Beinahe unbemerkt verlief im Oktober 2018 die Bergung eines Segelbootes aus 135 Metern Tiefe aus dem Attersee. Eine ähnliche Bootsbergung ist in Österreich aus derartiger Tiefe nicht bekannt, berichtet die Wasserrettung. Darum erzählen die Einsatzkräfte nun, wenn auch etwas verspätet, über den Hergang der Bergeaktion.
Das wertvolle L95 Holzsegelboot war Anfang Juli 2018 gesunken, die beiden Insassen wurden damals von anderen Seglern aufgenommen. Nach dem Untergang fragte der Besitzer bei der Wasserrettung an, ob eine Ortung und Bergung möglich sei. Dabei wurde vereinbart, dass die Kosten nicht den Wert des geborgenen Segelbootes übersteigen sollten.
Mit Hilfe des Tauchroboters des Landesverbandes Salzburg wurde das Boot relativ rasch geortet. Allerdings konnte trotz mehrmaliger Versuche keine Leine für die spätere Bergung befestigt werden. Der Leinenwiderstand im Wasser war für das Gewicht des Tauchroboters zu hoch, zudem Bestand die Gefahr, dass sich die Leine und die Kabel des Roboters verwickeln.
Erst die weitere Zusammenarbeit mit der Tiroler Wasserrettung brachte den gewünschten Erfolg. Mit dem etwas schweren Gerät gelang es schließlich, eine Leine am Mast des untergegangenen Bootes zu befestigen, die später als Führungsleine für zwei Tieftauchspezialisten aus Deutschland diente. Schließlich startete am 20.10.2019 die Bergungsaktion. (Video: Österreichische Wasserrettung LV OÖ)
1. Tag 20.10.2018
Ausgebildete Trimixtaucher und Einsatztaucher der ÖWR bereiteten die Sicherungsmaßnahmen für den am darauffolgenden Tag anstehenden Tieftauchgang vor. Anbringen des Dekoriggs (Sicherungskonstruktion für Dekompressionspausen auf 3,0 — 6,0 und 9,0 m). Anbringen von Atemgasstages (Reserveflaschen) an der Abstiegsleine bis in eine Tiefe von 80,0 m.
2. Tag 21.10.2018
Zwei Tieftauchspezialisten aus Deutschland tauchten mit Kreislauftauchgeräten an einer Sicherungsleine in eine Tiefe von 135 m Tiefe zu dem gesunkenen Boot und befestigten eine Bergeleine am Mast. Zwei Trimixtaucher der Wasserrettung sicherten die Tieftaucher für den Aufstieg ab einer Tiefe von 60 Metern. Zudem war ein Boot mit zwei zusätzlichen Sicherungstauchern und ein weiteres Boot mit einem Notfallsanitäter für eine eventuelle medizinische Versorgung an der Oberfläche stationiert.
Die ersten Hebeballone wurden von Tauchern der ÖWR in einer Tiefe von 25 m angebracht, so konnte das Boot erstmals vom Grund gelöst werden um es dann planmäßig stufenweise zu heben und nach jedem Hebevorgang Tiefe zu sichern. Es waren zwei Tauchteams, jeweils aus zwei Tauchern bestehend, im Wasser eingesetzt, ein weiteres Sicherungsteam verblieb für den Notfall am Boot.
Der erste Hub verlief erfolgreich, beim 2ten platzte plötzlich ein Hebeballon. Durch die Sicherung wurde das Boot trotz dieses Zwischenfalls in einer Tiefe von ca. 115 m schwebend gehalten. Aus zeitlichen Gründen wurde das Boot in dieser Position gesichert, damit die Hebeaktion am kommenden Wochenende vollendet werden konnte.
3. Tag 26.10.2018
Stufenweise wurde das L95 Boot in 20 m Schritten hochgehoben. Es waren wieder zwei Tauchteams im Wasser und ein Sicherungsteam an der Oberfläche. Nach der fünften Hebung konnten die finalen Hebeballone direkt am Boot montiert werden. Um 14:00 Uhr war das Boot an der Oberfläche, es wurde gesichert, ausgepumpt und zur Marina nach Attersee geschleppt um des dort mittels Kran an Land zu heben.
Bericht & Video: Österreichische Wasserrettung LV OÖ