Ein Attraktivierungskonzept für die Almtalbahn wurde erstellt. Bis 2017 laufen noch die Verträge mit den ÖBB. Die Grünen fürchten jedoch, dass bis dahin kaum mehr investiert wird und dann ein marodes Bahnnetz übernommen werden muss. Um die Almtalbahn wieder “auf Schiene” zu bringen müsste man 46 Millionen Euro investieren.
Almtalbahn hätte großes Fahrgastpotential — Investitionen fehlen aber seit 20 Jahren!
Die Almtalbahn verkehrt eingleisig vom Welser Hauptbahnhof-nach Grünau im Almtal und hat eine Länge von ca. 43 Kilometer. Das Einzugsgebiet umfasst ca. 100.000 Einwohner in 17 Gemeinden, 90 Prozent der Fahrgäste sind Pendler, die nach Linz oder Wels einpendeln, zwei von drei Nutzern SchülerInnen oder Studenten.
Zudem ist das Almtal ein qualitativ hohes Erholungs- und Tourismusgebiet mit Ausflugszielen in das Skigebiet Kasberg, das Naturschutzgebiet Almsee oder Wanderungen ins Tote Gebirge. „Die Almtalbahn hat damit ein nicht zu unterschätzendes Fahrgastpotential. Fakt ist aber, dass die Bahn mit nur mehr rund 1200 Fahrgästen pro Tag weit weg von ihrem eigentlichen Potential bis 2500 Fahrgästen pro Tag ist“, kritisiert Ahamer.
Katastrophale Infrastruktur führt zu unverantwortlicher „Fahrgastvertreibung“
Dass das Potential bei weitem nicht ausgenutzt wird, liegt vor allem an der stiefmütterlichen Behandlung der Bahn in den vergangen Jahren: In den letzten 20 Jahren gab es keine relevanten Modernisierungsmaßnahmen. Bis 2016 sind auch keine Modernisierungsmaßnahmen geplant.
Daraus ergibt sich der derzeitig katastrophale Zustand der Bahn: 20 der knapp 43 Schienenkilometer müssten grundlegend saniert werden, durch etliche Langsamfahrstellen (in Summe 3,3 Kilometer Wegstrecke) dürfen Züge auf Grund des miserablen Ober- und Unterbaus der Strecke teilweise nur 20km/h fahren, was zu einer Gesamt-Fahrtzeit von 1h und 5 Minuten für diese Strecke führt.
In den letzten 20 Jahren wurden mit Aschet, Maidorf, Moos, Wasserhub und Heiligenleithen fast ein Viertel der Haltestellen aufgelassen. Personal wurde eingespart und mittels Fahrkarten-Automaten ersetzt, deren Benutzerfreundlichkeit und besonders das Fehlen von persönlichen Ansprechpartnern von älteren KundInnen kritisiert werden. Durch Schließungen von Bahnhöfen entlang der Strecke sind Fahrgäste gezwungen, Informationen direkt beim Lokführer einzuholen, da zudem in den Regionalzügen auch der Zugbegleiter eingespart wurde.
„Hinzu kommt, dass es die Bahnhöfe (ausgenommen Bahnhof Wels) nicht barrierefrei sind, moderne Fahrgastinformationen fehlen, der Witterungsschutz mangelhaft ist und sich die Bahnsteiganlagen in Summe in einem desolaten Zustand befinden“, so Ahamer. Zudem entspricht der Fuhrpark nicht mehr den heutigen Bedürfnisses der Fahrgäste: Seit 1989 wird der Triebwagen 5047 verwendet, der weder barrierefreien Zugang bietet, keine Klimaanlage, aber viel Innenraumlärm aufweist, keine automatische Fahrgastinformation bietet und nur eine beschwerliche Fahrradmitnahme ermöglicht.
Modernisierung der Almtalbahn schon längst überfällig – Neuer Stunden-Fahrplan,
Investitionen in Schienennetz und moderne Ausstattung von Bahnhöfen und Zugmaterial
„Will man die Almtalbahn zum Individualverkehr konkurrenzfähig machen, muss ehestens in die Almtalbahn investiert werden. Schlussendlich sind die Menschen im Almtal in ihrer Mobilität auf die Schiene angewiesen“, betont die stellv. Grüne Landesprecherin und Fraktionsobfrau der Grünen Altmünster, Maria Wimmer. Auch andere Regionalbahnen wie die Salzburger Lokalbahn, die Vinschgerbahn oder die Zillertalbahn zeigen vor, dass sich Investitionen in die Bahn mehr als lohnen. Der erste und auch wichtigste Schritt zu einer Modernisierung der Almtalbahn ist daher die Verbesserung des Angebots. Verbessertes Angebot führt natürlich zu mehr Nachfrage, mehr Fahrgastaufkommen rechtfertigen auch die Investitionen.
„Ziel muss es daher sein, das Fahrplanangebot und die Reisezeit zu verbessern, und den Komfort der Verkehrsstationen und des Fuhrparks zu erhöhen. Dazu braucht es auch einen regelmäßigen Stundentaktverkehr, der aber nur mit hoher Qualität und Infrastruktur möglich ist“, so Wimmer.
Umdenken der Entscheidungsträger notwendig
Klar ist auch, dass die Umsetzung dieser Attraktivierungsmaßnahmen von finanziellen Beteiligungen der Länder und des Bundes abhängig sind. Die Kosten für die Sanierung bzw. Modernisierung würden je nach Investitionsvolumen 40 Millionen (Sofort-Investitionen in Schieneninfrastruktur, Bahnhofs-Umbau und Fuhrpark) bis 70 Millionen Euro (zusätzliche Mehrkosten für Umbau von weiteren Bahnhöfen und Haltestellen) betragen.
„Ein Umdenken der Entscheidungsträgerinnen ist dringend notwendig, um für eine rasche und nachhaltige Modernisierung der Almtalbahn zu sorgen. Die Konzepte dafür liegen auf dem Tisch, das Fahrgastpotential ist auch erwiesen – nun geht es um die Finanzierung. Und dafür werden wir uns bei den Verhandlungen mit dem Bund ganz vehement einbringen“, verspricht Schwarz.
50% Bund, 50% Land
Verhandlungen mit dem Bund über Übernahme der OÖ. Regionalbahnen „Die Grünen haben sich schon immer vehement für eine Attraktivierung und Modernisierung der OÖ. Regionalbahnen ausgesprochen“, so die Grüne Verkehrssprecherin und stellv. Landessprecherin LAbg. Ulrike Schwarz. „Bei den anstehenden Verhandlungen mit dem Bund werden wir daher ganz genau darauf achten, ausreichend finanzielle Mittel vom Bund für eine solche Modernisierung zu bekommen – das ist für uns Grundbedingung für eine mögliche Übernahme der Regionalbahnen“.
In den ersten Verhandlungsrunden wird vor allem über die Übernahme der großen vier Strecken Hausruck‑, Mühlkreis‑, Almtal- und Aschacher Bahn verhandelt. Langfristig wird aber auch die Zukunft aller anderen Regionalbahnen wie der Almtalbahn stark von den Verhandlungsergebnissen abhängig sein. „Wir werden sicherlich nicht zulassen, dass es dabei zu einer Konzentration auf die Hauptachsen kommen wird, und alle anderen Regionalbahnen „links liegen gelassen“ werden, so Schwarz. „Wir sind jetzt an einem Punkt angekommen, wo man nach Jahrzehnten der Vernachlässigung unsere Regionalbahnen schnellstmöglich modernisieren und attraktivieren muss.
Die Menschen in den Regionen haben ein Recht auf ein attraktives Angebot im Öffentlichen Verkehr – nicht zuletzt auf Grund der für viele Menschen schon existenzbedrohenden Spritpreise“. In den letzten Jahren passierte aber genau das Gegenteil: Die die Schienen- und Streckeninfrastruktur wurde nicht ausgebaut oder modernisiert, sondern von ÖBB und Bund vernachlässigt. Beispiele dafür gibt es genug: Dutzende Regionalzüge wurden in den letzten Jahren eingestellt, in Summe wurden hunderttausende Regionalbahnkilometer allein seitens der ÖBB bei den Fahrplan-änderungen 2011 gestrichen.
Weniger und mangelhaftes Angebot schafft natürlich weniger Nachfrage- umso mehr sorgen jetzt die Aussagen der Verkehrsministerin Bures, in denen die Verkehrsachsen in OÖ als „Nostalgie-und Tourismusbahnen“ abgekanzelt wurden, in den Regionen für massiven Unmut unter den zahlreichen PendlerInnen“, so Schwarz.