Die Volkshilfe Flüchtlings- und MigrantInnen-Betreuung wurde am Freitag, 19.1.2024 vom Mauthausen Komitee mit dem Le-Caër-Preis ausgezeichnet.
Der Preis, der für Zivilcourage, Menschlichkeit und ein friedliches Miteinander steht, wurde vom Laudator Univ.-Prof. Dr. Josef Weidenholzer an Senka Causevic übergeben.
Menschlichkeit, Toleranz und Zivilcourage sind heute wichtiger denn je
Weidenholzer nannte die Volkshilfe „Soziale Heimatorganisation“ und verwies als Beispiel auf die erfolgreiche Integration jener Menschen, die vor 30 Jahren vor dem Balkankrieg zu uns geflüchtet sind. „Die Region Vöcklabruck und das gesamte Salzkammergut wären ohne sie nicht mehr denkbar“, so Weidenholzer in seiner Rede. Gastronomie, Pflege und produzierende Betriebe würden ohne die Zuwanderung nicht mehr funktionieren.
Frederik Schmidsberger vom Mauthausen Komitee sprach in seiner Begründung für die Auszeichnung über das Engagement der Beschäftigten der Volkshilfe. „Sie leisten viel mehr als nur einen Job von 8 bis 16 Uhr. Sie leben die Aufgabe und helfen den Menschen.“ Die Leiterin der Region Vöcklabruck, Senka Causevic, sei dafür neben so vielen anderen das beste Beispiel.
Volkshilfe will den Preis mit Schulen, Ärzten, Gemeinden, und Behörden teilen
In ihrer Dankesrede sagte Frau Causevic, dass sie sich über die Auszeichnung sehr freue. Sie und ihre Kolleg:innen wollen den Preis mit Schulen, Ärzten, Gemeinden und Behörden teilen. Viele tragen zur erfolgreichen Integration und damit zu Zusammenhalt und Frieden bei. Sie ist stolz, einen solchen Preis bekommen zu haben und verspricht, dass die Volkshilfe weiter diesen wichtigen Beitrag leisten wird.
Wer war Paul Le Caër?
Der Namensgeber Dr. Paul Le Caër, der 2010 den ersten Preis noch selbst an Lois Sattleder überreicht hat, war Häftling im KZ Schlier in Redl-Zipf. Paul Le Caër wurde im Februar 1943 als neunzehnjähriger Gymnasiast aufgrund seines Widerstandes gegen die deutsche Besatzung von der Gestapo im Klassenzimmer verhaftet und im April in das KZ Mauthausen verschleppt. Nach seiner Verlegung ins KZ-Nebenlager Wiener Neustadt kam er im November 1943 in das KZ-Außenlager Redl-Zipf (Deckname „Schlier“) und wurde zu schweren Erdarbeiten eingeteilt. Nach einem Zusammenbruch hatte er das Glück, körperlich am Ende, zu Sanitäterdiensten im „Krankenrevier“ herangezogen zu werden und überlebte nur so die mörderische Arbeit im KZ.
Als die SS das Außenlager Anfang Mai 1945 auflöste und die Häftlinge nach Ebensee transportierte, konnte er fliehen. Im Zuge seiner Flucht nahm er das „Totenbuch“ des Lagers mit den Namen von 266 ermordeten Häftlingen an sich und bewahrte es vor der Vernichtung.
Am 8. Mai 1945 stieß Paul Le Caër auf das KZ-Außenlager Lenzing und informierte in der Folge die alliierten Streitkräfte über das Lager bzw. versuchte, den dort untergebrachten weiblichen Häftlingen zu helfen.
In den Tagen kurz nach der Befreiung gelang es Paul Le Caër, mit zwei seiner Mithäftlinge, den letzten Lagerkommandanten von Schlier aufzuspüren, gefangen zu nehmen und den amerikanischen Behörden auszuliefern.