In der Umgebung von Ohlsdorf wurden im Jahr 2014 Verunreinigungen des Grundwassers durch Pestizide festgestellt, die sich in der Folge vor allem in der Baurestmassedeponie II der Asamer Kies- und Betonwerke GmbH wiederfinden ließen.
Mit den behördlichen Maßnahmen zur Gefahrenabwehr bestehend aus der Einstellung der Versickerung der Deponiesickerwässer (angeordnet im November 2014), der Abdeckung der Deponie (angeordnet im November 2014) und einer Reinigung der Sickerwässer über einen Aktivkohlefilter (Bescheide vom Mai 2015 und Juni 2017) konnte eine weitere Kontaminierung des Grundwassers definitiv und nachhaltig verhindert werden.
In der Folge wurde die Deponieinhaberin verpflichtet, ein Konzept zur Beseitigung der Pestizidbelastung in der Deponie zu erstellen. Die Durchführung der dadurch erarbeiteten erforderlichen Maßnahmen wurde nun mit Bescheid aufgetragen. Durch eine gezielte Auswaschung des betroffenen Deponiekörpers und nachfolgender Reinigung der Sickerwässer wird die Pestizidbelastung weitgehend beseitigt. Danach soll der Deponiekörper permanent abgedeckt werden, um eine künftige Gefährdung des Grundwassers durch die Deponie auszuschließen.
Die illegale Einbringung der Pestizide in die Deponie war Gegenstand eines strafrechtlichen Verfahrens. Zuletzt sind im Sommer 2020 gegen zwei Personen Schuldsprüche ergangen. Das Urteil ist jedoch nicht rechtskräftig.
Umwelt-Landesrat Stefan Kaineder: „Die illegale Deponierung von Pestiziden in Ohlsdorf führt uns auch vor Augen, wie gefährlich diese Chemiecocktails für uns werden können. Es ist absolut notwendig EU-weit strengere Zulassungsbestimmungen für Pestizide zu erlassen und ich begrüße das von der EU-Kommission gesetzte Ziel zur Halbierung bis 2030. Der aktuelle Pestizid-Cocktail, der Böden und Wasser durchdringt, muss ein Ende haben!
Der erneut aufgetretene Fall in Ohlsdorf zeigt, dass der Einsatz von chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmitteln nicht nur in Bezug auf unsere Artenvielfalt, auf Bienen, Schmetterlinge und Co fatale Auswirkungen haben kann, sondern auch direkt auf die menschliche Gesundheit. Wir müssen uns langfristig für eine Landwirtschaft einsetzen, die ohne diese Gifte auskommt und die gefährlichsten sofort verbieten. Und wir müssen die Vielfalt wieder auf unsere Felder und Äcker einziehen lassen, wenn wir unsere Ernährung mit gesunden Produkten und sauberem Wasser auch in Zukunft sichern wollen.“
Robert Pree, Geschäftsführer der Asamer Kies- und Betonwerke, ergänzt: „Wir sind Opfer eines Unternehmens, das illegal kontaminiertes Material in unserer Deponie entsorgt hat. Wir haben aber selbst das größte Interesse, dass unsere Baurestmassendeponie ordnungsgemäß geführt wird. Daher haben wir die Sanierungsmaßnahmen gemeinsam mit den Expertinnen und Experten des Landes erarbeitet. Betreffend der Kosten werden wir uns am Verursacher schadlos halten.“
Grundwassersituation aktuell
Die bisherigen Ergebnisse der Grundwasserbeweissicherung zeigen, dass mit den von der Behörde verfügten Maßnahmen ein weiteres Austreten von Pestiziden aus der Deponie verlässlich unterbunden wurde und auch das Grundwasser als weitgehend saniert anzusehen ist.
Dennoch wird das Grundwasser im Abstrom der Baurestmassendeponie Ohlsdorf II vierteljährlich durch den Sachverständigendienst der Abteilung Wasserwirtschaft überprüft, nachdem die Analysen zuvor im Auftrag der Asamer Kies- und Betonwerke GmbH vom Labor Wruss durchgeführt wurden.
An der Messstelle As29 – Sonde 16 wurde seit 2017 kein Pestizidgehalt über der Bestimmungsgrenze detektiert. An der Messstelle As09 – Sonde 2 neu, welche in zwei unterschiedlichen Tiefen beprobt wird, gab es im Dezember 2018 einen Wert für den Parameter Clopyralid, der mit 0,31 μg/l über der Bestimmungsgrenze lag.
In der darauffolgenden Untersuchung im März 2019 konnte aber die Vermutung bestätigt werden, dass es sich dabei nur um ein vorübergehendes Ereignis aufgrund einer kurzzeitigen Auswaschung von Rückständen aus dem Untergrund handelte.
Als Service für die Gemeinde Ohlsdorf wurde vom Land Oberösterreich auch immer wieder der Brunnen Aupointen untersucht, seit Ende 2017 auch drei von der Gemeinde errichtete Sonden im Zustrom des Brunnens. Dabei wurde seither keinerlei Spur von Clopyralid festgestellt.
Man kann davon ausgehen, dass keine anhaltende Beeinträchtigung von Wasserversorgungsanlagen durch die in den Jahren 2013 und 2014 erfolgte Grundwasserverunreinigung vorhanden ist. Die Beobachtungen werden selbstverständlich weitergeführt.
Umsetzung der Sicherungs- bzw. Sanierungsmaßnahmen
Als erster Schritt auf dem Weg der Sanierung wurde mit Bescheid vom September 2015 eine Detailuntersuchung der Deponie angeordnet, mit dem Ziel festzustellen, ob und welche Kontaminationen, die allenfalls Umweltgefährdungen auslösen könnten, im Schüttkörper vorhanden sind.
Der Abschlussbericht zu den Detailuntersuchungen wurde an die Behörde übermittelt und in der Folge von den von der Behörde beigezogenen Amtssachverständigen gutachtlich bewertet. Dabei wurde im Ergebnis ein konkreter Sicherungs- und Sanierungsbedarf festgestellt.
In der Folge hat die Fa. Asamer einen ersten Vorschlag für dauerhafte Sicherungsmaßnahmen vorgelegt. Die Prüfung durch die Amtssachverständigen hat ergeben, dass vor einer Entscheidung zur Realisierung eines bestimmten Sicherungs-/Sanierungsprojekts insbesondere das Abbauverhalten der Pestizide und die damit verbundene Umweltgefährdung einer näheren Betrachtung bedarf, weil dazu nur sehr wenig Fachwissen vorliegt.
Aus diesem Grund vergab das Amt der Oö. Landesregierung zur möglichst objektiven und fundierten Klärung eine externe Expertise zur Bewertung des Schadensbildes, des künftigen Schadenspotentials sowie insbesondere möglicher Szenarien bei der Entwicklung der Schadstoffbelastung über einen längeren Zeitraum. Nach Vorliegen der Expertise erging im Juli 2018 eine Verfahrensanordnung an die Fa. Asamer, mit der die Vorlage geeigneter Sicherungs- bzw. Sanierungsmaßnahmen durch die Behörde eingefordert wurde.
In Umsetzung dieser Anordnung wurde durch die Fa. Asamer im Jahr 2019 ein technisches Konzept vorgelegt. Nach der erfolgten fachlichen Beurteilung durch die Amtssachverständigen konnte nun ein Auftragsbescheid erlassen werden, mit dem die verpflichtende Durchführung der Maßnahmen zur Beseitigung der Pestizidbelastung angeordnet wurde. Von der Behörde wurden dabei Sanierungsziele, Fristen und strenge Umweltschutzauflagen vorgegeben. Ziel ist es, das Sickerwasser der Deponie gezielt zu erfassen und zu reinigen, um eine Verunreinigung des Grundwassers nachhaltig zu verhindern.
Konkret soll der Schadstoffaustrag aus dem Schüttkörper mit Hilfe einer künstlichen oberflächennahen Bewässerungsanlage beschleunigt werden. Der für die Auswaschung bzw. den Schadstoffaustrag erforderliche Wassereintrag soll mit Hilfe von Tropfbewässerungsleitungen erfolgen. Das Wasser wird sodann wie bisher über eine Aktivkohlefilteranlage gereinigt und fachgerecht entsorgt. Die Sanierung ist über einen Zeitraum von zehn Jahren zu betreiben.
Zur Klarstellung wird angemerkt, dass die aktuelle Grundwasserverunreinigung im Gebiet der Aurachrinne in keinem Zusammenhang mit der Baurestmassendeponie in Ohlsdorf steht.
Zusammenfassend kann daher festgestellt werden:
— erste Geruchsbelastungen des Ohlsdorfer Wassers im Jahr 2014 wurden von der Behörde ernst genommen
— nach umfassenden Erhebungen und der Beiziehung externer Expert/innen konnte die Ursache festgestellt werden
— durch sofortige Maßnahmen, wie Abdeckung der Deponie und Abstoppen der Versickerung konnten weitere Belastungen gestoppt werden
— das Sickerwasser der Deponie wird derzeit gereinigt und fachgerecht entsorgt
— das Grundwasser im Bereich der Deponie entspricht den gesetzlichen Anforderungen, selbiges gilt für die Wasserversorgungsanlagen
— die Sanierungsmaßnahmen wurden nach intensiver technischer Auseinandersetzung nun aufgetragen und werden demnächst durchgeführt
— diese Maßnahmen werden in den nächsten Monaten vorbereitet und über einen Zeitraum von 10 Jahren betrieben