Die abschließende Gemeinderatssitzung des Jahres in Gmunden bot alles andere als ein harmonisches Bild. Im Mittelpunkt des Abends stand das zerrüttete Verhältnis innerhalb der NEOS-Fraktion, das durch gleich zwei Misstrauensanträge gegen führende Mitglieder der Partei offen zutage trat.
Wiatschka im Fokus
Den Auftakt des politischen Dramas bildete ein Misstrauensantrag gegen Philipp Wiatschka, den ehemaligen Spitzenkandidaten der NEOS und Sicherheitsstadtrat. Eingebracht von seiner eigenen Fraktion, wurde der Antrag mit der erforderlichen Zweidrittel-Mehrheit angenommen. Zwei der drei verbliebenen NEOS-Gemeinderäte stimmten für seine Absetzung, während ein Mitglied dagegenhielt. In seiner Abschiedsrede beklagte Wiatschka, dass nicht nur das Vertrauen innerhalb der Fraktion, sondern auch persönliche Freundschaften zerbrochen seien.
Zweite Abwahl: Windbichler gerät ins Visier
Doch die Unruhen endeten damit nicht. Nur kurz nach Wiatschkas Absetzung wurde auch Fraktionsvorsitzende Linda Windbichler mit einem Misstrauensantrag konfrontiert. Die tiefen Risse innerhalb der NEOS wurden noch deutlicher, als Gemeinderat Roland Simmer ankündigte, er habe eine Anzeige wegen Amts- und Befugnismissbrauchs gegen Windbichler bei der Landeskriminalpolizei eingereicht. Er warf ihr vor, ihm mehrfach den Zugang zu wichtigen Dokumenten verweigert zu haben.
Wie zuvor unterlag auch Windbichler beim Misstrauensvotum, das erneut mit 2:1 Stimmen ausging. Da die Fraktion keinen gültigen Vorschlag für die Nachbesetzung des Stadtratsmandats vorlegen konnte, musste der gesamte Gemeinderat über die Personalie entscheiden. Wenig überraschend wurde Windbichler mit 25 von 36 Stimmen in ihr Amt gewählt.
Gmundner Bürgermeister lobt neue Stadträtin an
Bürgermeister Stefan Krapf äußerte sich positiv über die Wahl von Linda Windbichler und betonte, dass er sich auf eine gute und konstruktive Zusammenarbeit mit ihr freue. Vizebürgermeisterin Uli Feichtinger zeigte sich ebenfalls zufrieden und hob hervor, dass der Stadtrat mit Windbichler nun eine zweite Frau in seinen Reihen habe. Zu den Spekulationen rund um Philipp Wiatschka stellte Feichtinger klar: „Es hat keine Deals und Absprachen gegeben.“ Ihr sei eine konstruktive Zusammenarbeit wichtig, die den Gmundnerinnen und Gmundnern zugutekomme. Windbichler selbst bedankte sich für das entgegengebrachte Vertrauen, merkte jedoch an: „Es hat viele Gespräche gegeben, ich hätte uns das allen gerne erspart.“
Wiatschka startet neu mit „WIA für Gmunden“
Auch für Philipp Wiatschka war der Ausgang des Abends offensichtlich schon klar, denn er präsentierte eine neue politische Bewegung: Gemeinsam mit Anna Faritsch, Geschäftsführerin eines Immobilienunternehmens, gründete er die Bürgerplattform „WIA für Gmunden“. Die Initiative strebt an bei der Gemeinderatswahl 2027 anzutreten. Solange will Wiatschka als „wilder Abgeordneter“ im Gemeinderat aktiv bleiben.
Kekse als Trost?
Abseits des politischen Chaos sorgte der Abend auch für humorvolle Reaktionen. Dina Fritz, Gemeinderätin der FPÖ, kommentierte auf Facebook: „Vorweihnachtlicher Abend im Rathaus: die letzte Gemeinderatssitzung des Jahres! Zum Glück gibt’s Kekse!“