Die Vermittler des Vereins „Pfahlbau am Attersee“ besuchten bei ihrer jährlichen Bildungsreise Ende Oktober drei Freilichtmuseen in Niederösterreich und im Burgenland. Neben einem Besuch der bekannten Römerstadt Carnuntum standen auch das Keltendorf Schwarzenbach und das Frühmittelalterdorf Unterrabnitz im Burgenland am Programm.
Begleitet wurden die Pfahlbau-Vermittler bereits zum zweiten Mal vom Experimentalarchäologen Wolfgang Lobisser, der die Errichtung historischer Gebäude in den Freilichtmuseen Schwarzenbach und Unterrabnitz leitete. „Die Rückmeldungen waren großartig. Wolfgang Lobisser trägt immer wieder dazu bei, dass es eine interessante Geschichte wird“, zieht Alfons Egger, Obmann des Vereines „Pfahlbau am Attersee“, Bilanz. „Es ist nicht nur eine Wissenserweiterung für die Vermittler, man lernt auch von den von den anderen, wie Vermitteln geht.“
Leben wie im Mittelalter
Lobisser erklärte bei seinen unterhaltsamen Führungen durch die Museen anschaulich, wie sich die Lebensstandards der lokalen Bevölkerung von der Kelten- über die Römerzeit bis ins Frühmittelalter verändert hatte. Im Frühmittelalterdorf Unterrabnitz im Burgenland zeigten sich besonders deutlich die Gegensätze zur luxuriösen Römerstadt Carnuntum mit ihren Villen und Thermen. Auf einer kleinen Waldlichtung kann man hier in drei verschiedenen Häusertypen in die Welt nach dem Zusammenbruch des römischen Reiches eintauchen. Dieses Angebot nutzen vor allem Schulen und Reenactment-Gruppen, die zum Teil mehrere Tage wie im Mittelalter leben. Wie das Dorf mithilfe von Leader-Förderungen errichtet werden konnte, berichtete Alt-Bürgermeister Willi Heißenberger, der zugleich Obmann und Initiator des 2003 errichteten Freilichtmuseums ist.
Ein ganzes Dorf im Keltenfieber
Das Leben vor der Eroberung durch die Römer wird in Schwarzenbach auf der anderen Seite der Niederösterreichisch-Burgenländischen Grenze gezeigt. Am Burgberg neben dem Ortszentrum erforschen Archäologen seit rund 30 Jahren eine der größten keltischen Siedlungen des Ostalpenraumes. In dieser befestigten Stadt geht man davon aus, dass Eisenerz verarbeitet wurde, was den Bewohnern zu ihrem Wohlstand verhalf. Im heutigen Freilichtmuseum können die Besucher nicht nur nachgebaute Keltenhäuser entdecken, sondern auch bis zu 5.000 Jahre alte Originalfunde betrachten. Zum Leben erweckt wird das Dorf immer wieder von Gruppen, die das Leben der Kelten nachspielen, sowie beim jährlichen Keltenfest. Dieses einzigartige Festival lockt rund um die Sommersonnenwende bis zu 8.000 Besucher pro Tag in die 900-Seelen-Gemeinde und wird von 750 ehrenamtlichen Helfern ermöglicht.
Eintauchen in die Welt der Römer
Zum Abschluss der Bildungsreise besuchte die Gruppe noch das römische Stadtviertel und das Museum Carnuntinum in den niederösterreichischen Gemeinden Bad Deutsch-Altenburg und Petronell-Carnuntum. Im ersten österreichischen Grabungsmuseum, das vor mehr als hundert Jahren eröffnet wurde, entdeckten sie spannende Funde aus der Antike. Besonderes Interesse weckte unter anderem eine Karte des römischen Reiches, auf der die Orte Tergolape im Bereich um Schwanenstadt und Laciacis (Vöcklamarkt/Frankenmarkt) eingezeichnet sind.
Im römischen Stadtviertel versetzten schließlich die aufwändig nachgebauten Villen und die Therme mit ihren Fußbodenheizungen die Pfahlbau-Vermittler ins Staunen.