Kirchen- und Pfarrpatrone sind etwas Beständiges durch die Jahrhunderte. Wenn an diesen Traditionen etwas geändert wird, ist das ein höchst seltener Anlass. Die Pfarrgemeinde Seewalchen setzt nun ein verloren gegangenes Patrozinium wieder ein.
Das Jakobus-Patrozinium (25. Juli) der Pfarrkirche Seewalchen weist zurück auf das 9. und 10. Jahrhundert. Eine Ablassurkunde aus dem Jahr 1491 erwähnt jedoch zusätzlich ein Patrozinium zur Heiligen Margareta (20. Juli). Dieses ist in der Geschichte offensichtlich wieder in Vergessenheit geraten. Der Pfarrgemeinderat hat dieses historische Dokument zum Anlass genommen, sich der Heiligen Margareta zu erinnern und das Patrozinium wieder einzusetzen. „Es ist für mich ein Zeichen der Zeit, Frauen in der Kirche sichtbar zu machen und ihre Rollen zu stärken“, sagt Markus Himmelbauer, Leitender Seelsorger der Pfarre Seewalchen. „Neben dem Marienwallfahrtsort Attersee gibt es keine Pfarrkirche in unserem Dekanat mit einer weiblichen Patronin. Ich halte es symbolisch für sehr wichtig, dass wir nun dieses Zeichen setzen.“
Ein Zeichen für die Zukunft
Dokumentiert durch ein bischöfliches Dekret, das im Archiv der Benediktiner-Abtei Michaelbeuern (Salzburg) aufbewahrt ist, hat auch das Bischöfliche Ordinariat Linz im Schematismus das neue Patrozinium offiziell vermerkt. Schon 1427 ist eine Altarweihe zur Heiligen Margareta überliefert und aus der Epoche der Ablassurkunde befindet sich noch heute eine gotische Statute der Heiligen auf dem Hochaltar. „Wir haben den geistlichen Grundstein unserer Gemeinschaft neu gefestigt“, sagt Pfarrassistent Himmelbauer: „Wie dieser nun neue Frucht tragen und in die Herzen der Menschen eingehen wird, das ist wohl eine Frage von Jahrzehnten, ja Jahrhunderten. Für unsere Kirche hoffe ich jedenfalls, dass es nicht nur bei der Wertschätzung der Frauen auf dieser symbolischen Ebene bleibt.“
Mitarbeiter gesucht
Der Anlass der historischen Urkunde ist aktuell wie heute: Es werden Mitarbeiter für die Kirche gesucht! 1439 wurde der aktuelle Kirchenbau begonnen. Und obwohl 1486 eine Inschrift am Triumphbogen das Ende der Bauarbeiten bezeichnet, werden 1491 – mehr als 50 Jahre nach Baubeginn! – immer noch Gläubige gesucht, die zu Jakobi und zu den Festen Mariä Reinigung und Mariä Empfängnis an „Mauern und Schmuck“ Hand anlegen. Diesen wird ein Nachlass von hundert Tagen Sündenstrafen zugesagt.
„Diese Worte gelten für alle zukünftigen Zeiten.“