GMUNDEN/VÖCKLABRUCK: Die Zahl der von Armut und Wohnungslosigkeit Betroffenen und Bedrohten bleibt auf hohem Niveau. Wie im Vorjahr wurden rund 1200 Menschen von der Einrichtung „Mosaik-Wohnungssicherung/Notschlafstelle/Integration“ in den Bezirken Gmunden und Vöcklabruck beraten oder betreut. „Durch die erfolgreiche Präventionsarbeit und dem „Housing First“-Ansatz ist es gelungen, einen Anstieg akuter Wohnungslosigkeit zu verhindern“, so Mosaik-Leiter Stefan Hindinger
„Es war schon vor den Krisenjahren so, dass es bei Menschen, die wir beraten bzw. betreuen finanziell sehr eng war. Oft ist es sich gerade ausgegangen. Die Teuerung hatte dazu geführt, dass die Ausgaben nun höher sind als die Einnahmen. Es ging sich nicht mehr aus. Daher wurde unsere Beratungsstelle immer mehr in Anspruch genommen. Es sind nicht nur Menschen mit sehr geringem Einkommen betroffen, die Armut ist mittlerweile in der Mitte der Gesellschaft angekommen“, betont Hindinger.
Erfolgreiche Wohnungssicherung
444 Haushalte (301 im Bezirk Vöcklabruck, 143 im Bezirk Gmunden) wurden beraten. Das ist geringfügig weniger als 2023 und liegt darin begründet, dass Beratungen bei Energierückstand stark zurückgingen. Die Strompreisbremse der Bundesregierung hat gewirkt, so Hindinger. Bei über 90 Prozent der Haushalte konnte die Beratung positiv abgeschlossen werden, d.h. die Wohnung wurde gesichert oder es erfolgte ein Umzug in eine neue, leistbare Wohnung. Das war nur mit dem Unterstützungsprogramm „Wohnschirm“ des Sozialministeriums möglich. 141 Haushalte aus den beiden Bezirken wurden bei Mietrückständen oder Kautionen mit insgesamt 321.685 Euro unterstützt. Dazu kommen noch 24 genehmigte Anträge zur Übernahme von Energiekosten (2023 waren es noch 88 Anträge) mit einer Unterstützungssumme von 24.568 Euro.
Ausgelastete Notschlafstelle, & Übergangswohnen
Die Anzahl der Nächtigungen in der Notschlafstelle ist mit 3964 leicht gesunken. 75 Männer und 38 Frauen haben im Laufe des Jahres 2024 die 15 Zimmer in Anspruch genommen. 2023 waren es noch 127 Personen. „Psychische Erkrankungen, Streit, Gewalt, Trennungen, Verschuldung, Arbeitslosigkeit, Alkohol und Drogen“ sind Gründe, warum Menschen wohnungslos werden. „Meist gibt es nicht die Ursache oder den Auslöser, sondern es ist immer ein Bündel von Problemen, mit denen die Menschen nicht fertig werden. Die Notschlafstelle ist ein Ort, wo sich die Betroffenen stabilisieren können.
Bei einem Teil der Klient:innen geht das in einigen Wochen, bei anderen dauert es länger bzw. warten einige auf einen Platz in einer therapeutischen Einrichtung“, so Hindinger.
In den 12 Übergangswohnungen des „Mosaik“ wurden im Vorjahr 36 Erwachsene und 13 Kinder betreut – deutlich mehr als 2023.
Neuer Ansatz: „Housing First“
„Unser Ziel ist es, die Phase der Wohnungslosigkeit bzw. des Aufenthalts in der Notschlafstelle möglichst kurz zu halten. Verstärkt arbeiten wir seit einiger Zeit nach dem Prinzip des „Housing first“, d.h. Wohnungslose rasch wieder in eine eigene Wohnung zu vermitteln und für mindestens 6 Monate zu betreuen“, führt Hindinger aus. 52 Haushalte (88 Personen) wurden betreut — ein neuer Höchstwert. Möglich war das durch die Förderung des Sozialministeriums und die gute Kooperation mit gemeinnützigen Wohnbauträgern und privaten Vermietern.
Verstärkte Integrationsarbeit
Verstärkt engagiert sich das „Mosaik“ im Bereich „Integration“. Viele Asylberechtigte werden durch Wohnungsvermittlung und Einzugsbegleitung unterstützt. Dazu kommt das Angebot der Konfliktbearbeitung und Gemeinwesenarbeit im Siedlungsgebiet Dürnau-West. Nicht mehr wegzudenken ist das Projekt „Integrationshelferinnen“. Schüler:innen mit Sprachförderbedarf erhielten in der Stadtvolksschule und Pestalozzischule Unterstützung im Ausmaß von insgesamt 1541 Stunden.
Unterstützung durch Freiwilligenarbeit und Spenden
Rund 25 ehrenamtliche Mitarbeiter:innen verstärken das Mosaik-Team in den Bereichen Mittagstisch – mit 4137 ausgegebene Essen wurde ein Rekordwert verzeichnet- und Finanzcoaching. „Ohne deren Engagement wären die steigenden Anforderungen nicht zu bewältigen“, so Hindinger. „Ihnen und allen Spenderinnen und Spendern ein großes Dankeschön. Mit über 195.000 Euro Spendengeld konnten wir von Armut Betroffene direkt unterstützen“.