Ein Rockband-Revival nach 45 Jahren fällt in die Kategorie “äußerst ungewöhnlich”. “Crazy Temple”, einer Progressiv Rock-Formation vom Traunsee, ist das gelungen, weil sie von einem Berliner Label wiederentdeckt wurden. Ein Revival-Konzert im „Landeplatz“ am Flughafen Gschwandt soll am 3. Mai über die Bühne gehen.
Die Independent-Szene bedient sich der Soundscapes der Rockmusik der späten 1970er Jahre immer noch gerne. Weltstars von einst wie Pink Floyd füllen bis zum heutigen Tag Stadien. Aber auch auf regionaler Ebene ist soeben ein Revival zu vermelden, bei dem Progressive Rock oder Art Rock, wie das damals hieß, zurückkehrt – remastert und auf Vinyl, versteht sich.
Die Rede ist von der Band „Crazy Temple“, die vor einem Vierteljahrhundert am Traunsee auf den Plan trat. Das Quintett, bestehend aus Songschreiber Günter Schiller (g, voc, key), Herbert Bachinger (g), Fritz Hillebrand (b), Michael Bernt (key) und Hugo Scheuba (dr), probte in einem Zimmer im Schloss Ebenzweier, in dem einst Franz Schubert komponiert hatte. Neben einer Reihe von Auftritten in der Gegend veröffentlichten Crazy Temple die Tonbandkassette „Heavy Birth“ und danach die 7‑Zoll-Platte „Homecomer“. Aus einer eigenen Langspielplatte, ursprünglich für Anfang 1981 geplant, wurde leider nichts mehr, weil sich die Band auflöste.
Obwohl die verrückten Templer nur kurz zusammen spielten und blutjung waren, gelang ihnen ein von den Lieblingsbands dieser Zeit beeinflusster, aber unverkennbarer Sound, getragen von luftigen Synthesizern, mäandernden Gitarrensoli und von der reifen Stimme Günter Schillers.
Wiederkehr auf dem Umweg über Berlin
Dass die Crazy Temple-LP 43 Jahre später dennoch erscheint, liegt an Sandra und Hendrik Stein und ihrem Berliner Label Avec Plaisir Records. Sandra, die unter dem Künstlerinnennamen Frinda di Lanco auch selber komponiert und bearbeitet, hatte im Corona-Lockdown auf Youtube geschmökert und „Homecomer“ entdeckt. Der Song zog sie ganz und gar in seinen Bann, überdeckte die Alarmstimmung der Pandemie und flutete sie mit einem Gefühl von Geborgenheit. Sandra Stein recherchierte intensiv und erwarb aus dem einstigem Aufnahmestudio Hit Record in Ebensee Bänder und Rechte. Fünf alte Songs erhielten beim anschließenden Remastering „noch etwas mehr Punch“, und Sandra ergänzte sie auf der LP mit drei eigenen Bearbeitungen von „Ev‘rything’s alright“ und „Homecomer“.
Cover von Oto Altman
Dass LP-Cover oft eigenständige, ikonische Kunstwerke darstellen, gilt auch für Crazy Temple. Die Plattenhülle zeigt eine Radierung des Malers Oto Altman (1934 — 2017), eines Phantastischen Realisten, der in Altmünster gelebt hat. „Die Träumerin von Eden“ heißt sie, die ideale visuelle Entsprechung für die opulente, phantastische Musik von Crazy Temple.
Revival-Konzert im „Landeplatz“
Nicht nur auf Vinyl, sondern auch live on stage sind „Crazy Temple“ noch einmal zu hören. Zur Herausgabe der LP ist ein kleines Konzert im Restaurant „Landesplatz“ am Flugplatz Gschwandt-Laakirchen geplant – am Freitag, 3. 5. um 17 Uhr.
Die Besetzung ist leider nicht mehr die originale. Für den im Vorjahr verstorbenen Bassisten wird dessen Sohn Thomas Hillebrand einspringen und Michael Bernt fehlt.
Bitte reservieren! Die Plätze sind beschränkt.
Reinhören unter:
https://soundcloud.com/avec_plaisir_records/popular-tracks
Fotos: Crazy Temple