Der Pflegebereich ist und bleibt einer der herausforderndsten – auch im Salzkammergut. Doch es gibt Grund zur Hoffnung: Während im Salzkammergut Klinikum aktuell noch Personalnot herrscht, stoßen neue Ausbildungen auf reges Interesse und die Region leistet vielerorts Pionierarbeit.
Der österreichische Gesundheits- und Pflegebereich steht schon länger immer wieder im Fokus zahlreicher Diskussionen. Und speziell die Corona-Pandemie zeigte Mankos und Engpässe auf. Vielerorts kam es daher in den vergangenen Jahren zu Demonstrationen oder anderen Initiativen, um auf Missstände aufmerksam zu machen. So versammelten sich 2021 auch das Krankenhaus-Personal sowie die Auszubildenden des Salzkammergut Klinikums Gmunden und pochten auf nötige Reformen seitens der Regierung. Im Zentrum standen damals vor allem vier Forderungen: eine adäquate Entlohnung, mehr Freizeit, eine grundlegende Ausbildungsreform sowie mehr Personal. Sonst schlittere man in eine gefährliche Versorgungskrise. Heuer wurde nun seitens der Regierung mit der Pflegereform 2023 ein Paket mit diversen Maßnahmen geschnürt, die von Verbesserungen für Menschen, die eine 24-Stunden-Betreuung in Anspruch nehmen, über Personen, die Gesundheits- und Krankenpflegeberufe ergriffen haben, bis hin zu Pflegenden Angehörigen reichen. Doch auch wenn so manche Diskussion dadurch abgeebbt ist, so war zuletzt wieder vermehrt von einem Ärzte- und Pflegemangel in den Krankenhäusern zu hören – und der geht auch am Salzkammergut Klinikum nicht spurlos vorbei, wie aktuelle Zahlen belegen. So sind momentan zwölf Prozent der Betten gesperrt. Als Grund nennt man zum einen die üblichen Bettensperren im Sommer aufgrund der Urlaubszeit, aber auch einen generellen Personalmangel im Pflegebereich. Konkret seien neun Prozent der Stellen in dieser Abteilung nicht besetzt.
Neue Ausbildung steht in den Startlöchern
Doch trotz dieser prekären Situation gebe es im Salzkammergut Klinikum Grund zur Hoffnung, denn laut der Pressestelle des Spitals werde es im Herbst eine gute Aufnahmequote geben. Dass sich junge Menschen wieder mehr für den Berufsbereich der Pflege interessieren, zeigte auch der „Tag der offenen Tür“ an der HLW Bad Ischl im vergangenen Winter. Dort wurde ein völlig neues Angebot vorgestellt: Schon seit Jahren kooperiert die Bildungseinrichtung mit den Pflegeschulen des Salzkammergutklinikums und bietet den Schulversuch „Fachschule für Sozialberufe + Pflegeassistenz-Ausbildung“ an. Dieses Angebot wird nun ab dem nächsten Schuljahr ausgeweitet. So erhalten all jene, die sich für die fünfjährige Lehranstalt mit Matura entscheiden eine zusätzliche integrierte Ausbildung zum Pflegefachassistenten. Diese Kombination aus Allgemeinbildung und vollwertiger beruflicher Ausbildung stieß laut den Leitern beider Bildungseinrichtungen schon beim „Tag der offenen Tür“ auf reges Interesse und könnte somit langfristig gesehen für qualifizierten Nachwuchs in der Region sorgen.
„Gibt kaum einen Beruf, in dem man so viel selbst entscheiden kann“
Dass der Pflegeberuf „längst aus dem Schatten der Medizin herausgetreten“ ist und viele positiven Aspekte mit sich bringt, unterstreicht auch Renate Nobis, MAS, die Pflegedirektorin des Salzkammergut Klinikums. Laut ihr sei dies nicht nur eine sinnstiftende Tätigkeit mit Beschäftigungsgarantie, sondern es gebe kaum einen Beruf, in dem man so viel selbst entscheiden und selbstständig arbeiten kann. Trotzdem sei man kontinuierlich in ein Team eingebunden, das Patienten von der Spitalsaufnahme bis zur Entlassung optimal begleitet.
Vielfältige Ausbildungsmöglichkeiten
Die Basis für eine Karriere in der Pflege stellt eine der vielfältigen Ausbildungsmöglichkeiten dar. Wer sich beispielsweise zum Pflegeassistenten oder Pflegefachassistenten ausbilden lassen möchte, kann dies bereits nach der neunten Schulstufe tun. Zudem gibt es, wie bereits erwähnt, die Möglichkeit, die Ausbildung an fünfjährigen Schulen mit der Matura zu koppeln. Wer hingegen eine akademische Qualifizierung anstrebt, dem stehen mit dem Bachelorstudium für Gesundheits- und Krankenpflege alle Türen offen. Ebenso gibt es eine Vielzahl an weiteren Ausbildungen in der Krankenpflegeschule: Für den gehobenen Dienst für Gesundheits- und Krankenpflege sowie Assistenzberufe, die mitunter auch berufsbegleitend absolviert werden können.
Salzkammergut ist Pionier im Bereich Pflege
Die OÖ Gesundheitsholding mit ihren zehn Klinik-Standorten und Schulen für Gesundheits- und Krankenpflege kooperiert seit kurzem auch mit der University of North Florida in den USA. Im Fokus stehen dabei der gegenseitige Austausch sowie das Vernetzen der Institutionen. Denn in den USA zählt der Pflegeberuf zu den begehrtesten und anerkanntesten und die Ausbildung ist praxisorientierter und akademischer. Von diesem Wissensaustauch profitieren nicht nur die Bildungseinrichtungen, sondern auch die Nachwuchskräfte. Das Salzkammergut ist aber nicht nur in puncto Pflegeausbildung hervorragend aufgestellt, sondern zählt auch in anderen Bereichen dieser Sparte als Pionier. So ist Gmunden beispielsweise bundesweit eine der ersten Gemeinden, die einen Pflegebeauftragten installiert hat, der sich dezidiert um Hilfesuchende mit Fragen rund um dieses Thema kümmert. Ebenso setzt das „Haus Barbara“ seit Jänner 2023 neue Maßstäbe in der Begleitung von Personen in ihrer letzten Lebensphase. Für das Projekt „Hospiz und Palliative Care in Pflegeheimen (HPCPH)“ arbeitet die Einrichtung in Ottnang dabei eng mit der Palliativstation des Salzkammergut Klinikums Vöcklabruck und dem Landesverband Hospiz OÖ zusammen. Zwei Zimmer stehen für diese spezielle Betreuung für Menschen nach der Entlassung aus dem Krankenhaus zur Verfügung. Dort werden sie bis zum Tod körperlich, psychisch, sozial und spirituell ganzheitlich betreut und begleitet. Ebenso wurde im letzten Jahr das Gemeinschaftsprojekt „Community Nursing“ in den Gemeinden Altmünster und Traunkirchen gestartet. Hierbei stehen der Bevölkerung zwei diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegerinnen in einem eigenen Büro für jegliche Pflege‑, Sozial- und Gesundheitsfragen zur Verfügung – und zwar nicht nur vor Ort, sondern die beiden machen auch Hausbesuche. Mittlerweile wurde das Projekt auch auf die Gemeinden Rotiham am Traunfall, Kirchham und Ebensee ausgeweitet.
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