Seit 2010 verleiht das Mauthausen Komitee Vöcklabruck einen Preis für Zivilcourage, der nach Paul Le Cäer benannt wurde . Mit dem Preis werden Menschen oder Institutionen ausgezeichnet, die sich für Zivilcourage und Menschlichkeit einsetzen.
Am 8. Mai 2018 um 19:00 wird der Paul-Le-Caër-Preis im Zuge der Gedenkfeier des Mauthausen Komitees Vöcklabruck im Kinosaal in Attnang-Puchheim verliehen. Durch den Tod der Künstlerin Silvia Weinberger, die den Preis seit Beginn herstellte, wurde die Neugestaltung notwendig. Johanna Honisch, die ihre Wurzeln im Bezirk hat, wurde nun als neue Partnerin gefunden.
Le Caër wurde im Februar 1943 als 19-jähriger Medizinstudent aufgrund seines Widerstandes gegen den Nationalsozialismus verhaftet. Von einem französischen Gefängnis aus wurde er in das KZ Mauthausen verschleppt. Anschließend wurde er in das KZ-Nebenlager Wiener Neustadt gebracht, im November 1943 dann in das KZ-Außenlager Redl-Zipf. Als das Lager Anfang Mai 1945 aufgelöst und die Häftlinge in das Außenlager Ebensee transportiert wurden, konnte er fliehen. Im Zuge seiner Flucht nahm er das „Totenbuch“ des Lagers mit den Namen von 266 ermordeten Häftlingen an sich und bewahrte es vor der Vernichtung. Noch im September 1945 schloss Paul Le Cäer das Bakkalaureat in Sozialwirtschaft an der Universität Caen ab. 1948 erlangte er das Diplom für Zahnmedizin an der Universität Paris und eröffnete im selben Jahr eine Praxis in Deauville. In den Jahren nach seinem Rückzug aus dem Berufsleben trat Paul Le Cäer immer wieder als Zeitzeuge an französischen und österreichischen Schulen auf, um über seine Erfahrungen in den Konzentrationslagern zu berichten. 2002 erschien sein Buch “Ein junger Europäer in Mauthausen 1943–1945” in der Schriftenreihe der KZ-Gedenkstätte Mauthausen. 2003 erhielt Le Cäer das „Große Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich“. Paul Le Cäer starb im November 2016 in seiner Heimat in Frankreich.
Der Paul-Le- Cäer-Preis 2018 ist eine kleine Bronzestatuette des Ganzkörperportraits von Paul Le Cäer. Er hält das Totenbuch in seinen Händen. Ein Symbol für seinen fortwährenden Einsatz gegen das Vergessen. Hinter der Figur befindet sich eine Stele in Anlehnung an die Stelen der Gedenkstätte in Redl-Zipf. Auf dem Steinsockel befindet sich seine Signatur.
Den ersten neugestalteten Preis für 2018 wird keine Einzelperson sondern eine Schule erhalten.
Johanna Honisch (*1984) stammt aus Oberösterreich und hat an der Kunstakademie Düsseldorf bei Herbert Brandl studiert. Seit ihrem Abschluss 2016 arbeitet sie als freischaffende Bildhauerin in Wien. Die Künstlerin hat 2016 für die Benefizveranstaltung „FLUCHT NACH VORNE“ der Initiative „Mensch-sein-Vöcklabruck“ das Vöcklabrucker Stadttürmchen entworfen. Die Werke wurden versteigert und der Erlös kam Deutschkursen von Freiwilligen für Flüchtlinge zu Gute. Das Projekt wurde 2016 vom ÖIF mit einem Anerkennungspreis ausgezeichnet. Johanna Honisch bewegt sich mit ihrer künstlerischen Arbeit zwischen Skulptur und Druckgrafik. Weitere Informationen: www.johannahonisch.com.
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