Neuester Anaerob-Reaktor reinigt effizienter, billiger und stabiler
Seit über vier Jahren ist der Integrated Mixing & Membran Separation (IM-MS)-Reaktor zur anaeroben Reinigung organisch belasteter Abwässer beim Faserhersteller Lenzing AG im Einsatz. Seither läuft die von Lenzing gemeinsam mit der Lenzing Technik GmbH entwickelte Anlage nicht nur mit unerreichter Abbauleistung und extrem niedrigen Energiekosten – sondern vor allem seit 52 Monaten ohne Unterbrechung.
Am weltgrößten Ausstellungskongress für Umwelttechnologien, der ACHEMA in Frankfurt, wird das IM-MS-Verfahren nun erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt. Unterdessen ist das Verfahren, das in beinahe allen Branchen einsetzbar ist, zum Patent angemeldet. Einmal mehr hat sich Lenzing Technik dabei als innovativer „One-Stop-Shop“ für Umwelttechnik erwiesen.
„Vor nunmehr ca. 10 Jahren war die Lenzing AG damit konfrontiert, dass durch die emittierte Sulfatfracht die Produktionshöhe nicht mehr weiter gesteigert werden konnte. Ohne zusätzliche Maßnahmen zur Sulfatentfernung aus dem Abwasser war kein weiterer Ausbau der Faserproduktion möglich. Deshalb mussten wir zusätzlich zum aeroben Abbau der Abwässer eine Gipsfällung und in weiterer Folge eine anaerobe Abwasserbehandlung zur Sulfatreduktion installieren“, skizziert Stefan Baumgärtner, Betriebsleiter der Abwasserreinigungsanlage der Lenzing AG in Lenzing (Bezirk Vöcklabruck), die Ausgangssituation vor der Neuentwicklung des IM-MS-Verfahrens.
Als jedoch sehr rasch klar wurde, dass am Markt befindliche Technologien, der hohen Sulfat- Belastung der Abwässer nicht gewachsen waren, setzte Baumgärtner auf Eigeninitiative. Kurzerhand engagierte er die Umwelttechnik-Experten des Tochterunternehmens Lenzing Technik, um gemeinsam ein neues Verfahren samt Anlagenbau zu entwickeln.
Sinkende Kosten bei steigender Effizienz
Um den ganz speziellen Anforderungen der Faserproduktion gerecht zu werden, mussten die Grenzen der konventionellen anaeroben Technologie wesentlich erweitert werden.
Galt bisher eine Pelletsbildung der Bakterien als Grundvoraussetzung zur Aktivierung des Abbauprozesses bei konventionellen Technologien, so setzt Lenzing Technik dieses ungeschriebene Gesetz der anaerobischen Abwasserbehandlung nunmehr außer Kraft. „Bei dem von uns entwickelten Verfahren ist die Bildung von Pellets nicht zwingend erforderlich, sondern funktioniert auch mit Flocken bildenden Bakterien uneingeschränkt“, präzisiert Lenzing Technik-Geschäftsführer Herbert Hummer. Tatsächlich konnte durch weitere Prozessoptimierungen die Abbauleistung gegenüber konventionellen IC-Reaktoren sogar um 40 bis 50 % erhöht und der Energieverbrauch gleichzeitig enorm reduziert werden.
Störungsfreiheit dank optimierter Prozesse
Mit dem IM-MS-Verfahren entfallen nicht nur enorme Reinigungs- und Stillstandskosten, die bei Anlagen mit interner Zirkulation der Biomasse anfallen. Durch das installierte Rührwerk und das patentierte Schlammrückhaltesystem können Verlegungen bzw. Verstopfungen, die zu Reinigungsstillständen führen würden, effizient vermieden werden. Auch die Projektkosten fallen dank reduzierter Dimensionen und durch den Ersatz von Stahl- durch Betonbauweise mit Kunststoffauskleidung deutlich geringer aus.
Im Inneren der Anlage sorgt ein Hyperboloid-Rührwerk für eine ideale Durchmischung von Abwasser und Bakterienkulturen, die automatische Messung des Schlammgehaltes entlang der Reaktorhöhe ermöglicht eine exakte Anpassung der Drehzahl des Rührwerks. Eine Membran trennt die Misch- von der Sedimentationszone. Sedimentierte Bakterienflocken werden wieder in die Mischzone zurückgepumpt.
„All diese Innovationen haben sich als äußerst effizient und ebenso stabil erwiesen“, würdigt Herbert Hummer die Engineering- Leistung seiner Experten. „Immerhin läuft der IM-MS-Reaktor in Lenzing bereits seit 52 Monaten auf Hochtouren und das komplett störungsfrei.“
One-Stop-Shop für Umwelttechnik
Als weltweit tätiger Industriepartner liefert Lenzing Technik schlüsselfertige Anlagen für die Abluftreinigung, Abwasserbehandlung und Wasseraufbereitung. Als One-Stop-Shop bieten die Umwelttechnik-Experten vom umfassenden Engineering, über Anlagenbau, Automation und Montage bis zur Inbetriebnahme das komplette Leistungsspektrum. Die Pilotanlage des IM-MSReaktors kann bei Lenzing Technik für Versuchszwecke angemietet werden, die seit 2008 laufende Referenzanlage der Lenzing AG kann jederzeit besichtigt werden.
„Wer die Anlage sieht, ist von der bescheidenen Dimension ebenso überrascht wie von der enormen Leistungsfähigkeit“, lädt Herbert Hummer interessierte Unternehmen zu einem Besuch nach Lenzing ein. Einsetzbar ist das Verfahren in beinahe allen Industriezweigen mit hoch belasteten Abwässern, wie etwa in der Pharma‑, Zellstoff‑, Lebensmittel- und Stärkeproduktion, ebenso wie in Brauereien und verschiedenen Bereichen der chemischen Industrie.
Leistungsschau auf ACHEMA
Vom 18. bis 22. Juni findet in Frankfurt am Main die 30. ACHEMA (Ausstellungstagung für chemisches Apparatewesen) statt. Lenzing Technik präsentiert sich am weltgrößten Ausstellungskongress für Chemische Technik, Umweltschutz und Biotechnologie mit einer umfassenden Leistungsschau an patentierten Entwicklungen, Produkten und Referenzprojekten. Neben dem IM-MS Anaerob-Reaktor und einem Schrägklärer zur Abwasserreinigung, können vor Ort unter anderem zudem eine Biogat-Pilotanlage zur Abluftreinigung oder der patentierte Rückspülfilter OptiFil zur Filtration besichtigt werden.
„Wir wollen die ACHEMA nutzen, um Lenzing Technik als One-Stop-Shop für Umwelttechnik zu präsentieren, der langfristig erfolgreiche Konzepte für verschiedenste Produktionsprozesse entwickelt und realisiert“, nennt Geschäftsführer Herbert Hummer die Zielsetzung seines Messe-Teams.