat − ein professionell eingerichtetes Atelier, in dem Menschen mit Beeinträchtigung mit außerordentlichen Fähigkeiten im künstlerischen Bereich ihre neue Wirkungsstätte fanden.
Mehr als 30 Jahre lang in der Lebenshilfe OÖ
2014 wurde die Galerie Tacheles für zeitgenössische Kunst und Art Brut in der Gmundner Traungasse gegründet. 2020 ist die Galerie eine Kooperation mit dem alteingesessenen Kunstverein Kunstforum Salzkammergut eingegangen und auf den zentral gelegenen Rinnholzplatz umgezogen. Die Ausstellungstätigkeiten werden 50/50 aufgeteilt und von den Künstler*innen der Lebenshilfe betreut. Die Künstler*innen der Kunstwerkstätte sind mittlerweile gleichberechtigte Mitglieder im Kunstforum Salzkammergut – ein Präzedenzfall unter Menschen mit intellektueller Beeinträchtigung, der Dank des Einsatzes und Engagements von Ferdinand Reisenbichler gelang. Die Kunstwerkstatt ist Gründungsmitglied des inklusiven Kunstprojektes Sequenzen und die Galerie Tacheles als erste Art Brut Galerie beim jährlichen Kunstsalon in Linz als Teilnehmer dabei.
Ende April ist Reisenbichler nach über 30 Jahren bei der Lebenshilfe OÖ in Pension gegangen. Sarah Schindelar, eine Künstlerin aus Hamburg, übernahm die Kunstwerkstatt mit aktuell neun Künstler*innen und einem Art in Residence. Die diplomierte Sozialpädagogin steht kurz vorm Abschluss des Studiums für Kommunikationsdesign, ist bereits seit vielen Jahren auf verschiedene Art und Weise künstlerisch aktiv und hat mehrere Ausstellungen gestaltet. Sie freut sich gemeinsam mit Sylvia Vorwagner, die von Ferdinand Reisenbichler aufgebaute Kunstwerkstatt weiter zu führen und zu entwickeln. Reisenbichler bleibt der Lebenshilfe OÖ als ehrenamtlich Tätiger erhalten.