VÖCKLABRUCK. Körper und Psyche sind eng miteinander verbunden. Auch bei der Diagnosestellung und Behandlung von Erkrankungen kann man die beiden nicht voneinander trennen. Aus diesem Grund ist die Klinische Psychologie in den letzten Jahren ein unverzichtbarer Teil des medizinischen Behandlungskonzeptes geworden und hat folglich in den Krankenhäusern an immer größerer Bedeutung gewonnen. Im Salzkammergut Klinikum (SK) Vöcklabruck hat die Klinische Psychologie am 27. November 2024 ihr 25-jähriges Bestehen mit einem Fest gefeiert.
1999 hat im damaligen Landeskrankenhaus Vöcklabruck die erste Klinische Psychologin ihren Dienst angetreten, nachdem das Angebot einer Klinischen Psychologie im Krankenanstaltengesetz 1997 verankert wurde. Mittlerweile – 25 Jahre später – ist das Team unter der Leitung von Mag.a Jutta Stadler auf 25 MitarbeiterInnen angewachsen. Die meisten von ihnen, nämlich 18, arbeiten in Vöcklabruck. Drei sind unter der Standortkoordination von Mag.a Antonia Schiffer-Hitsch im SK Bad Ischl tätig, vier unter der Standortkoordination von Mag.a Petra Tontsch-Eder im SK Gmunden.
Der ärztliche Direktor des Salzkammergut Klinikums, Dr. Tilman Königswieser, MPH, schätzt die zunehmende Bedeutung der Psyche und damit der Klinischen Psychologie in einem Behandlungsprozess sehr: „Wir Menschen sind eben keine biochemischen Maschinen — wir fühlen, denken, reagieren, lachen und weinen. Unsere Seelen, unsere Gefühle, unser soziales Miteinander sind doch unser Antrieb und das Menschliche an uns. Und oft sind wir hier, an unserer Psyche, sehr verletzlich, gerade wenn die ‚Maschine Mensch‘ durch somatische Krankheiten ins Stottern kommt. Wir können nur dann gut heilen, helfen und begleiten, wenn wir auch unseren Psychen helfen. Daher ist das stets wachsende Team der klinischen Psychologie ein unverzichtbarer Bestandteil in unserem ganzheitlichen Behandlungsverständnis und in unserem Behandlungsteam.“
Fünf Fachbereiche
Die Klinische Psychologie ist am SK in fünf Fachbereiche unterteilt:
Den allgemein klinisch-psychologischen,- den psychoonkologischen,- den palliativpsychologischen,- den neuropsychologischen,- sowie den Kinder- und Jugendpsychosomatischen/-psychiatrischen Fachbereich. Mag.a Stadler und ihre KollegInnen arbeiten auf der Basis des bio-psycho-sozialen Modells. Dieses Modell fördert das ganzheitliche Verständnis von Gesundheit und geht davon aus, dass eine Krankheit nicht rein somatisch ist, sondern als Störung der Interaktion von körperlichen, psychischen und sozialen Faktoren entsteht. Ob wir uns krank oder gesund fühlen, wird von vielen Faktoren beeinflusst und hängt somit nicht immer nur mit unserem Körper zusammen. Auch die Psyche und unser soziales Umfeld wirken auf unsere Gesundheit und müssen daher auch bei der Diagnostik und Behandlung von Krankheiten berücksichtigt werden. „Wir wissen, dass der Körper nicht von der Psyche zu trennen ist. Alles hängt eng zusammen!“, so Mag.a Jutta Stadler.
In welchen Bereichen ist die Klinische Psychologie tätig?
Das Tätigkeitsfeld der Klinischen Psychologie ist breit und vielfältig. Alle somatischen (den Körper betreffenden) Stationen im Salzkammergut Klinikum Vöcklabruck werden im Rahmen eines klinisch-psychologischen Konsiliardienstes, mit unterschiedlichen Schwerpunkten, mitbetreut.
Die PsychologInnen helfen Betroffenen bei der Bewältigung von akuten Krisensituationen oder sonstigen schwierigen, bedrückenden Lebenssituationen, etwa nach lebenseinschneidenden Erkrankungen, wie Krebsdiagnosen, Beinamputationen, chronischen Erkrankungen, im Rahmen von Trauerprozessen wie bei Fehl — oder Totgeburten, nach traumatischen Unfällen, im Sterbeprozess oder nach anderen Schicksalsschlägen. Mittels der psychologischen Behandlung sollen PatientInnen unterstützt werden, um mit Belastungen, Veränderungen und Ängsten im Rahmen ihrer Erkrankung besser umgehen zu können und gleichzeitig aber auch ihre eigene Selbstwirksamkeit wieder zu stärken.
Grundsätzlich haben alle PatientInnen die Möglichkeit nach hausinterner Zuweisung von den behandelnden ÄrztInnen für die Dauer ihres stationären Aufenthalts von der Klinischen Psychologie mitbehandelt zu werden. In einigen Fachbereichen ist jedoch über den stationären Aufenthalt hinweg auch eine ambulante klinisch-psychologische Behandlung möglich. „Unser Ziel ist es, die Patientinnen und Patienten zu stabilisieren, sie ein Stück während ihres Krankheitsprozesses zu begleiten und sie zu Expertinnen und Experten für ihre neue Lebenssituation zu machen“, so Mag.a Jutta Stadler abschließend.