Leopold Engleitner feierte am 23. Juli 2012 seinen 107. Geburtstag. Er ist der älteste Überlebende der Konzentrationslager Buchenwald, Niederhagen und Ravensbrück und reiste noch im hohen Alter als ‘Zeitzeuge gegen das Vergessen’ von 1999–2009 mehr als 120.000 Kilometer quer durch Europa und die USA. Heuer besuchte er bereits sechs Schulen in Oberösterreich und der Steiermark und führte Gespräche mit 650 Schülerinnen und Schülern. Landeshauptmann Dr. Josef Pühringer gratulierte ihm gestern persönlich gemeinsam mit LAbg. Johannes Peinsteiner, Bürgermeister von St. Wolfgang, der Heimatgemeinde Engleitners.
Foto: Land OÖ
Leopold Engleitner wurde als Kriegsdienstverweigerer durch die Veröffentlichung seiner Biografie in Form eines Buches und Dokumentarfilms “Nein statt Ja und Amen” weltbekannt. Gemeinsam mit Autor und Produzent Bernhard Rammerstorfer hielt er jahrelang Vortragstouren, um seine tragische Lebensgeschichte unvergesslich zu machen. Die Veranstaltungen fanden im U.S. Holocaust Memorial Museum in Washington DC, Los Angeles Museum of the Holocaust, Simon Wiesenthal Center Los Angeles, Holocaust Memorial Foundation of Illinois sowie an der Stanford, Harvard, Georgetown und Columbia University statt.
Engleitner begegnete als kleiner Junge in Bad Ischl Kaiser Franz Joseph — und musste später die Schrecken des Ersten Weltkrieges durchmachen. Als einfacher Bauernknecht verweigerte er während des Nazi-Regimes aufgrund seiner religiösen Überzeugung als Zeuge Jehovas den Dienst in der Deutschen Wehrmacht. Die Nazis steckten ihn deshalb in die Konzentrationslager Buchenwald, Niederhagen und Ravensbrück.
In Buchenwald war er von Oktober 1939 bis März 1941 interniert. Im März 1941 wurde er ins KZ Niederhagen in Wewelsburg bei Paderborn überstellt. Im April 1943 kam Engleitner ins KZ Ravensbrück, wo er nach jahrelanger KZ-Zwangsarbeit und schwersten Misshandlungen im Juli 1943 mit nur 28 Kilogramm aus dem KZ Ravensbrück entlassen wurde. In der Heimat arbeitete er dann auf einem Bauernhof als Zwangsarbeiter, bis er kurz vor Kriegsende noch den Einberufungsbefehl erhielt. Daraufhin flüchtete er ins Gebirge des Salzkammerguts. Wochenlang wurde er von den Nazis gejagt, konnte aber nicht aufgespürt werden.
Engleitner ist Träger des Goldenen Verdienstzeichens der Republik Österreich, des Silbernen Verdienstzeichens des Landes Oberösterreich sowie des Verdienstkreuzes am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland.