Der riesige Schutt- und Schwemmkegel des Gmundner Gschliefgrabens am Ostufer des Traunsees ist zwar schon wieder grün, aber in der Diskussion ist vier Jahre danach noch immer nicht Gras über die katastrophale Gschliefgrabenrutschung gewachsen. Die Akademie der Wissenschaften hatte das Jahrhundertereignis exakt voraus gesagt, die Wildbach hatte es zumindest nicht ausgeschlossen. Dann waren 4 Millionen Kubikmeter ins Rutschen geraten, stellenweise mit bis zu fünf Metern pro Tag.
Am Stammtisch hört man bis heute: Man hätte die Massen doch einfach in den See abfahren lassen sollen. Um die Millionen, die der Abtransport von 350.000 Kubikmetern Material und die Drainagierung gekostet haben, hätte man den Besitzern der verlorenen Häuser allesamt Villen auf sicherem Terrain hinstellen können …
Dass das bei weitem zu kurz gedacht ist, erläutert der Gmundner Stadtgeologe (ERKUDOK-Institut der K‑Hof-Museen) und Gschlief-Kenner Dr. Johannes Weidinger im soeben erschienenen Fachmagazin “MACH2”.
In dieser Publikation des OÖ. Landesmuseums entwirft Weidinger unter dem Titel “Was wäre gewesen, wenn…?” ein Szenario des Nichteingreifens in die Rutschung. Dass einige Häuser dutzende Meter in den See hinaus geschoben und dort teils versunken wären, das wäre noch das geringste Übel gewesen, sagt der Geologe.
Grafik: Weidinger/ERKUDOK
Über den dauerhaft instabilen und ständig von Muren und Rutschungen bedrohten Schuttkegel wäre kein Straßenbau mehr möglich gewesen. Der Landweg zu den dutzenden Häusern im Süden wäre für immer abgeschnitten, das Wohngebiet und Naherholungsgebiet (man zählt alleine 10.000 Traunstein-Bergsteiger pro Jahr) wäre nur mehr auf dem Seeweg erreichbar.
Der schlimmste Fall ist damit noch gar nicht beschrieben; ein großflächiger Uferbruch durch die Auflast der hinaus geschobenen Erdmassen. Dabei wären riesige Teile des Kegels mit allen Häusern darauf schlagartig in die Tiefen des Sees hinab geglitten. Mit der “Ansetz”, dem alten Verladeplatz vor den Forststraßentunnels, war genau das ja tätsächlich passiert.
Quelle: “MACH2”, Magazin für Technikgeschichte, Nr. 2/2012, Seite 63 — 69. Erhältlich ist das Magazin (9 Euro) im Schlossmuseum Linz und bei Bernhard Raingruber, Tel. 0732/674256–178, Mail katalogbestellung@landesmuseum.at,