„Ich würde dieselbe Ausbildung wieder machen und denselben beruflichen Weg einschlagen“, ist Franz Hinterholzer nach fast 40 Jahren immer noch mehr als glücklich mit seinem Job als Wundmanager am Salzkammergut Klinikum (SK) Vöcklabruck. Der Gamperner hat mit seinem umfassenden Wissen und Können schon viele PatientInnen geheilt – und dadurch die Lebensqualität und vor allem ein selbständiges Leben erhalten.
Seit 38 Jahren ist DGKP Franz Hinterholzer, MBA im SK Vöcklabruck (vormals Landeskrankenhaus Vöcklabruck) tätig. Bis jetzt war er das als „One-Man-Show“ – und darf sich seit kurzem über seine neue Kollegin DGKP Christina Kalchmayr freuen, die ihn Teilzeit unterstützt. „Ich möchte mein Wissen vor meiner Pensionierung unbedingt weitergeben!“, ist Hinterholzer froh über die zusätzliche Hilfe. Nach seiner Diplomierung hat der 60-Jährige im Jahr 1987 als Gesundheits- und Krankenpfleger auf der Chirurgie des früheren LKH Vöcklabruck begonnen.
„In den 80er Jahren waren wir von modernen Verbänden noch weit entfernt. Erst in den 1990er-Jahren kamen erste brauchbare Materialien aus England zu uns, die als Wundfüller tauglich waren“, erinnert sich Hinterholzer zurück. Die Versorgung von Wunden übte schon immer starke Faszination auf ihn aus: „Ich war erstaunt, was alles möglich war! Auch bei scheinbar aussichtslosen Wunden! Oft haben Ärzte schon die Amputation als letztmöglichen Ausweg gesehen und ich konnte die Beine oder Zehen am Ende doch noch retten.“
Diabetische Füße, offene Abdomen oder andere Wunden, die oft über Wochen oder Monate nicht abheilen, gehören zu Hinterholzers täglichen Herausforderungen: „Es gibt eigentlich keine Wunden, die mich noch aus der Fassung bringen. Ich habe schon alles gesehen.“ Immer wieder wird er auch von den Chirurgen direkt in den OP gerufen, um sie beraten zu können. Seit 2004 ist er nicht mehr nur sporadisch oder ein paar Stunden pro Woche als Wundmanager im Einsatz, sondern Vollzeit. Alle zwei Jahre lässt sich Hinterholzer außerdem vom TÜV zertifizieren.
Dagmar L. aus Ebensee ist dem Wundmanager sehr dankbar: „Franz Hinterholzer war sicher maßgeblich daran beteiligt, dass mein durch eine Stoffwechselerkrankung in Mitleidenschaft gezogener Vorfuß vor über zwei Jahren gerettet werden konnte. Durch die perfekte und immer wieder neu der Wunde angepasste Versorgung konnte der Fuß erhalten bleiben. Es hat meine Lebensqualität enorm gehoben und auf lange Sicht sicher weniger Kosten verursacht, als eine Amputation mit anschließend langwieriger Therapie.“
Viele Faktoren beeinflussen die Heilung
Zwischen 20 und 25 PatientInnen behandelt Franz Hinterholzer im Schnitt pro Tag, das sind mehr als 100 PatientInnen pro Woche. Manche von ihnen kommen über Monate zu ihm, manche begleitet er über Jahre, bis eine Wundheilung abgeschlossen ist. „Viele bestehen auch darauf, dass sie nach Abschluss meiner Behandlungstätigkeit immer wieder zur Verlaufskontrolle kommen. Ich kenne viele meiner PatientInnen schon sehr gut, weil ich sie oft über eine lange Zeit begleite“, so Hinterholzer.
Bei der richtigen Wundversorgung spielt dabei nicht nur das theoretisch erlernte Wissen eine Rolle, sondern auch die jahrelange Erfahrung. Zudem müssen vom Wundmanager zusätzliche Aspekte wie die Ernährung, Lebensgewohnheiten (RaucherIn/NichtraucherIn) oder auch mögliche Stoffwechselerkrankungen berücksichtigt werden, um die Heilungsvoraussetzungen zu optimieren. Wichtig ist Hinterholzer, in der Sprache der PatientInnen zu kommunizieren: „Lateinische Fachausdrücke werden von vielen einfach nicht verstanden.“
Hausinterne Zuweisung als Basis für Tätigkeit
Wundmanager Franz Hinterholzer behandelt grundsätzlich sowohl stationäre als auch ambulante PatientInnen, ambulante jedoch erst, sobald alle stationären versorgt sind. Wenn jemand nach einem Krankenhausaufenthalt heimgeht, muss er oder sie auch zuhause entsprechend richtig und hygienisch weiterversorgt werden. Jene Personen, die die externe Wundversorgung übernehmen, etwa Hauskrankenpflegedienste oder auch Angehörige, erhalten von Hinterholzer genaue Anweisungen, was zu tun ist, um die besten Voraussetzungen für die Heilung von Wunden zu schaffen. Auch das hauseigene Personal wir dreimal im Jahr von Hinterholzer geschult.
Tätig wird der Wundmanager nur, wenn es eine hausinterne ärztliche Zuweisung gibt: Die ärztliche Diagnose samt Ursachenfeststellung sind Voraussetzung dafür, dass Hinterholzer arbeiten kann. Übrigens kommt für ihn die Anwendung von Hausmitteln niemals in Frage, nicht einmal für kleinere Wunden – und er empfiehlt sie auch nicht: Für Hausmittel fehle schlicht die wissenschaftliche Grundlage, was auch rechtlich gesehen bedenklich sei.