Derzeit sind im Bezirk Gmunden mehr als 5.393 Unternehmer (von 6634 Kammermitgliedern) aktiv tätig. Der weitaus größte Teil sind Unternehmen, die keine Mitarbeiter beschäftigen.
„Insgesamt arbeiten 63 Prozent der Betriebe im Bezirk Gmunden ohne Mitarbeiter, das sind 3399 Unternehmen. Die Zusammensetzung der Betriebe ist sehr vielfältig. Einige Beispiele sind Mobilfriseure, Masseure, Fußpfleger, Fitnessstudios, EDV-Berater, Baggerunternehmungen, Fotografen, Gartengestalter, Outdoorunternehmer, Zuckerartisten, Barmixer, Seminarveranstalter, Buchhalter, Unternehmensberater, Technische Büros usw.“, sagt Martin Ettinger, Obmann der JW Gmunden.
„Gemeinsam hat diese Gruppe eine bedeutende Wirtschaftskraft für die Region. Die Betriebsformen der einzelnen Unternehmer sind sehr unterschiedlich. Vielfach werden die Betriebe als Nebenerwerb zu einer Beschäftigung als Dienstnehmer ausgeführt, wobei aber zu beobachten ist, dass sich die Gründer in der Anfangsphase ihres Unternehmens mit einem zusätzlichen Standbein als Dienstnehmer wirtschaftlich absichern. Bei entsprechendem Erfolg wird die unselbständige Tätigkeit bald aufgegeben“, ist Ettinger überzeugt.
383 Gründungen aus 2009 brachten neben dem Gründer 403 Arbeitsplätze Die wirtschaftliche Bedeutung der Ein-Personen-Unternehmer (EPU) wird durch die hohe Gründungsintensität unterstrichen. 2011 machten sich 316 Personen (387 mit Personenbetreuern) im Bezirk Gmunden selbständig.
„Der überwiegende Teil der Neugründer beschäftigt in der Anfangsphase keine Mitarbeiter und trotzdem darf der Beschäftigungsaspekt nicht vernachlässigt werden, denn immerhin entstanden 2009 aus den 383 Gründungen im Bezirk Gmunden 64 Dienstgeberbetriebe mit 403 Mitarbeitern, aber auch 2011 beschäftigten 23 Neugründer bereits im ersten Jahr ihres Bestandes 131 Mitarbeiter“, so Ettinger.
- 2009: 383 Gründungen – davon 64 Dienstgeberbetriebe mit 403 Mitarbeiter
- 2010: 400 Gründungen – davon 69 Dienstgeberbetriebe mit 289 Mitarbeiter
- 2011: 387 Gründungen – davon 23 Dienstgeberbetriebe mit 131 Mitarbeiter
Robert Oberfrank, Leiter der WKO Gmunden:
„Neues gefördertes Unternehmens-Entwicklungs-Programm für Ein-Personen-Unternehmen “
Aus der intensiven Beratungstätigkeit weiß die WKO Bezirksstelle Gmunden über immer wieder auftretende Problemfelder in den ersten Unternehmerjahren. Dies sind einerseits Themen rund um den Markt, das Zahlenwerk im Unternehmen, Themen um die eigene Person wie Zeitmanagement, Stressbewältigung und Lebensqualität.
„Deshalb wurde nun im Rahmen der WIFI-UNTERNEHMER-AKADEMIE zusammen mit den Bezirksstellen der WKOÖ unter dem Titel ‚Ich und mein Unternehmen‘ ein Erfolgsprogramm für Unternehmer mit Potenzial entwickelt“, informiert Robert Oberfrank, Leiter der WKO Gmunden.
Den Seminarteilnehmern werden dabei praxisgerechte Informationen zur klaren Produkt- und Dienstleistungspositionierung gegeben. „Ein wesentliches Anliegen ist uns auch die Weitergabe von Kenntnissen zur betriebswirtschaftlichen Beurteilung eines eigenen Betriebes“, stellt Oberfrank fest.
„Jungunternehmer neigen dazu, nur mehr den eigenen Betrieb zu sehen und nehmen kaum auf die eigene Lebensqualität Rücksicht. Deshalb erscheinen Hinweise zur Bewältigung des persönlichen Arbeitsstresses, das Erkennen von Zeitfallen und der Umgang mit der Flut von Informationen, als besonders wichtig für Unternehmensgründer“, so Oberfrank.
Präsentation eines Zukunftplans
Gottfried Huemer als Experte für Zeit- und Selbstmanagement wird die Ein-Personen-Unternehmer in dieser Thematik begleiten. Das Ausbildungsprogramm endet mit der Präsentation eines Zukunftsplans. Darüber hinaus erfolgt eine zweistündige Umsetzungsbegleitung im Unternehmen. Durch besondere Fördermaßnahmen der WKOÖ reduzieren sich die Kosten pro Teilnehmer von 1.850 auf 1.150 Euro. Durch das Bildungskonto des Landes OÖ können im Falle einer Förderwürdigkeit weitere 50 Prozent Förderungen erzielt werden.
Viele weitere Serviceleistungen der WKOÖ für EPU
Begleitung in der Gründungsphase: In erster Linie wird das Gründerservice der WKO Oberösterreich von den Ein-Personen-Unternehmen in der Gründungsphase in Anspruch genommen. Jährlich nehmen dieses Angebot im Bezirk Gmunden rund 700 Personen an. Besonderes Augenmerk wird bei der Beratung auf Umsetzbarkeit der Gründungsidee und Wirtschaftlichkeit genommen.
„Immer wieder wird in der Öffentlichkeit diskutiert, dass arbeitslos gemeldete Personen in die Selbständigkeit gedrängt werden, was aber keinesfalls stimmt. Vielmehr wird Gründungsinteressenten von der Betriebsgründung abgeraten, wenn die Wirtschaftlichkeit ihrer Idee nicht gegeben ist oder nicht ausreichend Eigenkapital vorhanden ist. Dies wird auch durch die Zahl der Gründungsberatungen im Jahr 2011 mit 700 und die Anzahl der tatsächlichen Gewerbeanmeldungen mit 387 bestätigt“, betont Oberfrank.
Workshops für Unternehmensgründer: Eine Möglichkeit, Informationen zu mehreren Themen gleichzeitig zu bekommen, sind die kostenlosen Gründerworkshops in der WKO Gmunden und Bad Ischl. Diese werden monatlich durchgeführt, im Vorjahr nahmen 189 gründungsinteressierte Personen teil. Diese Workshops gliedern sich in drei Fachbereiche: Rechtlicher Teil, Marketing und Betriebswirtschaft & Steuern.
EPU-Portal, Mentoring-Programm, Netzwerke: Neben der intensiven persönlichen Gründungsberatung bietet die WKO Oberösterreich ein umfangreiches EPU-Portal mit Informationen über Finanzierungen und Förderungen, Soziale Absicherung, Steuern, Aus- und Weiterbildung usw.
Im Rahmen des EPU-Mentoringprogramms werden weiters erfahrene Unternehmer für die gezielte Weiterentwicklung von Ein-Personen-Unternehmen zur Verfügung gestellt. „Die Akademie für Kleinunternehmer richtet dazu noch über die WIFI-UNTERNEHMER-AKADEMIE und das Weiterbildungsangebot der Jungen Wirtschaft und Frau in der Wirtschaft ein umfangreiches Aus- und Weiterbildungsangebot an die Ein-Personen Unternehmer“, ergänzt Oberfrank die umfangreichen Seviceleistungen der WKOÖ für Unternehmer ohne Mitarbeiterbeschäftigung.
Wichtige Forderungen für EPU
„Eine Verbesserung der Situation der Ein-Personen-Unternehmer könnte durch eine unbürokratische Absetzbarkeit des Arbeitszimmers im Wohnungsverband geschaffen werden. Auch eine weitgehende Vereinfachung der Steuererklärung mit einer angemessenen Betriebsausgabenpauschalierung würde den Kleinunternehmern viel Bürokratie ersparen.
Viele Unternehmen, die heute die ganze Welt beliefern, haben als Kleinstbetriebe begonnen. In der Menge der derzeit 3399 Ein-Personen-Unternehmer im Bezirk Gmunden sind viele Talente mit Entwicklungspotenzial versteckt. Unsere Aufgabe ist es, die Potenziale zu heben und deren Entwicklung durch gute Angebote und günstige Rahmenbedingungen zu fördern“, sind sich Ettinger und Oberfrank einig.
Bei Ein-Personen-Unternehmen steht wie beispielsweise bei der Netzwerkgruppe in Gmunden Kooperation hoch im Kurs (© Fischbacher, Abdruck honorarfrei).
Ein typisches Ein-Personen-Unternehmen: beispielsweise das Schuhservice von Zlatibor Veljkovic im Salzkammergut Ein-kaufspark Gmunden (© Fellner, Abdruck honorarfrei).