Sieben Mitglieder des rechtsradikalen Netzwerkes Objekt 21 müssen sich ab morgen Mittwoch in Wels vor Gericht in einem Marathonprozess verantworten. Neben nationalsozialistischer Wiederbetätigung wird ihnen auch Raub, Menschenhandel und Brandstiftung vorgeworfen. Es wurden vorerst drei Verhandlungstage anberaumt. Ein Urteil für diese Woche wird noch nicht erwartet.
Der — laut Eigendefinition — Freizeit- und Kulturverein hatte sich in einem Bauernhof in Desselbrunn (Bezirk Vöcklabruck) eingemietet. Das Haus gehörte ausgerechnet dem Vater von Regisseur Stefan Ruzowitzky, der für sein KZ-Drama „Die Fälscher“ einen Oscar erhielt. Er war die unliebsamen Mieter erst mit einer Delogierung Ende 2012 losgeworden.
Amtsbekannte Rechtsextreme
Bei den sieben Angeklagten soll es sich um amtsbekannte Rechtsextreme und um den harten Kern von „Objekt 21“ handeln. Der Prozess umfasse alle Personen, die in diesem Zusammenhang identifiziert und ausgeforscht werden konnten, so die Staatsanwaltschaft.
Die Beschuldigten dürften außerdem Teil einer größeren kriminellen Organisation gewesen sein, auf deren Konto zahlreiche Straftaten — von Brandstiftung über Raub bis hin zu Menschenhandel — gehen. Derzeit arbeitet die Justiz Anzeigen gegen rund 35 Verdächtige ab, einige mussten sich bereits vor Gericht verantworten.
salzi.aktuell — Nachrichten vom 22.10.2013
„Partyzentrum“ mit NS-Symbolen
In der Wiederbetätigungs-Anklage konzentriert sich die Staatsanwaltschaft auf die Jahre 2008 bis 2010. In diesem Zeitraum sollen die Beschuldigten an Veranstaltungen teilgenommen haben, bei denen die NS-Ideologie verherrlicht wurde. In ihrem Partyraum seien Nazi- bzw. SS-Devotionalien aufgehängt gewesen, die Grillstelle im Garten war in Form einer „Schwarzen Sonne“ — eines NS-Symbols — angelegt und am Eingang die Reichskriegsflagge gehisst.
Zudem habe man entsprechendes Propagandamaterial bereitgehalten und Lieder gesungen, die inhaltlich unter das Verbotsgesetz fallen. Hinzu kommen das Vorzeigen nationalsozialistischer Symbole und Tätowierungen sowie Hitlergrüße. Für den Geschworenenprozess sind vorerst drei Tage anberaumt, ein Teil der Angeklagten bestreitet die Vorwürfe.