Weicht die Körpergröße des eigenen Nachwuchses deutlich von denen der Altersgenossen in Spielgruppen, Kindergarten oder Schule ab, haben viele Eltern Sorge, dass etwas mit dem Wachstum des Kindes nicht in Ordnung ist. In den meisten Fällen sind diese Zweifel unbegründet, dennoch kann es ratsam sein, gerade bei gravierenden Abweichungen oder dem Ausbleiben der Pubertät medizinischen Rat einzuholen. Prim. Dr. Dieter Furthner, Leiter der Abteilung für Kinder- und Jugendheilkunde im SK-Klinikum Vöcklabruck informiert.

Wachstumsstörungen können in jeder Alters- und Entwicklungsphase auftreten und verschiedenste Ursachen haben. Es kann beispielsweise schon im Mutterleib zu Abweichungen des Reifungsprozesses kommen und in weiterer Folge zu einer Wachstumsverzögerung des Kindes bei der Geburt. Auch Hormon- oder Stoffwechselstörungen sowie ein Hirntumor sind mögliche Ursachen. „In den meisten Fällen ist der Grund für die Wachstumsabweichung aber eher erblich bedingt und lässt sich in sehr vielen Fällen mit Hilfe der Familiengeschichte erklären“, beruhigt der Endokrinologe. Besonders wichtig bei der Erhebung der Krankengeschichte ist es daher, auch das Wachstum, die Größe und die Entwicklungsgeschichte möglichst vieler Familienmitglieder miteinzubeziehen.

Die Mutter-Kind-Pass-Untersuchung als Gradmesser
Eine gleichmäßige Entwicklung der Körpergröße ist wesentlich. Diese wird regelmäßig bei der Mutter-Kind-Pass-Untersuchung ermittelt und in einer Wachstumskurve (Perzentile) eingetragen. „Entwickelt sich das Kind in etwa gleichbleibend, kann man davon ausgehen, dass alles in Ordnung ist“, so Prim. Furthner. Treten bei diesen Untersuchungen auffallende Schwankungen auf, so kann der Kinderarzt gegebenenfalls eine genauere Untersuchung in einer speziellen Ambulanz empfehlen.
Der Start der Pubertät
Auch ein verzögerter Start der Pubertät lässt sich häufig mit einem späten Pubertätsbeginn der Eltern in Zusammenhang bringen. „Obwohl man annehmen könnte, dass viele Erwachsene gar nicht mehr so genau wissen, wann diese Entwicklungsphase bei ihnen begonnen hat, erinnern sich doch sehr viele Eltern noch genau an ihre erste Rasur oder die erste Regel. Das gibt meist schon sehr viel Aufschluss über die erbliche Vorbelastung der Kinder und Jugendlichen.“
Das Einsetzen der Pubertät lässt sich vorwiegend an der Entwicklung der sekundären Geschlechtsmerkmale – wie Schambehaarung, Penis- und Hodenwachstum, Brustentwicklung oder dem Stimmbruch – erkennen. Setzt die Pubertät zu bald ein (bei Mädchen noch vor dem achten Lebensjahr, bei Buben vor dem neunten) oder zu spät (Mädchen spätestens mit 13 Jahren und Buben mit 14 Jahren), so empfiehlt Prim. Dr. Furthner eine endokrinologische Abklärung – beispielsweise in der Abteilung für Kinder- und Jugendheilkunde im SK-Klinikum Vöcklabruck. „Der Pubertätsbeginn ist wichtig – wird das Ausbleiben ignoriert, kann das dazu führen, dass die Kinder ihre eigentliche Größe nicht erreichen.”
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